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0556 - Milenas Opferstätte

0556 - Milenas Opferstätte

Titel: 0556 - Milenas Opferstätte
Autoren: Jason Dark
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verdammt?«
    »Ja, nicht gerade angenehm.« Ich wußte, was mich erwartete, deshalb würde ich auch den Schock besser verdauen können. Wieder kippte ich die Urne leicht an, um einen besseren Blickwinkel zu bekommen.
    Der Lampenstrahl stach durch die Öffnung, traf den Grund oder die veränderte Füllung, die keine Asche mehr war. Statt dessen sah ich das pulsierende, dunkelrote Gemisch. Es sah aus wie Gelee, in dem zwei helle, blasse Flecken schwammen.
    Augen?
    Diesmal hielt ich mich länger mit der Betrachtung auf. Ja, es konnten Augen sein. Zugleich ließ ich den Lichtstrahl kreisen, um die ganze Urnenwand auszuleuchten.
    Was ich vorhin nicht einmal hatte ahnen können, entpuppte sich nun als eine Tatsache.
    Die Masse zeigte Form, nicht allein als Umriß. Ein Gesicht war entstanden.
    Die Augen lagen so dicht nebeneinander, wie es sich für sie gehörte. Darunter entdeckte ich – fast stilisiert – so etwas wie eine Nase, einen Mund, möglicherweise auch ein Kinn.
    Wenn es sich tatsächlich um ein Gesicht handeln sollte, dann war es kein männliches.
    Kamen mir die Züge bekannt vor? Ich merkte, wie sehr ich ins Schwitzen geraten war, und ich wollte es einfach genau wissen, mich bestätigt fühlen, deshalb bat ich Bill, ebenfalls einen Blick in die Urne zu werfen.
    Wohl war ihm nicht dabei. Er fragte auch nach dem Grund.
    »Schau hin und sag mir genau, was du dort entdeckst.«
    Er nickte. »Okay, ich bin gekommen und hänge mit drin. Gib mir die Urne her!«
    Ich reichte sie ihm rüber, zusammen mit der kleinen Lampe. Bill kantete das Gefäß ebenfalls, bevor er hineinstrahlte, einen ersten Blick riskierte, und wir hörten, wie er schluckte. Er wollte sich abwenden, das ließ ich nicht zu.
    »Schau weiter, Bill! Mach schon…«
    »Ist gut. Es… es … war nur der erste Eindruck.« Bill kontrollierte den Inhalt sehr genau, besah ihn sich von allen Richtungen, denn er drehte die Urne und schob sie schließlich von sich.
    »Was hast du gesehen?« fragte ich.
    »Kann es ein Gesicht gewesen sein?«
    »Richtig.«
    »Ein Frauengesicht.«
    »Stimmt auch.«
    »Verdammt, John. Ich… ich … traue mich nicht, die Worte auszusprechen. Da drückte sich eine Erinnerung in mir hoch. Das Gesicht der Milena Mancow?«
    »So ist es!«
    ***
    Der Brief, die Urne, die drei Tropfen Blut – das alles war kein Scherz gewesen. Die Unbekannten hatten genau gewußt, weshalb sie uns dies geschickt hatten. Bisher hatten wir es noch nicht recht als Fall angesehen, nun war es einer geworden.
    »Die Asche der Milena!« hauchte Bill. »John, das verstehe ich nicht. Man muß das Mädchen verbrannt haben, aber es ist nicht richtig tot. Wie kann in dem Gemisch aus Blut und Asche ihr Gesicht erscheinen? Ich meine, es ist lange her, aber ich kann mich daran erinnern, daß Milena Mancow tatsächlich so ausgesehen hat.«
    »Das wollte ich von dir bestätigt haben.«
    Bill fuhr mit dem Zeigefinger über seine schweißfeuchte Oberlippe. »Ist sie nun tot, oder ist sie es nicht?«
    »Was verstehst du unter tot?«
    »Nun ja, ich meine…« Er hob die Schultern und schaute uns der Reihe nach an. »Jeder wird doch zu Asche.«
    »Aber die in der Urne ist eine besondere«, erklärte Suko, der jetzt ebenfalls einen Blick hineinwarf, den Kopf schüttelte und tief durchatmete. »Ich glaube, daß unsere erste Vermutung zutrifft. Das müssen die Überreste von einem Vampir gewesen sein.«
    »Wenn das zutrifft«, sagte ich, »wäre Milena ein Vampir gewesen, der damals mit uns geflirtet hat.«
    »Furchtbar, diese Vorstellung!« stöhnte Bill auf. »Und wir sollen davon nichts bemerkt haben?«
    »Damals hattet ihr keine Erfahrung«, flüsterte Glenda Perkins.
    »Wenn ich mich recht erinnere, hat sie niemals Anstalten getroffen, unser Blut zu trinken«, sagte Bill. »Sie war völlig normal. Für mich ist das ein Unding.«
    »Es kann sein, Bill, daß sie erst später zu einem Vampir geworden ist.«
    »Gut, John. Gehen wir davon aus. Was machen wir mit diesem verdammten Rest? Wenn sie tatsächlich ein Vampir ist und du etwas durch deine drei Blutstropfen in Bewegung gesetzt hast, solltest du dafür sorgen, daß diese widerliche Masse auch zerstört wird. Ich meine, das ist nur recht und billig.«
    Ich zündete mir eine Zigarette an und blies den Rauch gegen die Decke. »Im Prinzip hast du recht. Wahrscheinlich werde ich es auch wieder zerstören.«
    »Ist das der Sinn der Sache?« fragte Suko.
    »Wie meinst du das?«
    »Wer immer dir die Urne geschickt haben mag, er
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