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055 - Das Monster von Greenfield

055 - Das Monster von Greenfield

Titel: 055 - Das Monster von Greenfield
Autoren: Dämonenkiller
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als sie bei mir ist, hat sie keine Wut mehr.
    »Hör doch endlich damit auf, Mike!«, bittet sie. »Deine Träume haben mit der Wirklichkeit überhaupt nichts zu tun. Deine Eltern kamen bei einem Autounfall ums Leben. Wie oft soll ich dir das noch sagen?«
    »Aber …«
    »Es war nur ein Traum.«
    »Ja, Tante.«
    Sie seufzt wieder. »Wenn sich dein Zustand nicht bald bessert, dann …«
    Sie spricht nicht weiter, aber ich weiß, was sie sagen wollte. Mir wird sofort wieder schlecht.
    »Muss ich in eine Anstalt?«, frage ich ängstlich.
    »Nein, nein, Mike«, sagt sie schnell. »Solange ich für dich sorgen kann, bleibst du in diesem Haus.«
    »Ich muss aufs Klo«, sage ich.
    Durch das Klofenster sehe ich in den Garten hinter dem Haus. Im Frühling und Sommer blühen hier viele Blumen. Manche habe ich selbst gesetzt. Die liebe ich besonders. Ich helfe meiner Tante auch oft beim Jäten. Ich darf das Unkraut auf einem Haufen zusammenschichten und anzünden. Das macht Spaß! Aber manchmal habe ich in dem Feuer auch die Gesichter von Ma und Pa gesehen. Das war furchtbar.
    Als ich jetzt durchs Klofenster hinausblicke, ist der Garten öd und leer. Na ja, im November. Aber gerade als ich an der Spülung ziehen will, tauchen beim Gartenzaun Angie und Tommy auf. Das sind zwei Nachbarskinder. Geschwister. Ich weiß, dass ihre Mutter, Mrs. Sutherland, ihnen verboten hat, sich mit mir abzugeben. Aber was können die Kinder dafür? Also winke ich ihnen zu.
    Sie stecken die Köpfe zusammen und kichern. Dann sehen sie hoch und rufen: »Cleanhead, Cleanhead, fang uns doch!«
    Alle nennen mich Cleanhead, weil ich keine Haare habe. Dagegen habe ich nichts. Glatzkopf wäre geschimpft, oder? Cleanhead ist netter, wenn Tante Anna es auch nicht gerne hört. Aber ich weiß, dass es die Kinder nicht böse meinen. Sie sind meine einzigen Freunde. Ich mag Kinder.
    »Na wartet!«, rufe ich lachend durchs Fenster. »Ich erwische euch schon.«
    Ich renne raus aus dem Klo, ziehe Hose und Jacke über den Pyjama an und flitze aus dem Haus. Die Kinder schreien bei meinem Anblick vor Vergnügen, nehmen aber Reißaus, als ich ihnen nachlaufe.
    Nach einigen Metern trennen sie sich. Angie rennt nach links, Tommy nach rechts. Es dauert etwas, bis ich mich für eine der beiden Richtungen entschlossen habe. Ich beschließe, Angie auf den Fersen zu bleiben. Also nichts wie hinter Angie her. Das macht Spaß. Aber als ich sie fast erreicht habe – ich kann zwar nicht besonders schnell laufen, aber schneller als so ein kleines Gör bin ich ja immer noch –, als ich sie einhole und nach ihr greifen will, beginnt sie auf einmal laut zu schreien. Es hört sich so an wie das Schreien meiner Opfer.
    Angie hat Angst vor mir, erkenne ich. Ich rufe ihr zu, dass sie sich vor mir doch nicht zu fürchten braucht, weil ja alles nur Spaß ist, aber sie hört mich nicht, schreit nur noch lauter. Mir ist zum Heulen.
    Da taucht Mrs. Sutherland auf.
    Angie rennt in die Arme ihrer Mutter, schluchzt haltlos.
    »Was wolltest du meiner Angie antun?«, schreit Mrs. Sutherland mich an.
    Und die Worte sprudeln nur so aus ihrem Mund, ohne dass sie Luft holt.
    Ich will ihr erklären, dass alles ganz harmlos war, nur Spaß. Mrs. Sutherland, will ich sagen, ich wollte Angie ganz bestimmt keine Angst einjagen. Und ich weiß selbst nicht, warum sie sich auf einmal zu fürchten begann, Mrs. Sutherland. Aber ich bringe keinen Ton hervor. Mir ist ganz schwindelig, und in meinem Kopf dröhnt und pocht es. Ich höre nicht, was mir Mrs. Sutherland zubrüllt, höre nur den einen Satz: »… werden schon noch dafür sorgen, dass du in eine Irrenanstalt kommst. Denn dort gehörst du hin.«
    Auf einmal tauchen weitere Frauen auf, schreien auf mich ein, drohen mir mit den Fäusten. Mrs. Quimbley ist auch darunter, und obwohl sie keine Kinder hat, die sie vor mir beschützen muss, ist sie die Schlimmste von allen.
    Mrs. Quimbley verspricht, dass ihr Mann nach diesem Vorfall nun alles tun werde, damit ich endlich dorthin komme, wo ich hingehöre – ins Irrenhaus. Mr. Quimbley hat in Greenfield sehr viel zu sagen, denn er hat viel Geld. Und Mrs. Donaldson ist auch da. Das ist die Mutter von Lisa. Ich habe Angst, dass sie mir die Augen auskratzen will und hebe die Hände. Das kommt ihr so vor, als wollte ich sie schlagen. Sie schreit noch lauter und droht, dass mich ihr Mann noch windelweich prügeln wird.
    Zum Glück taucht dann Tante Anna auf und bringt mich ins Haus. Dort weine ich mich an ihrer
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