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0582 - Der Totenbaum

0582 - Der Totenbaum

Titel: 0582 - Der Totenbaum
Autoren: Werner Kurt Giesa
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seht.«
    »Kannst du mir nicht mehr sagen? Handelt es sich um die dämonischen Bäume von…«
    »Ich habe dir alles gesagt, was ich erfahren konnte. Ihr solltet mich mitnehmen.«
    »Das geht nicht. Du würdest zuviel Aufsehen erregen. Du weißt doch, wie die meisten Menschen über Drachen denken.«
    »Ha!« Fooly sprach jetzt wieder laut. »Die meisten Menschen denken sehr positiv über Drachen. Hat dir noch keiner gesagt, daß Drachen für die Chinesen Glücksbringer sind? Und die Chinesen stellen nun mal den größten Teil der Weltbevölkerung.«
    »Wer hat dir das denn erzählt?«
    »Das weiß doch jeder!« trompetete Fooly. »Gelb regiert die Welt!«
    »Geld, meinst du.«
    »Ach, du willst ja nur recht haben«, maulte Fooly »Na schön, rette die Welt ohne mich, wenn du es kannst. Aber sag hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt. Ich bin nämlich für dich auch ein Glücksbringer. Auch wenn du keiner der gelben Menschen bist. Dein Feind kann jeder sein.«
    »Was heißt das?« fragte Zamorra.
    Fooly antwortete nicht. Er watschelte hastig davon. Irgendwie sah es so aus, als lasse er dabei die Flügel hängen.
    »Gehen wir«, sagte Zamorra.
    Irgendwie hatte er bei dieser Sache ein sehr ungutes Gefühl…
    ***
    Dr. René Mathieu machte Feierabend. Vielleicht etwas verfrüht, zumal noch Arbeit anstand. Aber er fühlte sich nicht richtig wohl, und er konnte sich den Feierabend auch leisten.
    Immerhin hatte er im Laufe der letzten sechs Monate so viele Überstunden angesammelt, daß es beinahe für einen Jahresurlaub reichte. Die Staatskasse war chronisch leer, so daß die Überstunden nicht bezahlt wurden, sondern ›abgefeiert‹ werden mußten.
    Dadurch würde natürlich Arbeit liegenbleiben, und wer die erledigen sollte, hatte noch niemand herausgefunden. Es wurde ja auch kein zusätzliches Personal eingestellt - eben weil die Staatskasse chronisch leer war. Eher hätte man die Überstunden finanzieren als neue Planstellen schaffen können.
    So wuchs zwangsläufig der Druck auf jeden. Man mußte Überstunden in Kauf nehmen, ohne dafür irgendwie entschädigt zu werden. Denn jedes Abfeiern vergrößerte zwangsläufig den Berg der Arbeit, der zu bewältigen war.
    In der Gerichtsmedizin machte sich das besonders bemerkbar - die Fälle mußten schließlich erledigt werden, damit die Staatsanwaltschaft mit ihren Ermittlungen voran kam. Und auch, damit Leichen zum Begräbnis freigegeben werden konnten. Die Aufbewahrungsmöglichkeiten waren begrenzt, und da waren auch noch die Angehörigen.
    Dr. Mathieu fragte sich, ob sein Unwohlsein vielleicht auf die beiden Leichen zurückzuführen war. Er hatte sie heute vormittag obduziert. Normalerweise hatte er zu seinen ›Patienten‹ ein relativ unverkrampftes Verhältnis. Allein aus Selbstschutz für seine Psyche hatte er einen Zynismus entwickelt, mit dem er bei vielen zarter besaiteten Menschen oft böse aneckte.
    Aber das heute…
    Es war so schlimm wie nie gewesen.
    »Durchbohrt wie Schweizer Käse«, hatte er salopp in seinen Bericht geschrieben, und damit hatte er selbst bei seinem Assistenten stirnrunzelnden Unwillen hervorgerufen. In der weiteren Ausführung war er natürlich wissenschaftlicher geworden.
    Aber…
    Er seufzte. Nicht mehr daran denken, sagte er sich. Vergiß es endlich, René!
    Noch ein Grund, heute früher Feierabend zu machen. Zerstreuung suchen, damit er die Bilder endlich verdrängen konnte.
    Verdammt, daß eine Obduktion ihm dermaßen nachhing!
    Er streifte seinen Kittel ab, strich ihn glatt. Leicht zuckte er zusammen, weil er sekundenlang glaubte, daß ihn eine Nadel gestochen hatte.
    Aber in seinem Kittel steckten keine Nadeln, und er konnte auch keine Verletzung erkennen.
    Er verließ den Raum, den Gebäudetrakt und trat hinaus ins Freie. Nach dem Aufenthalt im klimatisierten Gebäude traf ihn die Tageshitze wie ein Hammerschlag.
    Er sah auf die Uhr und hatte Schwierigkeiten, die Zeit zu erkennen.
    Es war auch nicht wichtig.
    Er sah hoch zur Sonne. Sie gab ihm neue Kraft.
    Mit elastischen Schritten ging er zum Parkplatz hinüber, wo sein Wagen auf ihn wartete. Es gab eine Bushaltestelle vor seiner Wohnung und vor seinem Arbeitsplatz, aber das war für ihn kein Grund, auf das Auto zu verzichten, auch wenn er vor dem Haus selten einen Parkplatz fand.
    Er benutzte aus Prinzip keine öffentlichen Verkehrsmittel. Er erhielt sich die Illusion völliger Unabhängigkeit und verfluchte jede Benzinpreiserhöhung.
    Aber als er sich jetzt hinters
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