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0586 - Gasthaus zur Hölle

0586 - Gasthaus zur Hölle

Titel: 0586 - Gasthaus zur Hölle
Autoren: Jason Dark
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geschrieben…«
    »Was nicht heißen muß, daß sie das Grab auch gekauft hat«, unterbrach mich der Kollege. »Wie kann man überhaupt darauf kommen, für zwei Leute wie Sie so etwas zu tun?«
    Wieder zeigte ich ein knappes Lächeln. »Wissen Sie, es gibt Dinge, die sind mit dem normalen Verstand oder rational nicht zu begreifen. Wir sind Polizisten, okay, aber wir beschäftigen uns mit diesen eben erwähnten Dingen, mit metaphysischen Fällen.«
    »Jagen Sie Geistwesen oder Dämonen?«
    »So kann man es nennen.«
    Suko und ich mußten lachen, als wir das Gesicht des Kollegen Eberleitner sahen. Er würde uns nicht glauben. Wir konnten ihm auch keinen Vorwurf machen, aber wir wollten uns die Beerdigung der Gertrud Moser unbedingt anschauen.
    Den Weg beschrieb uns Kollege Eberleitner und zeichnete die Strecke auf einem Stück Papier auf.
    Wir bedankten uns und machten uns auf den Weg zur Tiefgarage, wo der Leihwagen stand.
    Über Salzburg stand nach wie vor die Sonne. Fröhliche Menschen begegneten uns. Wir konnten ihre Gefühle nicht teilen. Wo Sonne war, war auch Schatten, und der erschien mir von Sekunde zu Sekunde dichter zu werden…
    ***
    Auch der Friedhof lag im Schein der Maisonne. Warme Strahlen badeten die hohen Bäume und ließen das frische Grün der Blätter noch frischer erscheinen. Vögel zwitscherten im Geäst oder suchten ihre Wege über den Gräbern, die allesamt sehr gepflegt aussahen und so wirkten, als würden sie jeden Tag neu in Ordnung gebracht.
    Von der Ferne grüßten die Bergketten. Im Sonnenlicht schimmerten sie blaugrau und standen wie schützend hinter der Festung Hohensalzburg.
    Das dünne Bimmeln der Totenglocke war längst verklungen. Trotz des schönen Wetters waren auf dem Friedhof das Leid und der Schmerz zu spüren.
    Allgegenwärtige Gefühle bei Beerdigungen, besonders bei denen einer jungen Frau wie Gertrud Moser, die brutal aus dem Leben gerissen worden war.
    Ein so sinnloser Tod, der auch von den Trauergästen nicht erfaßt werden konnte, denn es gab nur wenige Menschen, die nicht weinten und schluchzten.
    Das Grab lag unweit einer alten Trauerweide, deren dünne Zweige wie lange Totenfinger nach unten hingen und mit ihren Spitzen beinahe den Boden berührten.
    Suko und ich schritten nebeneinander her. Wir bemühten uns, leise zu gehen, da wir die Andacht nicht stören wollten.
    Ich hätte mit dem Mann nicht tauschen wollen. Was sollte er sagen, welche tröstenden Worte sollte er angesichts dieser schlimmen Tat noch finden?
    Hinter der letzen Reihe der im Halbkreis aufgestellten Trauergäste blieben wir stehen.
    Traditionelle dunkle Kleidung herrschte vor. Bei den Männern als auch bei den Frauen. Uns hatte niemand beachtet, keiner drehte sich um, so daß wir Zeit bekamen, uns die Trauergäste, soweit wie möglich, genau anzuschauen.
    Weder Suko noch ich entdeckten Personen, die wir aus unserer Erfahrung heraus als verdächtig einstuften. Die Menschen sahen normal aus. Bewohner aus Salzburg, die Gertrud Moser gekannt hatten und über ihren Tod Trauer zeigten.
    Da war nichts gespielt, es flossen echte Tränen. Die junge Frau hatte viele Freunde besessen.
    Der Pfarrer redete von einem Schicksal, das nur in Verbindung mit einem starken Glauben getragen werden konnte, der letztendlich den Hinterbliebenen die Kraft gab, die Bürde zu übernehmen.
    Ich sah, wie Suko seine Schultern hob. »Alles normal«, wisperte er mir zu.
    »Hast du damit gerechnet, daß der Mörder hier erscheint?«
    »Im Prinzip nicht, aber man erlebt immer Überraschungen.« Suko wollte noch etwas hinzufügen, schwieg aber, weil sich eine Person aus dem inneren Trauerkreis gelöst hatte, sich abwandte, ein Taschentuch vor Mund und Nase gepreßt hielt und von den staunenden Blicken verfolgt wurde, als diese nicht das Ende der Beerdigung abwartete. Weinend rannte die Frau davon.
    Grundlos hatte sie es bestimmt nicht getan. Für Suko und mich stand fest, daß wir mit ihr reden mußten. Sie besaß ungefähr das Alter der Toten, bestimmt hatte sie Gertrud Moser näher gekannt.
    Der Friedhof war zwar groß, trotzdem nicht so übersichtlich wie ein Sportplatz. Es gab genügend Wege und Strecken, die von Büschen und Hecken umsäumt waren, auch hohe Bäume, die ihren Schatten über Gräber und gepflegten Rasen warfen.
    Die Ruhebänke zeigten eine frische, dunkelgrüne Farbe. Ältere Leute hatten hier ihre Plätze gefunden, um möglichst nahe bei ihren Verstorbenen zu sein.
    Auf einer der Bänke fanden wir die weinende
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