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0578 - Im Labyrinth der Toten

Titel: 0578 - Im Labyrinth der Toten
Autoren: Unbekannt
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falls alle Zugänge bewacht waren.
    Und als seine Schwester, fertig gekleidet, aus ihrem Zimmer kam, war sich Thomas sicher, daß sein Plan gelingen mußte.
     
    *
     
    Dalaimoc Rorvic wälzte sich träge auf der von warmem Wasser berieselten Steinterrasse und genoß den heißen Dampf des Sudatoriums, der ihm tief in die Poren drang und die Blutzirkulation beschleunigte.
    „Möchten Sie einen Schnaps?" fragte eine etwas heisere Stimme aus den Dampfschwaden.
    Rorvic scheuerte stöhnend seinen Rücken an der rauhen Kante der Terrasse.
    Schemenhaft tauchte eine Gestalt auf: lang, dürr, mit wirrem hellem Haar und krebsroter Haut. Eine Hand streckte sich Rorvic entgegen, eine Hand, die den Hals einer Flasche mit goldbraunem Inhalt umklammerte.
    „Ich hatte gefragt, ob Sie einen Schnaps möchten, Dicker!"
    sagte der Lange.
    Der Tibeter gab ein Grunzen von sich.
    „Scheren Sie sich zur Hölle!" knurrte er den Störenfried an. „Ich bin Abstinenzler - jedenfalls heute vormittag."
    Er nahm die Flasche, schnupperte an der Öffnung und trank etwa zwei Daumenbreiten.
    „Es ist tatsächlich Schnaps", meinte er mit gut gespielter Entrüstung. „Dabei sagte ich doch klar, daß ich heute vormittag Abstinenzler bin. Wie heißen Sie überhaupt?"
    Der Lange kicherte.
    „Nennen Sie mich Heinrich, Dicker."
    Einen Herzschlag lang hatte Dalaimoc Rorvic eine Vision. Er sah an Stelle dessen, der sich Heinrich nannte, einen rosa Elefanten, der mit seinem Rüssel eine große bauchige Flasche schwenkte.
    Aber die Vision verflüchtigte sich im Nu wieder.
    „Na schön, Heinrich", sagte Rorvic. „Und ich bin Dalaimoc. Sind Sie Tourist?"
    Der Lange kicherte abermals.
    „Nein, ich bin Chef der Stadtpolizei von Vahoe. Trinken Sie noch einen Schluck?"
    Der Tibeter runzelte die Stirn. Die Zellen seiner Großhirnrinde arbeiteten schneller als gewöhnlich. Etwas störte ihn. Nicht die Begegnung mit Heinrich an sich - es war zwar nicht sehr wahrscheinlich, aber durchaus möglich, daß er in einem Sudatorium zufällig mit dem Polizeichef der Unterwasserstadt Vahoe zusammentraf - sondern die Begleitumstände.
    Für eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens benahm sich Heinrich äußerst merkwürdig. Ein Polizeichef bot nicht einfach einem ihm Unbekannten einen Drink aus der Schnapsflasche an, und er kicherte auch nicht ausgesprochen blöd.
    Rorvic kam zu dem Schluß, daß Heinrich ein Psychopath war, der sich gern für eine bedeutende Persönlichkeit ausgab.
    Er versuchte, in die Gedanken des Langen einzudringen, fand aber statt erkennbarer Denkbilder nur wirres Zeug, das ihn selber verwirrte.
    „Sind Sie schon lange Polizeichef?" erkundigte er sich.
    „Eine halbe Ewigkeit", murmelte Heinrich, wahrend er die Flasche bereits wieder ansetzte. Es gluckste, als der Alkohol durch seine Kehle rann.
    „Heinrich ist Ihr Vorname?" fragte Rorvic weiter.
    „Richtig, und Ernst ist mein Nachname. Köstlich, nicht wahr?"
    Abermals kicherte er.
    „Hm!" machte der Tibeter. Er fühlte sich durch das Benehmen des Mannes beunruhigt. „Mir wird es zu heiß; ich werde mich abkühlen. Kommen Sie mit?"
    Heinrich Ernst stellte die Flasche auf die Steinterrasse.
    „Klar komme ich mit, Dalai... wie war der Name noch?"
    „Dalaimoc, vollständig Dalaimoc Rorvic."
    Er stand auf und ging in die Nebenhalle, in der sich das Schwimmbecken mit gekühltem Meerwasser befand. Mit einem Kopfsprung tauchte er in das kalte Wasser.
    Als sein Kopf wieder an die Oberfläche kam, entdeckte er den angeblichen Polizeichef wenige Meter neben sich. Heinrich Ernst ruderte wie wild mit den Armen, und sein Mund schnappte nach Luft wie der eines Karpfens auf dem Trockenen.
    Zuerst hielt der Sonderoffizier das für ein neues Possenspiel des Langen, aber dann bemerkte er, daß der Mann im Gesicht blau anlief.
    Mit kraftvollen Bewegungen schwamm er hinüber und versuchte, Heinrich mit einem Hüftgriff zu fassen. Doch der Mann klammerte sich derart fest an ihn, daß Dalaimoc einen Befreiungsgriff anwenden mußte. Danach packte er ihn von hinten mit einem Achselgriff und schwamm mit ihm zur nächsten Leiter.
    Inzwischen war die Aufsicht auf den Vorfall aufmerksam geworden. Ein Mann sprang ins Wasser und kam Rorvic zu Hilfe, ein zweiter postierte sich an der Leiter, um den Verunglückten aus dem Wasser zu ziehen.
    Als Heinrich Ernst auf dem Trockenen lag, schwebte bereits ein Medoroboter heran. Klickend schloß er den Bewußtlosen an die elektronische Wiederbelebungsapparatur an.
    Dalaimoc
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