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0567 - Barbaren in London

0567 - Barbaren in London

Titel: 0567 - Barbaren in London
Autoren: Jason Dark
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fremden Geräusche störten sie. Nicht die Rollgeräusche von Autoreifen, kein Hupen, keine Stimmen, die Bewohner mußten in einem tiefen Schlaf liegen.
    »Es kommt mir fremd vor«, flüsterte Jane und holte den roten Ryan ein. »So ist die Nacht hier nie.«
    »Sie haben eine magische Fessel gelegt. Die Menschen schlafen wie bewußtlos. Es ist kein normaler Schlaf. Man hat sie hineingeschickt, die Kraft der Hexe Margareta.«
    »Und weshalb passierte uns nichts?«
    »Weil ich dagegenhalte. Margareta und ich stammen aus dem gleichen Land. Ich kenne ihre Tricks.«
    »Hoffentlich alle.«
    »Das wird sich noch herausstellen«, erklärte der rote Ryan.
    Er blieb zwar auf der Seite, drückte sich jedoch in den Schatten der Vorgärten, um nicht schon früh erkannt zu werden. Jane suchte mit ihren Blicken die Straße ab.
    Sie sah die Dacs!
    Die wilde Horde hatte es tatsächlich geschafft, London zu erreichen. Übergroß zeichnete sich die Gestalt des Anführers ab. Sie hatten ihr Ziel noch nicht erreicht, waren aber näher dran als Jane und ihr Begleiter. Und noch jemand hatte das Paradies der Druiden verlassen. Die Hexe. Sie saß auf dem Rücken ihres weißen Hirsches, ohne sich zu rühren. Mitten auf der Fahrbahn hatte sie ihren Platz gefunden und beobachtete die herannahenden Dacs.
    Auch der rote Ryan hatte Margareta entdeckt. »Sie arbeiten tatsächlich zusammen«, erklärte er. »Dabei wissen die Barbaren nicht, daß sie nur Mittel zum Zweck sind. Selbst Krischan scheint ahnungslos zu sein.«
    »Wer ist das?«
    »Ihr Anführer. Der mächtigste unter ihnen, der einen halben Totenschädel auf dem Kopf trägt.«
    »Ist er etwas Besonderes?«
    »Zumindest erzählt man sich, daß seine Eltern Riesen gewesen sein sollen.«
    »Gibt es die denn auch in Aibon?«
    Der rote Ryan lachte. »Du glaubst gar nicht, welche Geheimnisse dieses Land noch birgt.«
    »Das merke ich allmählich auch.«
    Ihre flüsternd geführte Unterhaltung verstummte, denn sie hatten mitbekommen, daß Bewegung in die Reihe der Dacs geraten war.
    Wie die Veränderung einer Inszenierung kamen ihnen die Vorgänge vor, bei der nur der Hintergrund gleichgeblieben war.
    Die standen auf der Straße, gingen nicht mehr weiter und bildeten mit ihren Körpern eine Mauer. Sie konnten direkt auf das Haus der Sarah Goldwyn schauen, das ebenfalls im Dunkeln lag, wie auch die anderen Bauten in der Straße.
    Margareta ritt an.
    Der Hirsch bewegte sich lautlos über den Asphalt. Seine Beine führten grazile Bewegungen durch. Die Hufe schienen den Untergrund kaum zu berühren.
    Jane fand es als außergewöhnlich, ihm so zuschauen zu können.
    Zügel benötigte die Hexe nicht. Sie lenkte und dirigierte ihr Reittier allein mit den Schenkeln und den Füßen.
    In einem rechten Winkel drehte sie nach links ab, um auf das Haus der Sarah Goldwyn zureiten zu können. Im Vorgarten traf sie mit Krischan zusammen.
    »Sie haben sich zusammengetan, um beide das zu holen, was Margareta will.« Er winkte heftig. »Komm, wir müssen uns beeilen. Wir dürfen keinesfalls zulassen, daß sie das Haus betreten.«
    »Weshalb greift John nicht ein?«
    »Er stand nicht unter dem Schutz meiner Gegenmagie.«
    »Dann glaubst du, daß er ausgeschaltet worden ist?«
    »Ich will es zumindest nicht hoffen.«
    »Ich würde darum beten, daß er nicht hier ist.«
    Der rote Ryan hatte die Worte nicht mehr gehört. Er war schon zu weit entfernt. Auch als er schneller lief, vernahm Jane kein Geräusch. Die Dacs hatten sie noch nicht gehört. Sie standen auch weiterhin als kompakte Mauer aus Leibern auf der Fahrbahn. Jane und der rote Ryan duckten sich hinter den Stämmen der Bäume, die glücklicherweise breit genug für sie waren.
    In halber Rufweite vom Ziel entfernt blieb der rote Ryan stehen.
    Seinen Rücken hatte er gegen einen Baumstamm gepreßt, eine schräge Haltung eingenommen und blickte dorthin, wo sich Margareta und Krischan eingefunden hatte.
    Sie standen nun dicht vor der verschlossenen Haustür, die für einen Krieger wie Krischan kein Hindernis sein durfte.
    Janes Atem streifte den Nacken des roten Ryan. Er drehte sich nicht zu ihr um. Sie sah jedoch, daß er sein Instrument in der rechten Hand hielt und das Mundstück langsam an die Lippen führte.
    Gleichzeitig bewegte Krischan seine mächtige Keule. Er schwang sie zurück, dann wieder vor und hob den Arm mit der Waffe.
    In diesem Augenblick blies der rote Ryan in seine Flöte, und die ersten Töne wehten durch die Stille der
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