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0558 - Aus dem Jenseits entlassen

0558 - Aus dem Jenseits entlassen

Titel: 0558 - Aus dem Jenseits entlassen
Autoren: Jason Dark
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Ich sah eine Leichenkutsche, die von zwei Schimmeln gezogen wurde. Auf der Kutsche stand ein gläserner Sarg. In ihm lag ein Mädchen oder eine junge Frau. So genau konnte ich das nicht sehen.«
    »Tot?«
    Gerty ging nicht auf Sukos Frage ein. »Der Kutsche folgten zahlreiche Gestalten. Sie alle trugen dunkle Kleidung, aber sie besaßen keine normalen Köpfe, sondern Skelettschädel. Ja, blanke, widerliche Schädel mit leeren Augenhöhlen und…« Sie bewegte beide Hände bei dieser Beschreibung. »Mein Mann, er … er sah auch so aus.«
    »Im Traum?«
    »Nein, verdammt, in der Wirklichkeit! Ich erwachte, ging ins Bad und sah die Wunde an meinem Hals. Sie ist mir mit einem Messer beigebracht worden, das aus dem Bild kam.« Gerty Camrum hatte sich so gedreht, daß Suko die verpflasterte Stelle sehen konnte. »Da, Inspektor, hat mich das Ding erwischt.«
    »Wie denn?«
    »Im Traum.«
    »Trotzdem haben Sie eine Wunde?«
    »Ja, weil sich Traum und Realität vermischten!« schrie sie. Speichel sprühte von innen gegen die Frontscheibe. »Ich kann begreifen, daß Sie mir nicht glauben, Inspektor. Ich hätte Ihnen das auch nicht abgenommen, aber es ist nun mal so.«
    »Wo kam das Messer her?« erkundigte sich Suko.
    »Aus dem Bild!«
    »Moment mal. Ein Bild spielt ebenfalls eine Rolle. Das haben Sie mir nicht gesagt.«
    »Diese Kutsche und die schrecklichen Gestalten habe ich auf einem Gemälde gesehen. Aus dem Gemälde drang das Messer. Ich hätte es genau in den Hals bekommen, wenn ich nicht den Kopf zur Seite genommen hätte. So sieht die Wahrheit aus, ob Sie mir nun glauben oder nicht. Ich kann Ihnen nichts anderes sagen.«
    Suko räusperte sich. »Wo wohnen Sie genau, Mrs. Camrum?«
    »In der zweiten Etage.«
    »Gut, ich werde nachschauen.« Suko wollte die Tür öffnen, aber Gerty Camrum umfaßte seinen Arm.
    »Das ist viel zu gefährlich, Inspektor. Mein Mann wird Sie…«
    »Lassen Sie das mal meine Sorge sein.«
    Ihre Hand glitt nach unten. »Ist gut, Inspektor, ist gut.« Sie stieg ebenfalls aus und folgte dem Chinesen, der bereits die Haustür aufgestoßen hatte und im Flur stand, wo kein Licht brannte.
    Gerty schaltete es ein. In der trüben Beleuchtung erkannte Suko die nach oben führende Treppe mit den breiten Holzstufen. Sie sahen ziemlich ausgetreten aus. Das Eisengeländer paßte nicht dazu, es war jedenfalls stabil, was es wohl auch sein mußte.
    Er stieg die Treppe hoch, erreichte die erste Etage und nahm den Weg in die zweite.
    Die Frau blieb einige Stufen hinter ihm. Erst an der Wohnungstür holte sie ihn ein. Gerty zitterte.
    »Bleiben Sie zunächst hier«, sagte Suko.
    »Haben Sie eine Waffe?«
    »Natürlich.« Suko schaute sich die Tür an. Das Licht verlöschte, Gerty drückte erneut auf den Knopf, und Suko hatte bereits sein Besteck hervorgeholt.
    Das Schloß ließ sich einfach öffnen, zudem war die Tür auch nicht von innen verriegelt oder verkettet.
    Er betrat die rechteckige Diele, in der noch das Licht brannte. Gerty blieb ihm auf den Fersen. Sie deutete auf die Tür des Badezimmers. »Dort ist es gewesen…«
    »Gerty!«
    Der Ruf drang aus einem anderen Raum. Die Frau erstarrte und wurde kalkblaß. »Das war er!« hauchte sie. »Er hat mich gerufen. Das war Pauls Stimme.«
    Suko zeigte auf die Tür. »Was liegt dahinter?«
    »Unser Schlafzimmer.«
    »Gut.« Der Inspektor drückte die Tür auf. Im Raum brannte Licht.
    Auf seiner Bettkante saß Paul Camrum.
    Keine Spur von einem Totenschädel.
    Dieser Mann war völlig normal…
    ***
    Er starrte Suko an wie einen Geist. Das Haar zeigte eine wirre Frisur.
    Dieser Mensch sah aus, als wäre er soeben aus einem tiefen Schlaf erwacht.
    Hinter dem Inspektor drückte sich Gerty in den Raum. Auch sie erkannte ihren Mann.
    »Paul!« Sie würgte den Namen hervor. »Mein Gott, Paul, was ist geschehen?«
    »Das frage ich dich.« Er stand langsam auf und zog seine gestreifte Schlafanzughose in die Höhe, die sich mit ihrem Gummiband über seinem Bauch spannte. »Du kommst hier mit einem Fremden in unser Schlafzimmer und willst von mir wissen, was geschehen ist.«
    Seine Stimme nahm an Lautstärke und Schärfe zu. »Ich verlange eine Erklärung von dir.«
    Bevor Gerty etwas sagen konnte, mischte sich Suko ein. Er entschuldigte sich für sein Eindringen und lüftete danach seine Identität.
    »Ach nein, Sie sind Polizist?«
    »So ist es, Mr. Camrum.«
    »Und was wollen Sie hier?«
    »Ich habe ihn hochgeschickt, Paul!«
    »Weshalb?«
    »Weil du… weil du
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