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0582 - Der Totenbaum

0582 - Der Totenbaum

Titel: 0582 - Der Totenbaum
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Holz braucht man eigentlich für gar nichts. Häuser kann man aus Stein bauen und Möbel aus Metall und eurem komischen Plastik-Chemie-Stink-Zeugs.«
    Irgendwie schaffte es Fooly, die eigentlich doch recht feste Haut auf seinem Nasenrücken zu kräuseln. »Und selbst für Zeitungen und Bücher braucht man kein Holz, weil man doch keine Zeitungen und Bücher mehr braucht. Schließlich gibt es Fernsehen und Radio…«
    »Könnten wir vielleicht mal wieder zur Sache kommen?« forderte Zamorra. »Wir sprachen von einem Mord, den angeblich ein Baum begangen haben soll.«
    »Nicht angeblich«, beharrte Fooly. »Aber mein Freund hat mir nicht viel darüber verraten. Er hat mir nur gesagt, daß der Mörderbaum keiner von ihnen sei.«
    »Was dann?«
    »Ich weiß es nicht«, seufzte Fooly. »Ich wollt's euch nur mitteilen. Ihr seid doch diejenigen, die sich um solche Denksportaufgaben kümmern. Mich laßt ihr ja nicht mal mithelfen, wenn's ein Problem gibt. Angeblich mach' ich ja nur alles kaputt… bitte sehr, da habt ihr das Problem. Und nun löst es!«
    Er watschelte davon - und rammte den Klapptisch, auf dem Zamorras und Nicoles tragbare Computer standen. Der Tisch kippte, die Geräte rutschten abwärts - und zwei wild aufschreiende Menschen schafften es gerade noch, die Notebooks aufzufangen, ehe sie auf den Fliesen zerschellten.
    »Ich bringe diesen Bonsai-Drachen um«, verkündete Nicole zum x-ten Mal.
    Fooly kratzte sich ausgiebig am Hinterkopf. »Ich hasse es, wenn ein Plan nicht funktioniert«, stellte er fest.
    »Was für ein Plan diesmal?« fuhr Nicole ihn an. »Der Plan, unsere Laptops zu zerstören?«
    »Sicher nicht.« Der Jungdrache schlug mit den Flügeln. »Was müßt ihr die Schlepptops auch unbedingt auf einen so wackeligen Tisch stellen? Nein, ich dachte, nachdem ich über das Wasser gehen konnte, könnte ich auch durch den Tisch hindurch gehen. Aber das hat wohl nicht funktioniert. Da muß ich noch dran üben.«
    Sprach’s und setzte sich wieder in Bewegung - über den Gartentisch hinweg, der in umgekippten Zustand vor ihm lag.
    Prompt verhedderte Fooly sich im Klappgestänge, auf dem der Tisch normalerweise ruhte. Er stolperte, fing seinen Sturz aber mit wild schlagenden Flügeln ab.
    Daß er dabei das Gestänge niedertrampelte und völlig verbog, ließ sich dabei kaum noch vermeiden.
    Nicole holte mit ihrem Notebook aus, um es Fooly um die Ohren zu hauen.
    Zamorra schaffte es gerade noch, sie daran zu hindern.
    »Laß es«, mahnte er beruhigend. »Der Drachenkopf ist garantiert härter als die Technik.«
    Derweil verschwand Fooly bereits im Gebäude.
    Zum Glück war die Glastür weit geöffnet - sonst hätte er möglicherweise an ihr weitergeübt. Zamorra hoffte, daß sich der Flurschaden im Innern des Châteaus in Grenzen hielt. Die Versicherungen stellten sich der häufigen Schadensmeldungen wegen allmählich quer…
    »Bäume, die Menschen töten«, sagte Nicole, stellte ihr Gerät neben Zamorras auf den Boden und setzte sich an den Beckenrand, um die Beine ein wenig im Wasser des Pools baumeln zu lassen. »Es muß etwas mit den Dämonenbäumen von neulich zu tun haben. Das Phänomen ist zu ähnlich - das kann kein Zufall sein. Scheinbar waren wir nicht gründlich genug.«
    »Ich werde mich mal mit Pierre kurzschließen«, sagte Zamorra. »Vielleicht weiß er bereits etwas über den Fall. Wenn nicht, kann er zumindest leichter was herausfinden als wir. Er ist ja schließlich Polizist. Und er hat ja selbst vor Tagen diese gegen den Strom treibenden Dämonenbäume gesehen.«
    Jemand hüstelte hinter ihnen.
    Nahezu geräuschlos war William, der schottische Butler, zu ihnen getreten.
    »Verzeihung, die Herrschaften«, begann er.
    »Schön, daß Sie gerade mal da sind, William«, unterbrach ihn Nicole. »Sehen Sie sich an, was Ihr Drache mal wieder angerichtet hat. Wann erziehen Sie ihn endlich, damit er zu einem anständigen und nützlichen Mitglied der Gesellschaft wird?«
    »Verzeihen Sie, Mademoiselle. Daß der Jungdrache mir seinerzeit zugelaufen ist, bedeutet nicht, daß ich für sein zeitweiliges Fehlverhalten verantwortlich bin. Er ist immerhin mehr als hundert Jahre alt und sollte mithin wissen, was er tut. Wenn es in seiner Erziehung Versäumnisse gab, sind sie während der Nestpflege im Drachenland, zu suchen - wo auch immer das sein mag. Darf ich nun zum Grund meines Erscheinens kommen? Besuch wartet auf Sie. Ich hielt es für ratsam, ihn zunächst ins kleine Kaminzimmer zu
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