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0556 - Milenas Opferstätte

0556 - Milenas Opferstätte

Titel: 0556 - Milenas Opferstätte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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fast übergangslos einschlafen konnten.
    Das war auch jetzt der Fall. Die Umgebung verschwamm vor meinen Augen. Bill löste sich in einen Schatten auf und war auf einmal völlig verschwunden. Auch das Licht sah ich nicht mehr, die Dunkelheit hüllte alles ein.
    Dennoch wurde es kein tiefer Schlaf. Dazu steckte eine zu große Unruhe in mir. Mich plagten zwar keine Träume, aber ich merkte im Unterbewußtsein, daß ich mir vorkam wie ein Gefangener. Ich schreckte auch einige Male hoch, ohne jedoch richtig wach zu werden.
    Wieder umfing mich die Ruhe des Schlafs. Ich sah plötzlich Bilder vor meinen Augen, die sich aus einer tiefen Dunkelheit hervorschälten. Finstere Gestalten, furchtbare Wesen, dazwischen ein lächelndes Jungmädchengesicht Milena.
    Sie schaute mich an. Ihre Augen waren eine einzige Verlockung.
    Der Mund, das Lächeln, dann tauchte sie zurück, wobei sie sich grazil und schmeichelnd bewegte. Fast tänzerisch, sehr sinnlich und lockend.
    Ein anderer Mann erschien. Er schwebte heran. Sein Gesicht war maskenhaft starr.
    Ich kannte die Person. Es war Bill Conolly, der sich bei seiner ungewöhnlichen Reise drehte und auf Milena starrte, die ihn mit ausgestreckten Armen lockte.
    Bill schwebte zu ihr.
    Er ließ sich von ihr anfassen und streicheln, machte selbst mit, wühlte in ihrem Haar, preßte sich gegen sie und drückte die Frau nach hinten.
    Es waren wilde, schon eindeutige Bewegungen, die beide vorführten. Milena gab sich ihm hin. Sie sank zurück und Bill mit ihr. Beide verschwanden in einer aufsteigenden, grauroten Wolke, als hätten Blutstreifen den Nebel durchzogen.
    Zuletzt erschienen wieder die beiden Schreckensgestalten, die ihre Mäuler aufrissen und lachten. Es war ein Lachen, das ich nicht hörte, ich konnte es nur sehen oder ahnen.
    Noch einmal sah ich Milena. Auch sie lachte, ohne daß ich es hörte. Ihr Gesicht erschien wie in einer Großaufnahme vor meinem Blick. Die Augen funkelten. Das Mädchen sah nun völlig anders aus als zuvor. Eine Klaviatur an Gefühlen strömte mir entgegen.
    Haß, Triumph, Wildheit und Verlockung. Das ewig Weibliche, verheiratet mit dem Schrecken. Eine unheilige Allianz, die Angst in meine Träume hineinstieß.
    Milena zog sich zurück. Ihre Gestalt nahm an Größe ab. Kleiner und kleiner wurde sie. Der Hintergrund schien sie regelrecht aufsaugen zu wollen, dann war sie verschwunden und kam auch nicht mehr wieder.
    Ich schreckte hoch.
    Es war ein plötzliches Erwachen, als hätte mir jemand den Befehl dazu gegeben. Diesmal fielen mir die Augen nicht wieder zu. Ich starrte gegen die Decke, über die sich ein heller Schein hinzog, den die Stehlampe abgab.
    Meine Gedanken beschäftigten sich noch immer mit diesen ungewöhnlichen Traum, so daß ich mir über meine eigentliche Lage keine Gedanken machte. Ich wußte nicht einmal, wo ich mich befand.
    Mein Gehirn war leer und gleichzeitig voll.
    Nur allmählich fand ich den Weg in die Wirklichkeit zurück. Ich rollte mich auf die Seite, atmete einige Male stöhnend durch und spürte auch, daß sich Schweiß auf meiner Haut gebildet hatte. Noch lag ich wie tot auf dem Bett, ein Gefangener ohne Fesseln. Ich bekam einfach nicht den Dreh, mich vom Bett zu wälzen und aufzustehen.
    Die Glieder steckten voller Blei, im Mund spürte ich den rauhen Geschmack, als hätte ich zuvor irgendeinen billigen Gin getrunken.
    Das war kein normaler Schlaf gewesen, auch keine normalen Träume, und im Raum herrschte eine Temperatur, die man als überhitzt ansehen konnte. Die Luft kam mir zum Schneiden dick vor. Sie war kaum zu atmen, eher zu trinken.
    Verdammt, du mußt aufstehen, die Wache übernehmen und…
    Zum erstenmal fiel mir wieder ein, weshalb ich mich überhaupt hingelegt hatte. Ich hatte bis Mitternacht schlafen sollen, um Bill Conolly bei der Wache abzulösen.
    Wir wollten die Urne bewachen, wir…
    Ich richtete mich auf, drehte mich, so daß ich in den Raum hineinblicken konnte.
    Er war leer.
    Das heißt, die Möbel standen noch an ihrem Fleck, ich hockte auf dem Bett, aber mein Freund Bill Conolly war verschwunden…
    ***
    »Bill?« Ich rief seinen Namen halblaut, nur bekam ich keine Antwort. Es war mehr eine Reaktion der Verlegenheit gewesen. Dann schaute ich auf die Uhr.
    Mitternacht war seit dreißig Minuten vorbei. Bill hatte mich nicht geweckt, er konnte mich auch nicht wecken, weil er das Zimmer verlassen hatte.
    Ich stand auf. Mein Kopf schien angeschwollen zu sein. Er kam mir vor wie ein fremder Gegenstand. Ich

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