Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0572 - Die Stunde des Symbionten

Titel: 0572 - Die Stunde des Symbionten
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
reservierten Bereiche wird einmal alle zwölf Mikrosekunden abgegriffen. Daher..."
    „Sind die reservierten Bereiche von anderer Seite her zugänglich?" unterbrach Mentro das nachdenkliche Gemurmel des jungen Offiziers.
    „Genau meine Idee, Sir", fuhr Mavery im selben Tonfall fort.
    „Die Bereiche sind durch Kennwörter geschützt. Wer sie abgreifen oder ihnen Daten zuführen will, muß im Besitz des Kennwortes sein. Dabei handelt es sich weniger als eine Schutzmaßnahme gegen unbefugte, absichtliche Beeinflussung des Speicherinhalts als um eine Sicherung gegen unabsichtliche Überlagerung der gespeicherten Daten."
    „Wer kennt die Kodewörter?" wollte Mentro wissen.
    „Eine Menge Leute. Ich zum Beispiel, Sir, und die Unteroffiziere, die mir unterstellt sind. Und die Offiziere der Schiffsleitung haben zu dem Kodeverzeichnis Zugang.
    Jedermann, der es ernsthaft darauf anlegte, könnte sich die Kodewörter beschaffen."
    „Das ist keine besonders zuverlässige Sicherheitsmaßnahme, wie?" meinte Mentro Kosum.
    „O doch, Sir, wenn man es richtig überlegt. Es gibt nämlich an Bord dieses Schiffes nur drei Stellen, von denen aus der Inhalt der Sensor-Speicherbereiche abgefragt oder verändert werden kann. Eine davon ist diese Konsole, die so gut wie andauernd bewacht wird."
    Während er diese Antworten gab, hatte Mavery unentwegt fortgefahren, Schalter zu drücken und Datenanzeigen zu beobachten, die auf einer im Oberteil der Konsole angebrachten Bildröhre erschienen.
    „Aha!" unterbrach er sich plötzlich. „Da haben wir's!"
    Verwundert musterte der Emotionaut die zwei Ziffern- und Buchstabengruppen, die auf dem Bildschirm leuchteten. Sie besagten ihm nichts. Die erste Gruppe lautete S0C1K000, die zweite, nur aus Ziffern bestehende, 501288914.
    „Was bedeutet das?" wollte er wissen.
    „Sigma-Null-Charlie-eins ist der Kode für die Annäherung einer überlegenen feindlichen Macht aus einem bestimmten Planwürfel, Kappa-Dreifachnull bedeutet die höchste Katastrophenstufe. Sie befähigt den Autopiloten, aus eigenem Antrieb zu handeln, ohne erst nach Anweisungen zu fragen."
    „Und die Zahl dahinter?"
    „Die Zahl dahinter bezeichnet die Anzahl der Abgriffe, die der zentrale Abwickler getätigt hat, seitdem der Kode zum ersten Mal im Speicher erschien."
    Er murmelte ein paar Zahlen.
    „Der Abwickler macht alle zwölf Mikrosekunden einen Abgriff.
    Fünfhundert Millionen Abgriffe...", er rechnete schnell, „... das sind rund eine Stunde und zehn Minuten."
    Die Zeitspanne war richtig. Vor etwa siebzig Minuten hatte der Autopilot Alarm gegeben und gleichzeitig das Ausweichmanöver eingeleitet. Der Sachverhalt schien damit klar. Der Autopilot hatte die Information, auf die er gemäß den Vorschriften für die höchste Katastrophenstufe reagierte, nicht von den Außenbord-Sensoren erhalten. Sie war ihm vielmehr künstlich eingegeben worden. Jemand hatte eine Sensormeldung gefälscht, um den Autopiloten zu einer Katastrophenreaktion zu veranlassen.
    Trotz der Laxheit, mit der das Verzeichnis der Kodewörter für reservierte Speicherbereiche gehandhabt wurde, war Mentro Kosum sich wohl darüber im klaren, daß die Beeinflussung eines Sensorenspeichers immer noch eine Leistung war, die eingehende Kenntnis des Rechnersystems und ein gewisses Maß an systemanalytischer Findigkeit erforderte. Es gab nicht allzu viele Leute an Bord der TIMOR, denen er beides zutraute.
    Er legte sich die Frage vor, was der Unbekannte mit der Täuschung des Autopiloten bezweckt hatte. Es schien ein nutzloses Unterfangen, die komplizierte Maschinerie des Schiffes hinters Licht zu führen und damit nicht mehr zu erreichen, als daß das Fahrzeug seine Position um vier Lichtjahre veränderte.
    Mentro ließ die Frage vorläufig unbeantwortet. Solange er das Motiv des Täters nicht kannte, war es müßig, über die Methode zu spekulieren, die er verfolgte.
    Er wandte sich an Mavery.
    „Sie sagten, es gibt nur drei Anschlüsse, von denen aus die reservierten Speicher beeinflußt werden können?"
    Mavery nickte.
    „Ja, das stimmt. Einer ist diese Konsole. Aber von hier aus wurde das Ding nicht gedreht." Er war immer noch damit beschäftigt, Schalter zu drücken und Datengruppen zu beobachten, die über die Bildfläche huschten. „Das Konsolen-Log zeigt, daß die Konsole mehr als zwei Stunden lang völlig inaktiv war."
    „Kann es sein, daß das Log gefälscht wurde?"
    Mavery kratzte sich am Kopf.
    „Es mag für Sie komisch klingen, Sir",
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher