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0556 - Milenas Opferstätte

0556 - Milenas Opferstätte

Titel: 0556 - Milenas Opferstätte
Autoren: Jason Dark
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darauf warteten, erweckt zu werden.«
    »Wer war Milena Mancow?« fragte ich.
    Suko hob die Schultern. »Die Antwort mußt du dir selbst beantworten. Ich habe sie nicht gekannt. Jedenfalls muß sie kein normaler Mensch gewesen sein.«
    »Das habe ich damals nicht feststellen können. Und du auch nicht Bill – oder?«
    »Nein.«
    Ich schaute wieder in die Urne. Dort unten bewegte sich das Gesicht in der blutig wirkenden Masse. Die Augen leuchteten noch stärker, als wollten sie mir eine Botschaft zuschicken. Ich nahm den Deckel und verschloß das Gefäß.
    Bill schaute mich an und hatte dabei die Stirn gerunzelt. »Was soll das werden, wenn es fertig ist? Das Ende?«
    »Nein, der Anfang.«
    »Du willst weitermachen?«
    »Natürlich. Milena Mancow ist tot, sie lebte trotzdem. Aus ihrer Asche ist durch mein Blut etwas entstanden, das ich als Fluch bezeichnen möchte. Es kann uns in Gefahr bringen, Bill. Und nicht allein uns, auch andere Menschen. Wir sind verpflichtet, den Spuren der Milena Mancow nachzugehen. Die fangen an oder enden in einem Ort in Wales.« Ich nickte dem Reporter zu. »Wir fahren hin, Bill…«
    ***
    Bill und ich wollten die Strecke nicht auf einmal fahren. Wir hatten uns vorgenommen, einmal zu übernachten, um einen Tag später ausgeruht in Talley einzutreffen.
    Die Koffer waren schnell gepackt. Sheila sagte auch nichts, sie wußte ja, daß es Augenblicke gab, wo sie ihren Mann nicht zurückhalten konnte. Sie wünschte uns nur viel Glück. Das gleiche hatten Suko und Glenda auch getan.
    Wer von uns wußte etwas über einen Ort namens Talley? Keiner, aber die Karte hatte uns eine Information gegeben. In der Nähe des Ortes befand sich ein altes Kloster, die Gegend war hügelig, ohne direkt bergig zu sein, sehr einsam, wobei die kleinen Flüsse auf der Karte aussahen wie schmale Adern.
    Dennoch hatten wir auf eine gewisse Art und Weise Glück, denn der Motorway M4 führte von London aus in Richtung Westen, über Bristol, die Hafenstadt, weiter über Newport, Cardiff, dann nördlich bis nach Wales hinein, wo er kurz hinter Swansea endete.
    Von dort aus mußten wir uns dann über schmalere Straßen bis zu unserem Ziel fahren.
    In einem halben Tag war es trotzdem nicht zu schaffen, da wir erst am frühen Nachmittag losgefahren waren. Bill hatte darauf bestanden, den Porsche zu nehmen, weil er der Meinung war, schneller voranzukommen. In der Umgebung von London erwies sich das als Irrtum, weil die Schnellstraße verstopft war. Das gleiche passierte uns kurz vor Bristol, da aber war es bereits dunkel.
    »Soll ich dich ablösen, wollen wir übernachten?« fragte ich, als wir uns in die lange Lichterkette der sich stauenden Fahrzeuge eingereiht hatte.
    »Ich fahre schon weiter.«
    »Wie kommt’s?«
    »Ich bin froh, wieder hinter dem Steuer sitzen zu können. Mit dem Porsche durch London zu kurven, ist kein Vergnügen. Den habe ich wenigstens mal ausfahren können.«
    »Wie du willst.«
    Es ging nur langsam voran. Ich warf wieder einen Blick zurück in den schmalen Notfond des Wagens. Dort stand die Urne so, daß sie nicht kippen konnte. Sie war mir suspekt. Ich hatte eigentlich erwartet, daß sich etwas tun würde, doch ihr Inhalt blieb ruhig. Wir vernahmen auch nicht mehr die Stimme in unserem Kopf. Milena Mancow schien es nicht mehr zu geben.
    Bill hatte den Motor abgestellt, weil jetzt nichts mehr ging. Er schaute auf die Lichter von Bristol, die links von uns lagen. Dahinter schimmerte eine schwarze Fläche, der Bristol Channel, eine Meereszunge.
    »Milena!« murmelte der Reporter, »meine Güte, was ist das für ein Weib gewesen?«
    Ich mußte lachen. »Wie kommst du gerade jetzt darauf?«
    »Ich hatte Zeit genug, nachzudenken, John. Mir lief die Zeit vor meinem geistigen Auge ab. Ich sah mich wieder als Studenten. Verdammt, irgendwie hat sie alle von uns verrückt gemacht, und du, John, hast auch keine Ausnahme gebildet.«
    »Richtig.«
    »Hast du denn mit ihr geschlafen?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht. Damals hätte ich vor Wut heulen können, daß es nicht so gewesen ist. Wir waren doch alle scharf auf sie.«
    »Kennt Sheila die Geschichte?«
    »Bin ich verrückt? Nein, ich habe alles auf dich geschoben.« Bill grinste.
    »Ja, ja, immer auf die kleinen Junggesellen.«
    »So mußte das auch sein. Vom eigentlichen Grund unserer Fahrt habe ich ihr ebenfalls nur die Hälfte erzählt. Sie wäre bestimmt sauer oder eifersüchtig geworden.«
    »Fahr weiter.«
    Bill stellte den Motor an, als sich die
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