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0549 - Des Teufels Traum

0549 - Des Teufels Traum

Titel: 0549 - Des Teufels Traum
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ab. »Schon gut, ich versuche dich zu verstehen. Aber irgendwie kann ich es nicht. Woher kommen deine plötzlichen philosophischen Anwandlungen?«
    »Irgend etwas geschieht«, sagte er. »Was?«
    »Ich weiß es nicht. Es ist nur ein Gefühl. Ich kann nicht einmal sagen, ob es aus mir selbst kommt oder irgendwie von außen an mich herangetragen wird.«
    »Von außen?«
    Er nickte.
    »Von wem?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Etwas stimmt nicht. Irgendwo wächst eine Gefahr, eine Veränderung steht bevor. Schon bald wird vieles nicht mehr so sein, wie es einmal war. Nie mehr…«
    Nicole berührte seine Schulter.
    Wie unter einem Stromstoß zuckte er zusammen. Sein Kopf flog herum, er sah sie überrascht an.
    »Wie… was ist los?«
    »Das möchte ich gerade von dir wissen«, sagte sie ernst. »Eben hast du dich noch in Orakelsprüchen geübt, und jetzt siehst du mich an wie ein Gespenst!«
    Wie ein Gespenst bist du auch gerade neben mir aufgetaucht, dachte er, aber kann man sich mit Gespenstern in dieser Form unterhalten, wie ich es gerade getan habe?
    Dabei senkte er seine mentale Sperre und sendete diesen Gedanken zu Nicole, die ihn mit ihren telepathischen Sinnen auffing.
    Etwas verwundert trat sie zurück, näher an den Kamin, und sah ihn von dort aus an.
    Sie runzelte die Stirn. »Mit dir stimmt doch etwas nicht! Du stehst unter einem fremden Einfluß! Aber wie ist das möglich?«
    »Das frage ich mich auch«, sagte er. »Du warst plötzlich im Zimmer, und ich habe die vage Erinnerung daran, daß ich eben mit dir gesprochen habe… bevor ich dich wahrnahm.«
    »Sieht wohl fast so aus«, sagte sie sarkastisch. »Was für eine Gefahr ist das, von der du redest? Was wird sich verändern?«
    Plötzlich bemerkte sie, daß er sein Amulett trug. Sein Hemd war halb geöffnet, und sie sah, daß Merlins Stern vor seiner Brust hing. Anfangs, als sie neben seinem Sessel gestanden hatte, war es ihr nicht aufgefallen.
    Es war ungewöhnlich, daß er die handtellergroße Silberscheibe innerhalb von Château Montagne trug. Das Château war durch eine weißmagische Schutzkuppel gesichert, die kein dämonisches oder dämonisiertes Wesen durchdringen konnte. Der alte Drache, Foolys Elter, hatte unter dem erpresserischen Druck der Unsichtbaren zwar versucht, die Abwehrzeichen aus magischen Kreisen wegzubrennen, aber Zamorra hatte sie schon längst wieder erneuert. Außerdem machten er oder auch Raffael oder William mehr oder weniger regelmäßige Kontrollgänge, um eventuell vom Regen beschädigte Zeichen wieder zu erneuern und damit die Schutzkuppel wieder zu stärken und ständig aktiv zu halten.
    Merlins Stern, magisches Werkzeug und Waffe zugleich, war zwar der bestmögliche Schutz gegen dämonische Angriffe, aber die waren im abgeschirmten Château nicht zu erwarten. Warum also hatte Zamorra sich die Silberscheibe umgehängt?
    Als sie ihn danach fragte, hakte er das Amulett von der Kette und warf es ihr zu.
    Überrascht fing sie es auf.
    »Was soll ich damit?« wollte sie wissen.
    »Vielleicht eine Weile tragen«, schlug er vor.
    »Warum?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Kann ich nicht sagen. Es ist nur ein Gefühl.«
    Für ein paar Sekunden schloß sie die Augen. So, wie sie Zamorra jetzt erlebte, hatte er sich bisher nur in ganz seltenen Fällen gezeigt, und jedesmal hatte eine geradezu haarsträubende Gefahr im Hintergrund gelauert.
    Sie entschied, das Amulett tatsächlich für eine Weile zu tragen. Zamorra hatte es ihr sicher nicht umsonst zugeworfen. Vielleicht wußte er den Grund dafür nicht einmal, sondern handelte nur instinktiv.
    In seinen Augen spiegelten sich die Flammen des Kaminfeuers.
    ***
    Im gleichen Moment, in dem Julian Peters beschloß, Zamorra aufzusuchen, erwachte in ihm ein Gefühl der Unruhe, wie er es noch nie zuvor erlebt hatte.
    Nun gut, es gab ständig eine Menge an neuen Eindrücken, die er noch nicht kannte. Schließlich war er erst ein paar Jahre auf der Welt und praktisch gesehen noch ein Kind, dem es an Lebenserfahrung und den damit verbundenen Eindrücken und Empfindungen fehlte. Er hatte sehr viel nachzuholen. Sein rasend schnelles Erwachsenwerden, das nur ein Jahr gedauert hatte, forderte immer noch seinen Preis. Julians Entwicklung war nicht normal. Deshalb sah er sich auch jetzt ständig mit dem Anormalen konfrontiert.
    Er versuchte seine Unruhe zu analysieren. Er fragte sich, ob sie mit dem Drang in Zusammenhang stand, in die Zukunft sehen zu wollen. Aber irgendwie war ihm
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