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0549 - Des Teufels Traum

0549 - Des Teufels Traum

Titel: 0549 - Des Teufels Traum
Autoren: Werner Kurt Giesa
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durch seinen Fehlversuch.
    In ihm war nur eine seltsame Leere, wie er sie zuvor noch nie verspürt hatte.
    Aber er nahm an, daß sie eine Nachwirkung seines Versuches gewesen war, einen Blick in die Zukunft zu werfen. Dort hatte er nichts gefunden; alles war ein diffuses Grau gewesen, wobei diese farbige Beschreibung seines Eindrucks nur eine grobe Annäherung war. Es gab keine wirkliche Beschreibung, nichts, das das wenige, das sich ihm gezeigt hatte, auch nur andeutungsweise in Worte kleiden konnte.
    Die Zukunft verweigerte ihm den Zugriff.
    Er war kein Prophet…
    Und selbst Propheten waren nicht in der Lage, einen exakten Ablauf der Ereignisse vorherzusagen. Auch sie konnten sich nur an Tendenzen orientieren, an Entwicklungsrichtungen und vorherbestimmten Linien des Geschehens. Auch sie konnten sich irren, wenn unvorhersehbare Ereignisse eintraten.
    Julian wollte sich damit nicht abfinden. Immerhin war bekannt, wie ein Teil der Zukunft aussehen konnte. Wenn bestimmte Ereignisse eintraten, die bislang nur durch Zamorras und vor allem auch Julians Eingreifen blockiert waren, würde sich im Jahr 2058 die Erde in der Hand nichtmenschlicher, unirdischer Kreaturen befinden. Die Welt würde dann schlimmer sein als die Hölle selbst. Merlin, der Zauberer, hatte durch einen simplen, aber folgenschweren Fehler diese grauenhafte Zukunft heraufbeschworen, die in jenen Momenten, als Zamorra sich in ihr befand, entsetzliche Realität gewesen war. [5]
    Eben weil Julian sich an jene Dinge erinnerte, konnte er nicht verstehen, daß ihm der Blick in andere Zukunftslinien verwehrt blieb! Er hatte den Silbermond nicht nur in eine seiner Traumwelten gehüllt, sondern ihn auch noch um ein paar Minuten in die Zukunft versetzt - er konnte ihn in dieser Zukunft betreten, warum konnte er dann diese Zukunft nicht sehen? Er kam nicht einmal so weit, daß er den Silbermond mental erreichen konnte!
    Die Kenntnisse, die er in den letzten Monaten erworben hatte, reichten nicht aus, ihm diesen Widerspruch zu erklären.
    Er sah in die nächtliche Berglandschaft. Es mußte längst jenseits der Mitternacht sein. Die Blumen, die auf dem aufgetauten Boden wuchsen, hielten ihre Blütenkelche immer noch geöffnet, obgleich sie um diese Nachtzeit eigentlich hätten geschlossen sein müssen. Julians Zauber hatte in seiner unmittelbaren Umgebung seine eigenen Grenzen geschaffen.
    Der »Träumer« hatte überhaupt nicht gemerkt, wie die Zeit verstrichen war. Den kalten Wind, der über die Schneeflächen strich, spürte er nicht auf der nackten Haut.
    Langsam wandte er sich um und kehrte in seine Blockhütte zurück, die er seinerzeit mit eigenen Händen errichtet hatte, nur wenige hundert Meter oberhalb des Klosters, dessen Mönche ihn nicht hatten aufnehmen wollen.
    Julian hatte gehofft, Angelique Cascal hier halten zu können. Doch sie hatte ihn wieder verlassen. Die Einsamkeit im tibetischen Hochland war nichts für sie. Und seine kindhafte Verspieltheit, die er zuweilen zeigte, auch nicht.
    Er hoffte immer noch, sie für sich gewinnen zu können. Dann würden sie sicher nicht hier in der kalten, sauerstoffarmen Abgeschiedenheit leben, die für ihn jedoch die beste Umgebung war, weil sie ihn zum Meditieren einlud und nicht ablenkte. Hier konnte er sich ungestört auf sich selbst konzentrieren, zu sich selbst finden, seine eigenen Kräfte, Möglichkeiten und Interessen entdecken.
    Nein, wenn sie zu ihm zurückkehrte, würde er dorthin gehen, wo es Angelique gefiel. Wenn sie es ihm nur gestattete…
    Bei aller magischen Macht, über die er verfügte, konnte und wollte er sie zu nichts zwingen. Er liebte sie, und diese Liebe war vielleicht das einzige, was ihm wirklich heilig war. Er wollte sie nicht durch Zwang zerstören. Er konnte nur bitten.
    Jetzt hatte er jedoch ein anderes Problem. Er fand den Weg nicht, das zu sehen und herauszufinden, was er sehen wollte und mußte.
    Aber möglicherweise konnte ihm jemand dabei helfen.
    Jemand wie Zamorra…
    ***
    Asmodis setzte die Macht seiner drei Amulette ein.
    Dazu brauchte er sie nicht einmal zu berühren. Er steuerte sie mit seiner geistigen Kraft und machte sie zur Waffe gegen Lucifuge Rofocale, der diese Waffe gerade in den Händen hielt.
    Er war sekundenlang schutzlos!
    Er brüllte und sank in sich zusammen!
    Innerhalb weniger Sekunden setzte ein enormer Alterungsprozeß ein. Dann aber richtete der Erzdämon sich wieder auf.
    Er straffte sich. Der Alterungsprozeß kehrte sich um.
    Asmodis’ Amulette
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