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0558 - Aus dem Jenseits entlassen

0558 - Aus dem Jenseits entlassen

Titel: 0558 - Aus dem Jenseits entlassen
Autoren: Jason Dark
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können.«
    Ich schoß.
    Allerdings hatte ich nicht auf Guywano gezielt. Die Kugel fuhr durch eine Lücke im Netz hinein in den stinkenden Ghoulschleim.
    Sie schleuderte dort eine kleine Fontäne hoch.
    Aus Erfahrung wußte ich, daß mein geweihtes Silber dafür Sorge trug, daß die Masse kristallisierte. Hier war das nicht der Fall. Zwar zog sie sich zusammen, zu einer weiteren Veränderung kam es nicht. In Aibon herrschten tatsächlich andere Gesetze, das war mir wieder klargemacht worden.
    Beim nächsten Schritt rutschte ich ab. Plötzlich waren zwei Maschen des Netzes vor mir verschwunden. Ich kippte nach vorn, hörte Guywanos Lachen und konnte mich nur mühsam fangen.
    »Kannst du nicht mehr laufen, Sinclair?« höhnte er.
    Ich schüttelte den Kopf. »Du verdammter Hund! Deine Spielereien werden dir noch vergehen.«
    Er ging etwas zurück, ließ den Arm ausgestreckt und krümmte den Zeigefinger. »Komm schon, Sinclair. Komm her. Ich will dich sehen, ich will dich haben. Du sollst erkennen, daß es etwas Besonderes ist, zu mir zu gehören, nicht wahr?«
    Ich ging, und ich biß die Zähne zusammen, um mein Zittern zu unterdrücken. Das verfluchte Netz war weicher geworden, ich hatte deshalb Mühe, die Füße zu heben. Die einzelnen Netzfäden schienen an den Sohlen kleben zu wollen.
    »Bist du schwach geworden, Sinclair?«
    Ich ging weiter, ließ mich nicht mehr provozieren. Dann passierte es wieder. Diesmal fiel ich nach links, trat in ein Loch – und rutschte in die Tiefe.
    Aus – vorbei!
    Im ersten Moment überfiel mich dieser Gedanke wie eine Welle.
    Automatisch griff ich nach. Wie auch Jarveena, so gelang es mir ebenfalls, die Fäden zu umklammern. Bei der Rächerin aus Aibon waren sie gerissen, bei mir nicht. Guywano wollte meine Qualen verlängern. Mit dem Oberkörper lag ich auf dem Netz die Beine baumelten über der Tiefe.
    Nur ein Stück entfernt hielt sich Guywano auf. Leicht gebückt hatte er sich, weil er mich ja anschauen wollte. Seine Lippen umspielte ein grausames Lachen, und in die Augen leuchtete noch immer das blasse Licht der Sterne.
    »Ja, was ist denn, Geisterjäger? Ein Fehltritt? Kannst du dir den überhaupt leisten?«
    Er verhöhnte mich nach allen Regeln der Kunst. Ich konnte nichts anderes tun, als diese Worte hinzunehmen. Sie spornten mich gleichzeitig an, nicht aufzugeben.
    Wenn es mir gelang, den verdammten Druiden zu packen, dann würden wir gemeinsam in die Tiefe fallen. Ob Guywano sich das leisten konnte, war fraglich.
    Er schaute zu, wie ich mich bemühte, wieder auf das Netz zu kommen. Ich mußte es einfach schaffen. Es dehnte sich unter dem Druck meines Körpers, wippte und federte nach. Ich machte meinen Arm lang und umkrallte einen nächsten Faden.
    Das war besser. So konnte ich mich weiter nach vorn ziehen. Flach kroch ich über das Netz und mußte mir auch Guywanos Kommentar anhören. »Ja, Sinclair, du schaffst es. Du schaffst es, gib dir Mühe!«
    Ich kroch vor ihm. Er ließ mich gewähren und das Netz erreichen.
    Nun lag ich doch vor seinen Füßen. Ausgelaugt, ausgebrannt, wie ihm schien.
    Guywano genoß seinen Triumph. »Zweimal, Sinclair, habe ich dir die Chance gegeben. Das passiert mir kein drittes Mal. Dann schlag ich zu. Wenn das Netz wieder reißt, wird dich der Krater verschlingen und nicht einmal deine blanken Gebeine wieder freigeben.«
    Zur Demonstration seiner Macht kam er noch näher und setzte mir einen Fuß in den Nacken.
    Er drückte mein Gesicht tief in die Fäden hinein. Sie stanken widerlich und zeichneten ein Muster auf meine Haut.
    Der Sieger und der Verlierer.
    Eindeutiger konnte die Pose nicht sein.
    Aber es gibt Verlierer, die noch Tricks in der Hinterhand hielten.
    Zu denen gehörte ich.
    So schwach, wie ich mich gab, war ich nicht. Ich suchte nur nach einer günstigen Gelegenheit. Die bot sich mir durch Guywanos Überheblichkeit.
    Die rechte Hand löste ich von diesen verdateten Fäden. Bevor sich Guywano versah, hatte ich sein Bein umklammert und riß den Fuß hoch. Der Druide verlor das Gleichgewicht, kippte nach unten, landete auf dem Netz, federte wieder hoch, aber auch ich kam auf die Füße.
    »Neiinnn!« schrie Guywano auf und zeigte mir, welche Kraft in ihm steckte.
    Er verwandelte sich in eine Flamme. Hellgrün sprühte es auf. Ich griff ins Leere und gleichzeitig in das Zentrum einer ungeheuer starken Druidenmagie.
    Da riß unter mir das Netz!
    Ich hatte das Gefühl, für eine Sekunde in der Luft zu stehen oder war es
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