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0556 - Milenas Opferstätte

0556 - Milenas Opferstätte

Titel: 0556 - Milenas Opferstätte
Autoren: Jason Dark
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fallenlassen, weil ich nicht grundlos die Pferde scheu machen wollte.
    Erst einmal abwarten, welche Überraschung mir ins Haus stand.
    Ich wurde unruhig. Wenn man auf etwas wartet, wird man halt schnell unruhig. Ich durchmaß meine Wohnung, dachte immer wieder nach, holte auch noch den Brief hervor, kannte ihn schon auswendig und steckte ihn wieder ein. Eine Viertelstunde verging. Ich rauchte eine Zigarette, stand am Fenster und schaute in einen herrlich blauen Winterhimmel. Es war verdammt kalt, die Temperatur hatte in der Nacht bei minus acht Grad gelegen, für Novemberanfang zu kalt. Allerheiligen lag erst drei Tage zurück. Die strahlende Sonne entschädigte für das morgendliche Glatteis, das sich auf den Londoner Straßen gebildet und den Verkehr zum Erliegen gebracht hatte.
    Das Telefon summte. Ich fuhr auf der Stelle herum, als hätte mir jemand Schwung gegeben. Sollte sich nun das Rätsel lösen, das man mir aufgegeben hatte?
    »Ja, bitte…«
    »Mr. Sinclair, sind Sie es?«
    »Natürlich.«
    »Hier ist der Hausmeister und Portier. Soeben hat jemand für Sie ein Paket abgegeben.«
    »Wer?«
    »Ich kenne den Mann nicht. Es ist mit der normalen Post gekommen. Die Gebühr und so weiter ist schon bezahlt worden. Soll ich Ihnen das Paket hochbringen?«
    Ich zögerte mit der Antwort, weil ich an einen Sprengkörper dachte, der möglicherweise darin versteckt sein konnte. »Nein, ich komme zu Ihnen und werde es draußen öffnen.«
    Der Portier verstand. Seine Stimme hatte an Lautstärke verloren, als er fragte: »Rechnen Sie mit einer Bombe?«
    »Das nicht gerade, aber ich will auf Nummer Sicher gehen.«
    »Gut, ich warte dann.«
    Der Mann stand sicherlich Ängste aus, deshalb beeilte ich mich, schnappte die dicke Winterjacke und hängte sie mir über. Wer schickte mir ein Paket? Und was hatte das mit meiner Vergangenheit zu tun?
    Ich hob die Schultern und wartete darauf, daß der Lift im Erdgeschoß des Hochhauses hielt.
    Die Halle war leer. Um diese Zeit hatten die meisten Berufstätigen das Haus verlassen, und die Hausfrauen würden erst später zum Einkauf gehen. Der Hausmeister stand vor seiner Loge und schaute skeptisch auf das Paket neben ihm. Vor lauter Nervosität knetete er den Kittelstoff.
    »Gut, daß Sie kommen, Mr. Sinclair.« Er grinst etwas verlegen.
    »Ich habe richtig Magendrücken bekommen.«
    Ich schaute mir das Paket an. Es besaß quadratische Ausmaße und war relativ groß. Ich kniete nieder und drückte mein Ohr auf die obere Seite, um nach einem verräterischen Ticken zu lauschen.
    Da war nichts zu hören.
    »Das habe ich auch schon getan, Mr. Sinclair. Man hat so seine Bedenken.«
    Ich kam wieder hoch. »Und?«
    »Gehört habe ich auch nichts.«
    Ich winkte ab. »Harmlos muß es trotzdem nicht sein.«
    »Wollen Sie es draußen öffnen, Sir?«
    »Damit Sie beruhigt sind – ja.«
    »Gut, ich habe hier ein Messer, damit können Sie den Klebestreifen einschneiden.«
    »Danke.« Das Messer steckte ich in die Tasche und hob das Paket an. Ich wunderte mich darüber, wie leicht es war. Was konnte drin sein?
    Ich trat in die Kälte. Der Hausmeister hatte sogar Sand auf die Wege gestreut. Ich wandte mich nach links, wo an der Hauswand ein Grünstreifen angelegt worden war. Die kahlen Büsche wirkten traurig. Sie verbreiteten die richtige Herbststimmung.
    Ich kniete wieder nieder, nachdem ich das Paket abgestellt hatte, und holte das Messer hervor. Mit zwei langen Schnitten hatte ich den Klebestreifen geteilt und konnte die beiden oberen Papphälften zur Seite drücken.
    Zum erstenmal schaute ich in das Paket.
    Es war nichts zu sehen, bis auf Putzwolle und zusammengeknüllte Zeitungen. Den Inhalt suchte ich noch. Mit beiden Händen schaufelte ich das hemmende Dämmzeug zur Seite und entdeckte darunter einen Gegenstand, der mir ziemlich bauchig aussah und auf der Oberseite durch einen Deckel verschlossen war.
    Eine Vase?
    Das dachte ich zunächst auch. Seit wann wurden Vasen jedoch verschlossen?
    Ich räumte noch mehr Zeitungspapier an den Seiten fort, so daß ich zugreifen konnte.
    Das Material fühlte sich warm an, es hatte beim Transport durch die Kälte nicht gelitten. Ich hob die Vase hervor, stellte sie neben den Karton und bekam mit, daß der Hausmeister – neugierig wie er nun mal war – das Haus verlassen hatte.
    »Das hat man Ihnen geschickt, Sir?«
    »Sehen Sie doch.«
    »Komisch.« Seine Stimme klang etwas belegt. »Ehrlich gesagt, Sir, ich würde auch dumm aus der Wäsche schauen, wenn
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