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0577 - Ein Mutant wird gejagt

Titel: 0577 - Ein Mutant wird gejagt
Autoren: Unbekannt
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daß er in ein anderes geistiges Entwicklungsstadium getreten war? Hatte er so lange gelebt, daß jetzt die psychische Krise eintrat?
    „Es ist ein Bewußtsein der Schuld", stellte Orana ruhig fest. „In Ihrem ausgeprägten Gerechtigkeitsgefühl halten Sie es für unkorrekt, weiterzuleben, während alle anderen, die keinen Aktivator tragen, zum Sterben verurteilt sind."
    „Verurteilt!" echote Rhodan. „Ist es denn eine Verurteilung, wenn der Körper einem natürlichen Prozeß erliegt? Ist es nicht vielmehr eine Verurteilung, wenn man über seine Zeit hinweg lebt?"
    „Sie sind müde", stellte sie fest. „Ihre Seele ist müde. Und Sie fühlen sich einsam."
    Sie kam um ihn herum.
    Sie war nicht so groß, wie er immer geglaubt hatte, so daß sie sich auf die Zehenspitzen stellen mußte, um ihn zu küssen. Er umarmte sie und drückte sie, als müßte er sich an ihr festhalten.
    Eine Zeitlang standen sie so da.
    „Mir macht es nichts aus, nur vorübergehend in das Leben eines Unsterblichen zu treten", sagte sie leise.
    Er packte sie an den Schultern und schob sie langsam zurück.
    Dabei sah er sie aufmerksam an.
    „Lieben Sie das Monstrum, das uralt geworden ist?" fragte er.
    „Ich sehe kein uraltes Monstrum", gab sie gelassen zurück. „Ich sehe einen jüngeren Mann."
    Er zog sie an sich und küßte sie auf die Stirn. Als sie den Kopf hob und die Augen schloß, wandte er sich ab und wollte aus der Bibliothek stürmen. Im gleichen Augenblick summte sein Armbandsprechgerät. Reginald Bull meldete sich. Rhodan hörte ihm schweigend zu, dann sah er zu Orana hinüber, die auf den Boden starrte und sich nicht rührte.
    „Bull hat sich gemeldet", sagte er rauh. „Sie haben eine Spur von Corello gefunden. In Südamerika. Ich muß gehen."
    „Ja", sagte sie.
    „Verdammt!" brach es aus ihm hervor. „Was wollen Sie von mir?"
    Er wartete keine Antwort ab, sondern verließ die Bibliothek. Das Zusammentreffen mit dieser Frau hatte ihm gezeigt, daß er verunsichert war, wenn er sich nicht sogar in einer beginnenden Krise befand. Bisher hatte er keine Erklärung dafür gefunden, warum er nicht mehr als Großadministrator kandidieren wollte.
    Vielleicht, überlegte er, war es ein besonderer Grad an Vermessenheit, daß er über Jahrhunderte geglaubt hatte, er allein könnte die Wege vorbereiten, die die Menschheit gehen sollte. Es war eine gegenseitige Abhängigkeit gewesen. Die Menschheit hatte sich auf ihn verlassen, genauso wie er sich auf sie verlassen hatte. Doch dieses Verhältnis hatte sich abgenutzt.
    Er konnte nicht darauf bauen, daß ein expandierendes Volk, das kosmisch zu denken gelernt hatte, sich immer auf ihn konzentrieren würde.
    Es war möglich, daß sich das Verhältnis noch einmal kitten lassen würde. Aber die Bruchstellen würden unter dem Zement bleiben. Es würde niemals mehr so sein wie früher.
    Es gab immer mehr Menschen. Sie lebten überall in der Galaxis, viele hatten den Namen Perry Rhodans sogar noch nie gehört.
    Die Menschheit war über Perry Rhodan hinausgewachsen. Sie brauchte einen neuen Wegbereiter.
    Rhodan stürmte durch den Gang und erreichte den nächsten Antigravschacht.
    Strafte er seine Gedanken nicht Lügen, indem er sich jetzt in großer Eile ins Hauptquartier begab?
    Jetzt war er wieder der alte Perry Rhodan, der entschlossen ans Werk ging, um das Rätsel um Ribald Corello zu lösen.
    Vor seinen geistigen Augen erschien das Bild von Orana Sestore.
    Liebe ich sie? fragte er sich. Oder sah er in ihr nur eine willkommene Abwechslung in dieser Situation?
    Ihr wäre das wahrscheinlich völlig gleichgültig gewesen, denn sie hatte sich ohne Vorbehalte für ihn entschieden.
    Er riß die Tür zur Zentrale auf und wäre fast mit Galbraith Deighton zusammengeprallt, der herausgestürmt kam und die Verschlüsse seines Schutzanzugs zuhakte.
    „Chef!" rief der Gefühlsmechaniker atemlos. „Fellmer Lloyd und Merkosh haben Spuren gefunden. Die anderen Mutanten sind bereits nach Carumerq unterwegs, um alles abzuriegeln."
    „Warten Sie!" befahl Rhodan. „Ich komme mit."
     
    *
     
    Der Pilot kippte den Gleiter seitwärts. Tausend Meter tiefer konnte Perry Rhodan das Stadion Carumerq sehen. Es lag unter einer riesigen Energieglocke, die das gesamte Gebiet abriegelte.
    Außerhalb dieser Kuppel aus Energie waren Fahrzeuge mit schweren Feldlinienprojektoren aufgefahren. Rund um das Stadion wimmelte es von Gleitern. Überall sprangen Spezialisten mit Antigravprojektoren ab.
    Fellmer Lloyd meldete
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