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056 - Zielort: Kratersee

056 - Zielort: Kratersee

Titel: 056 - Zielort: Kratersee
Autoren: Claudia Kern
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den Kraterrand und dass sich dort vielleicht das größte Geheimnis dieses Planeten befindet. Denken Sie nach, bevor Sie so unqualifizierte Äußerungen von sich geben!«
    Ncombe unterdrückte ein Lächeln. Sie kannte Garrett erst seit zwei Tagen, aber der junge und aus ihr unbekannten Gründen zahnlose Lieutenant hatte den Ruf eines tumben, karrieregeilen Killers. Nichts, was er bisher getan hatte, widersprach diesem Eindruck.
    Verstohlen musterte sie Crows Tochter aus den Augenwinkeln, während Garrett sich unter dem Blick des Generals duckte. In den Aufenthaltsräumen und Korridoren munkelte man, Lynne Crow habe seit ihrer Rückkehr aus Los Angeles einen künstlichen rechten Arm, aber wenn das stimmte, dann war die Prothese so perfekt, dass man selbst auf diese kurze Entfernung keinen Unterschied zwischen den beiden Armen erkennen konnte. Vielleicht war es nur ein Gerücht; andererseits fiel auf, dass sie neuerdings einen Handschuh an der Rechten trug.
    »Nun, Sir«, sagte Lynne, »von meiner Seite gibt eigentlich keinen Grund, unseren Aufbruch noch länger zu verzögern. Die Soldaten stehen bereit, die Ausrüstung kann sofort verteilt werden.«
    »Gut.«
    Ncombe spürte Crows Blick, aber er gab ihr keinen Befehl, schien zufrieden zu sein, dass sie selbstständig begonnen hatte, Notizen zu machen. Dann wandte er sich an Garrett.
    »Lieutenant, wie steht es mit den Barbaren?«
    »Heute Abend suche ich die Letzten aus, Sir. Eigentlich wollten wir bis zur Schneeschmelze warten, aber wenn Sie wünschen, können wir in zwei Tagen aufbrechen.« Er wirkte beeindruckt über seine eigene Effizienz.
    Crow schlug den Aktendeckel zu und stand auf. »Ich wünsche es.«
    »Ja, Sir!«
    Beide Offiziere salutierten. Ncombe öffnete die Tür, doch Crow blieb stehen und runzelte die Stirn. »Lieutenant, wann haben Sie Ihren Termin?«
    »Morgen früh, Sir.«
    »Viel Glück.«
    Garrett streckte sein Kinn vor, als sei dieser Satz eine persönliche Auszeichnung.
    »Danke, Sir!«, sagte er, aber Crow hatte den Raum bereits verlassen. Ncombe musste sich bemühen, mit all den Akten, die sie auf dem Arm trug, zu ihm aufzuschließen.
    Was sollte das gerade?, dachte sie neugierig, aber zu fragen wagte sie nicht.
    * Vier Wochen zuvor Erinnerungen an zwei Männer, die er nie gesehen hat:
    »Wovor hast du Angst?«
    »Ich kann nicht schwimmen.«
    »Du kannst nicht schwimmen? Der Sturz bringt dich doch schon vorher um.«
    Er beobachtet, wie sie springen, fallen, zwanzig, dreißig Meter tief. Der Fluss schießt ihm entgegen. Er ist einer der Männer. Der Schock des eiskalten Wassers raubt ihm den Atem. Er kann nicht schwimmen. Die Stimme des anderen ruft ihn.
    »Dave?«
    Bereits zum dritten Mal an diesem Tag erwachte Philipp Hollyday, aber zum ersten Mal schickten die Kopfschmerzen ihn nicht zurück in die Bewu sstlosigkeit. Er öffnete ein Auge und tastete besorgt nach dem zweiten, das seine Fingerspitzen blutverkrustet und zugeschwollen vorfanden.
    Zitternd vor Kälte setzte er sich auf und würgte trocken. Die Welt verschwamm in einem Strudel aus Schmerzen und Schwindel.
    »Du hast eine Gehirnerschütterung«, flüsterte die verhasste Stimme in seinem Kopf, »aber zumindest scheint nichts gebrochen zu sein.«
    »Halts Maul!« Phil griff nach einem Ast und zog sich daran hoch. Schwankend und immer noch würgend blieb er stehen. Der Overall hing in Fetzen von seinem Körper. Darunter sah Phil Schrammen und Prellungen, aber keine Verletzung, die gefährlich wirkte. Trotz der Schmerzen grinste er breit. »Siehst du, Dave? Ohne dich ist das Überleben ein Kinderspiel.«
    »Du hast Glück g ehabt. Dachtest du wirklich, du hättest mich getötet?«
    Phil lehnte sich gegen einen Baumstamm und zog das Medikamentenröhrchen aus seiner Jackentasche. Erst jetzt bemerkte er, dass er nur noch einen Schuh trug.
    »Hiermit«, sagte er mit einem Blick auf die Pillen, »bringe ich dich um, das weißt du genau.«
    »Ja, aber weißt du, was Psychopharmaka bewirken? Vielleicht bringst du eher dich um als mich.«
    Phils Finger zitterten so stark, dass er drei Anläufe brauchte, bevor eine Tablette auf seiner Handfläche landete.
    »Warte!« Daves Stimme klang verzweifelt. »Im Gleiter hast du noch nach mir gerufen. Ich hätte dir helfen können. Was ist, wenn du mich wieder brauchst?«
    »Dann springe ich einfach.« Phil bedeckte die Pille mit einer Handvoll Schnee, stopfte sich alles in den Mund und schluckte. »Leb wohl, Dave.«
    Er wartete einen Moment, aber die
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