Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0586 - Gasthaus zur Hölle

0586 - Gasthaus zur Hölle

Titel: 0586 - Gasthaus zur Hölle
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
noch vorhanden. Nur mehr ein bleiches Schädelgebilde.
    Ich schloß die Augen und spürte gleichzeitig den Druck in meinem Magen. Über meinen Rücken rann eine kalte Haut, obwohl ich anfing zu schwitzen.
    Der Rauch stieg hoch und quoll auch über die Grabränder hinweg.
    Er lockte den Pfarrer an, der ebenfalls einen Blick in die Tiefe warf und bleich wie Rinderfett wurde. Blitzschnell wandte er sich ab.
    Suko hatte sich gedreht. Er schaute mit ernstem Gesichtsausdruck zu mir hoch.
    »Okay«, sagte ich und nickte ihm dabei zu. Mein Freund legte den Deckel wieder auf das Unterteil, befestigte ihn, gab mir die Hand und kletterte aus dem Grab.
    »Wie lautet deine Erklärung, John?«
    »Müßte ich eine haben?«
    »Eigentlich schon.«
    Ich kickte mit dem rechten Fuß einen Lehmklumpen weg. »Die Templer sind dabei, alle Spuren zu löschen, indem sie gleichzeitig welche gelegt haben. Weshalb hätten sie sonst das schwarze T auf dem Sargdeckel erscheinen lassen?«
    »Das meine ich auch.«
    »Jedenfalls haben wir hier nichts mehr zu suchen. Ich will weg sein, bevor der Totengräber kommt.«
    Der Ansicht war auch Suko.
    Ratlos und gleichzeitig nervös erschien uns der Pfarrer. Er fragte uns, was er machen sollte.
    »Keine Ahnung.« Ich lächelte knapp. »Vielleicht nehmen Sie einen Rat an. Lassen Sie alles auf sich beruhen. Versuchen Sie, die Sache zu vergessen.«
    »Einfach so? Der Fall muß weitergeführt werden. Ich kann nicht…«
    »Doch, Sie können ihn uns überlassen. Deshalb sind wir gekommen. Die tote Gertrud Moser war der Grund. Also verhalten Sie sich ruhig. Wenigstens bis zum nächsten Tag. Wenn sich bis dahin nichts verändert hat, dann machen Sie Meldung.«
    Der Geistliche verzog die schmalen Lippen. »Ein gutes Gewissen habe ich dabei nicht.« Er hob die Schultern. »Aber der Fall ist derart ungewöhnlich, daß ich mein Gewissen damit beruhigen kann. Was wollen Sie unternehmen?«
    Ich legte die Stirn in Falten. »Spuren nachgehen, und die wiederum führen mich zu einem anderen Friedhof außerhalb der Stadt oder am Stadtrand. Kennen Sie das Gasthaus zur Hölle?«
    »Das ist mir bekannt.«
    »Sie kennen auch den Wirt?«
    »Nein, nein!« Er wehrte mit beiden Händen ab. »Damit habe ich nichts zu tun, damit will ich auch nichts zu tun haben.«
    »Gut, aber wir.«
    Der Geistliche hatte noch etwas auf dem Herzen. Er wußte nur nicht, wie er sich ausdrücken sollte. Deshalb verabschiedete er sich und ließ uns allein.
    »Was ist mit Ihnen?« wandte sich Suko an Bärbel Hechter.
    Sie hob die Schultern. »Begleiten möchte ich Sie nicht.«
    »Das können wir verstehen.«
    »Andererseits interessiert mich, was mit meiner Freundin geschehen ist.«
    »Wir werden es Ihnen sagen.«
    Sie legte den Kopf schief. »In das Gasthaus könnte ich doch mit Ihnen hinein – oder?«
    »Das ist die Frage. Ich wäre dagegen.«
    »Sie auch Suko?«
    »Natürlich.«
    »Gut, dann gehe ich nach Hause. Aber vergessen Sie bitte nicht, mich zu informieren.«
    »Keine Sorge.«
    »Wissen Sie überhaupt, wo sich der Friedhof befindet?«
    »Genau nicht.«
    »Ich kann es Ihnen erklären. Sie müssen nur eben quer durch die Stadt fahren.«
    »Auch über den Fluß?«
    »Nein, das ist nicht nötig.«
    Ich schaute in die Ferne, wo sich die Berge des Tennengebirges abhoben. Darüber flimmerte der Himmel unter den heißen Sonnenstrahlen. Ich erinnerte mich daran, daß unser Gasthaus noch nicht geöffnet hatte. Erst am späten nachmittag würden die Gäste kommen.
    »Sollen wir Sie nach Hause fahren?« erkundigte ich mich bei Bärbel Hechter.
    »Das ist nicht nötig, ich schaffe es allein.« Sie nickte uns noch einmal zu. »Viel Glück.«
    »Danke.«
    Bärbel Hechter lief davon. Nicht ein einziges Mal drehte sie sich um.
    »So, so«, murmelte Suko, »die Templer mal wieder. Und jemand hat für dich ein Grab bestellt oder gekauft. Siehst du bereits Zusammenhänge?«
    »Noch nicht. Die werden wir bestimmt auf diesem Friedhof finden.«
    »Oder in der Hölle.«
    »Auch das…«
    ***
    Um nicht aufzufallen, waren wir an dem Gasthaus vorbeigefahren.
    Deshalb hatten wir nur einen ersten, flüchtigen Eindruck von ihm mitnehmen können.
    Es war ein altes Gebäude, das sich in den Schatten mächtiger Bäume duckte, die es umstanden. Auch beim Vorbeifahren sahen wir, daß es noch nicht geöffnet war.
    Uns interessierte dann auch mehr der Friedhof. Es war falsch, denn er lag dem Gasthaus nicht direkt gegenüber. Wir mußten noch einige Meter weiter fahren, um ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher