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0573 - Die Lady und der Barbar

Titel: 0573 - Die Lady und der Barbar
Autoren: Unbekannt
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Stadt kaum, aber sie sieht recht nett aus", gab Orana zur Antwort.
    „Sind Sie in Fragen des Handels hier? Es wird ein schlechtes Jahr für Importe werden!" sagte der Pilot und wählte die rechte Abfahrt von der breiten Piste.
    „Nein. Offizieller Flottenbesuch", sagte Orana kurz.
    „Ich verstehe. Politik?"
    „So ähnlich."
    Sandal hörte aufmerksam zu. Der Klang der Stimme mißfiel ihm. Der Mann sprach so, als wisse er mehr. Als wisse er sehr gut Bescheid über die unsichtbaren Strömungen der Politik, die diese Stadt und diesen Planeten und darüber hinaus andere Sternenreiche beeinflußte. Also entbehrten die vielen Gerüchte doch nicht eines wahren Kerns.
    „Viel Vergnügen!" sagte der Pilot und schoß in eine langgestreckte Kurve. Die Piste ging in eine Gerade über, in eine breite Allee mit vielen alten Bäumen, deren Kronen sich über der Fahrbahnmitte fast vereinigten. Es war eine sehr ruhige, sehr gepflegte Gegend. Sandal drehte den Kopf nach rechts und links, sah Hecken und Häuser, arbeitende und summende Robots. Die eindrucksvolle Stille eines späten Vormittages lag über allem. Für Sandal enthielt diese Stille ein Geheimnis. Geheimnisse waren auch hinter den Fassaden der Häuser. Die Ruhe konnte jede Sekunde explodieren. Er fühlte, wie sich seine Muskeln spannten, wie seine Nerven schneller zu reagieren begannen.
    Sein Daumen schob den Sicherungsflügel der Waffe zurück, und Sandal beugte sich konzentriert auf seinem Sitz nach vorn. Sein Schienbein stieß gegen den Schaft des Bogens. Ein anderer Gleiter, ein prächtiges Modell, schoß auf Gegenkurs an ihnen vorbei.
    „Wir sind da!" sagte der Pilot. „Zahlen Sie, oder soll ich bei der Botschaft kassieren?"
    „Kassieren Sie bitte am Botschaftseingang. Zuzüglich zehn Prozent Trinkgeld", sagte Orana.
    Der Gleiter verlangsamte seine Fahrt, bog nach rechts und fuhr zwischen zwei großen, offenen Torflügeln hindurch über einen weißen Weg. Er hielt unter einem weit vorspringenden Dach, das aus einer einzigen Glasplatte gegossen schien. Sandal riß, kaum daß der Gleiter anhielt, die Tür auf und sprang mit einem gewaltigen Satz hinaus. Er blieb stehen, an einen Baumstamm gelehnt, und seine scharfen Augen durchforschten die Umgebung. Er versuchte ebenso, jede winzige Bewegung hinter den getönten Scheiben des Hauses wahrzunehmen, wie auch Bewegungen oder Drohungen zu erkennen, die aus dem Bereich des Parks kamen. Aber weder die automatische Sprenganlage noch die rasenschneidenden Robots beachteten ihn. Seine Hand lag um den Kolben der flachen Waffe, und er bewegte sich wie ein suchendes Raubtier.
    Er fuhr herum, als sich eine breite Tür öffnete und eine trockene Stimme sagte: „Willkommen auf terranischem Hoheitsgebiet. Es befinden sich keine Scharfschützen in dem Geäst, Barbar!"
    Sandal trat schnell auf den Gleiter zu, öffnete die Tür und deutete dann auf den schlanken Mann mit dem hochgezogenen schwarzen Haar in der Schädelmitte.
    „Dieser Mann hat Euren Begleiter, Lady, als Barbar bezeichnet", sagte Sandal. „Soll ich ihn bestrafen?"
    Orana schüttelte den Kopf und sagte: „Sandal, ich darf dir Derek Aragon vorstellen. Ein wichtiger Mann, der unseren Auftrag genau kennt."
    Sandal und Derek grinsten sich an. Sie waren sich auf den ersten Blick sympathisch. Derek zahlte den Piloten aus, und sie verschwanden im Gebäude der terranischen Botschaft.
     
    4.
     
    „Der Bau von Luftschlössern ist relativ billig", sagte Derek Aragon leise. „Aber ihre Zerstörung ist oft immens teuer."
    „Sind alle Agenten der Solaren Abwehr so weise?" erkundigte sich Sandal Tolk spöttisch. Er saß auf der Kante eines mächtigen Schreibtisches und blickte die Personen in diesem Raum kritisch an. In der linken Hand hielt er ein schlankes Glas.
    „Die teuren Agenten, und nur diese werden im Außendienst eingesetzt, sind stets Individualisten", sagte der Botschafter der Erde und richtete seinen Blick auf Orana Sestore.
    „Wir wurden von Deighton bestens informiert", sagte der Botschafter nach einer Weile, in der sich die Frauen und Männer des Personals vorgestellt hatten. Die Botschaft war nicht sehr groß, aber dafür galten ihre Mitglieder als besonders tüchtig.
    Zwei Drittel der Arbeit war ohnehin Routine, und knapp die Hälfte der Botschaftsangehörigen war ohnehin im Dienst der Solaren Abwehr und bezog ihr Gehalt nur zur Tarnung.
    „Derek Aragon ist Zweiter Sekretär der Botschaft", sagte sein Chef. „Offiziell natürlich. Inoffiziell ist er ein
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