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0583 - Schädeltanz am Hudson

0583 - Schädeltanz am Hudson

Titel: 0583 - Schädeltanz am Hudson
Autoren: Jason Dark
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nicht immer da, Junge. Oft stehe ich allein. Nein, nein das Leben geht weiter. Sowohl für mich als auch für dich.« Ihre Stimme kratzte ein wenig. Curry stand unter Druck. Heftig strich sie durch die dünnen Zöpfe, so daß diese anfingen zu tanzen. Bill konnte sich vorstellen, daß Curry auch von der Nadel abhängig war.
    Im Grunde zählte sie zu den bedauernswerten Geschöpfen. Sie wußte nicht direkt, wo sie hingehörte. Diese Welt haßte sie, obwohl es die ihre war. Die andere Seite jedoch würde sie abstoßen und sich einen Teufel um ihre Probleme scheren. Sie nahm Curry nicht auf.
    Einmal in diesen Kreislauf hineingeraten, gab es so gut wie keinen Ausweg mehr.
    Bill kannte diese Mädchen, er spürte Mitleid mit Curry, die ihre Angst durch übergroße Forschheit zu überspielen versuchte. Im Augenblick fielen ihr die Zuschauer auf die Nerven. »Verdammt, was glotzt ihr denn so? Habe ich Ausschlag – oder was ist?«
    »Reg dich ab, Süße!«
    »Ach, ihr…«
    Bill unterbrach sie. »Du kannst bei mir im Wagen warten.«
    »Mist, ich muß Knete machen. Kohle, verstehst du?«
    Bill holte eine Dollar-Note aus der Hosentasche. Thomas Jefferson war darauf abgebildet.
    Curry bekam glänzende Augen und grinste mit hellen Zähnen.
    »Das ist mein Lieblingsmacker. Jefferson sehe ich gerne.« Blitzschnell nahm sie Bill den Zehner aus der Hand. »Okay, Junge, ich komme zu dir, bin dir ja noch was schuldig.«
    »Überhaupt nichts.« Der Reporter stieg wieder ein. Hinter dem Lenkrad nahm er Platz.
    Curry ging auf die Beifahrertür zu. Sie schaute zu, wie Gurney abgeschleppt wurde. Zwei Männer trugen ihn in ein Haus. Sie verschwanden durch die offene Haustür wie in einer Röhre.
    Dann erst setzte sich Curry, fragte nach einer Zigarette, bekam sie, auch Feuer, bevor sie die Beine ausstreckte und den Wagenschlag zuhämmerte. Sie rauchte und schaute auf das Telefon. »Bist du ein Bulle, Mann?«
    »Nein.«
    »Du fährst aber einen Bullenwagen.«
    »Wieso?«
    »Das Telefon.«
    Bill hob die Schultern. »Dann müßtest du auch Blaulicht und Sirene sehen. Sorry, ich bin keiner.«
    Sie lachte hoch. »Dafür braucht sich keiner zu entschuldigen.«
    Dann schaute sie durch die Scheibe. »Habe ich mich bei dir eigentlich schon bedankt?«
    »Wofür?«
    »Dafür, daß du mich aus der Scheiße geholt hast. Der hätte mich zusammengeschlagen.« Sie hob die Schultern. »So habe ich eine Nacht Ruhe. Morgen sieht alles anders aus. Da bist du weg, dann hat er wieder freie Bahn.«
    »Du solltest wirklich verschwinden.«
    »Wohin denn, Mann?«
    »Hast du keine Freundin oder Verwandte?«
    »Nein. Und wenn, dann sind sie auch nicht besser. Wir gehören doch zu den Beschissenen in dieser verfluchten Stadt. Wir sind ganz unten, verstehst du?«
    »So ungefähr.«
    Sie schluckte, schnippte Asche aus dem Fenster und zerrte an ihrem Kleiderstoff. Dann hob sie die Schultern, als würde sie frieren.
    »Weshalb bist du hier? Du paßt nicht in den Block, nicht in diese Seite. Du mußt dir eine andere aussuchen, da ist es dann…«
    Bill hob die Schultern. »Vielleicht warte ich auf etwas.«
    »Auf bessere Zeiten?«
    »Das nicht.«
    Sie drückte die Zigarette in den Ascher. Wie sie das tat, sah es aus, als wollte sie jemand damit töten, so hart und abrupt. »Sag schon, weshalb hängst du hier herum?«
    Bill wählte seine Worte sehr vorsichtig aus. »Es gibt da eine Geschichte, die passiert sein soll.«
    »Ich glaube nicht an Märchen.«
    »Das ist auch keines, dafür eine Geschichte, aber eine sehr böse, Curry.«
    »Hier passieren nur böse Geschichten. Wir sind dafür bekannt, Mann.«
    »Es geht um Mord.«
    »Bulle, wie?«
    »Immer noch nicht. Du mußt doch auch von den Toten gehört haben und den Lichtern am Himmel, die gleichzeitig die Mörder waren. Man sprach davon, daß es Kräfte waren, die wir nicht kontrollieren können. Die aus dem Jenseits gekommen sind.«
    »O Scheiße«, sagte sie. »Jetzt weiß ich, was du meinst. Ja, die komischen Schädel.«
    »Richtig.«
    Curry warf Bill einen mißtrauischen Blick zu. »Bist du deswegen gekommen und hockst hier herum?«
    »So ist es.«
    »Dann kann ich dich nur bedauern. Das ist doch alles hirnrissig. Ich habe keine Schädel gesehen. Ich glaube auch nicht an das, was Roxi sagt, die kennst du doch – oder?«
    »Schon.«
    »Gut, Meister. Also – Roxi hat was von einem Schamanen gefaselt. Karibik und so.« Sie warf die Arme hoch und verschränkte sie hinter ihrem Kopf. »Für mich ist das alles nicht wahr.
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