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058 - Todesschwadron des Geister

058 - Todesschwadron des Geister

Titel: 058 - Todesschwadron des Geister
Autoren: Larry Brent
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In Salisburn gab es
kein College. Er hatte die Wahl gehabt, an der Dorfschule zu unterrichten oder
jeden Morgen zum College in die nächst größere Stadt
zu fahren, und das letzte vorgezogen.
    Susann lebte
von ihrer Erbschaft, hatte sie gesagt. Und Wellmann glaubte ihr natürlich.
    Hatte ihr
geglaubt...
    Von unten
tönte das Pfeifen des Wasserkessels.
     
    ●
     
    Wellmann kam
sich fast vor wie ein Dieb, der aus dem Haus schlich. Draußen wehte ein kalter,
böiger Wind. Bis zum Strand waren es nur wenige Minuten. Es war Flut. Noch
immer war es nicht ganz hell.
    Als er auf
dem Deich stand, konnte er deutlich die Fußspuren erkennen, die sich in den
nassen Sand eingegraben hatten. Sie führten aus dem Meer bis hin zu der Stille,
an der er gerade stand, und verloren sich dann in der Böschung auf der anderen
Seite des Deiches.
    Die Fußspuren
riefen den unangenehmen Gedanken in ihm wach, daß zumindest der zweite
nächtliche Traum gar kein solcher gewesen war. Aber wenn kein Traum ... was
dann? War er vielleicht tatsächlich in der Nacht hier draußen gewesen?
    Er wußte es
nicht. Er versuchte, sich die nächtlichen Erinnerungen ins Gedächtnis
zurückzurufen. In seinem Traum hatte er die Fußspuren des Mannes
zurückverfolgen können, und nun endeten sie direkt vor den Wellen.
    Mittlerweile
war die Flut gekommen, aber wenn er am Strand entlanglief, mußte er über kurz
oder lang wieder auf die Spuren stoßen. Vorausgesetzt, er wählte die richtige
Richtung.
    Das würde
beweisen, daß er nicht geträumt hatte.
    Er lief drei
Kilometer, ohne auf einen Menschen zu stoßen. Oder auf Fußspuren. Nur die Möwen
beobachteten seinen einsamen Morgenspaziergang.
    Ein feuchter,
dichter Nebel wallte vom Meer herüber, so daß fast weniger zu sehen war als zu
Beginn seiner Wanderung.
    Er wollte
schon wieder umkehren, als er auf die Fußspuren stieß. Bis zum Deich hin konnte
er sie mit seinen Blicken zurückverfolgen. Es waren die Spuren nackter Füße.
Daher waren sie auch so leicht wiederzuerkennen.
    Wellmann
folgte ihnen über den Strand den Deich hinauf, wo sie dann infolge der Böschung
nicht mehr zu sehen waren.
    Die Aussicht,
die sich ihm bot, als er zur meerabgewandten Seite hinabblickte, erweckte in
ihm mit einem Schlag wieder die nächtlichen Schrecken.
    Dort unten
lag ein Friedhof.
    Der Größe
nach zu schließen mußte er allen umliegenden Gemeinden als
Gemeinschaftsfriedhof dienen. Die Kreuze und Statuen erhoben sich windschief
und zerklüftet aus den Nebelschwaden.
    Kein Mensch
war zu sehen.
    Wellmann
überlegte. Er konnte sich umdrehen, zurückgehen und seine nächtlichen
Phantasien nun erst recht als Hirngespinste darstellen.
    Oder aber er
verfolgte diese Visionen weiter - mit all ihren Konsequenzen.
    Er entschied
sich für die zweite Möglichkeit. Ohne zu zögern, schlug er den Weg zum Friedhof
ein. Auf dem matschigen, lehmigen Pfad stieß er auch wieder auf die Spuren.
Deutlich hoben sich die Abdrücke nackter Füße von denen beschuhter ab. Sie
führten an den Gräberreihen vorbei bis fast in den hintersten Winkel des
Gottesackers.
    Die Abdrücke
endeten vor einer kleinen, schmucklosen Gruft.
    Wellmann
registrierte es mit der Neugier eines frustrierten Lehrers, der beim Durchlesen
der Klassenarbeiten feststellt, daß die eines Genies darunter ist. Er
überprüfte das Schloß der Gruft. Es war unversehrt.
    »Also«,
überlegte er laut, »der Bursche, den ich verfolge, hinterläßt Spuren. Folglich
kann er sich nicht einfach verflüchtigen .«
    Er lachte,
weil er erkannte, daß er tatsächlich bereit war, an Übernatürliches zu glauben,
wenn es sich ihm offenbarte.
    Noch immer
konnte er umkehren und alles vergessen. Aber er bückte sich und schaute sich
die Steinplatte vor dem Eingang genauer an. Sie war nicht wirklich fest am
Boden verankert. Es war nur eine Idee, aber vielleicht lag unter ihr ein
weiterer Eingang.
    Er packte die
Steinplatte mit beiden Händen und zog mit seinem ganzen Gewicht daran.
Millimeterweise ließ sie sich beiseite rücken. Dabei entstand ein schabendes,
knirschendes Geräusch.
    Unter der
Platte befand sich tatsächlich eine Öffnung. Noch konnte er nicht erkennen, wie
tief hinab sie reichte. Mit aller Kraft schob er sie so weit vor, daß sein
Körper in die Höhlung passen mußte.
    Erneut spähte
er hinein, aber es war nur ein schwarzes, undurchdringliches Loch ohne Boden.
    Wellmann
blickte sich um. Es würde verdammt peinlich werden, wenn ihn jemand entdeckte.
Man könnte ihn für
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