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0545 - Der teuflische Engel

0545 - Der teuflische Engel

Titel: 0545 - Der teuflische Engel
Autoren: Jason Dark
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unbeweglich auf ihrem Stuhl. Die Umgebung schien zu Eis geworden zu sein. Sie sah nicht mehr die Sonnenstrahlen, von denen ein Teil durch die dicht belaubten Zweige der nahe wachsenden Bäume gefiltert wurden, sie dachte nur über die Worte nach, die sie gehört hatte.
    Merete, die Architektin aus Atlantis!
    Das also war die Person, von der ihr verstorbener Mann des öfteren gesprochen hatte.
    Glarion und Merete. Zwei verschiedene Namen und völlig unterschiedlich, aber eine Person.
    Mit einer müde wirkenden Bewegung wischte Kyra über ihre Stirn. Sie sagte auch nichts mehr. Ihr Blick war starr auf Merete gerichtet, die noch immer lächelte, wobei nach wie vor Teile des Gesichts von tanzenden Funken bedeckt waren, als stünde die Gestalt unter Strom.
    »Hast du mich nicht immer gesucht?« fragte sie.
    »Ja, schon…«
    »Dein Mann fand mich. Ihm habe ich den Weg zwischen dem Diesseits und dem Jenseits gezeigt.« [1]
    »Nein!« Kyra keuchte. »Nein, so ist es nicht gewesen, Merete. Es war nicht das Jenseits, das ich kenne oder von dem ich schon als Kind gehört habe. Es war etwas anderes.«
    »Was denn?«
    »Atlantis!«
    Da nickte sie. »Richtig, Atlantis. Oder ein Planet, der zu dem versunkenen Kontinent gehört. Ein Planet, der von der Magie regiert wurde. Ein Planet der Magier, prall gefüllt mit einem alles zerfressenden Nebel, dem Todesnebel.«
    »Den kenne ich!«
    »Stimmt. Du warst nicht allein. Man hat dir geholfen. John Sinclair…«
    »Ja«, sagte Kyra, »und er besaß auch die entsprechende Waffe. Wären er und sein Kreuz nicht gewesen…«
    »Ich habe ihn leider unterschätzt«, gab Merete zu. »Das wird nicht noch einmal vorkommen.«
    »Du willst ihn…«
    »Er sucht mich, Kyra. Er will mich haben, seit du ihm von mir erzählt hast. Ich war so frei und habe gewisse Spuren gelegt, denen er nachkommen muß. Ich habe Figuren in ein Spiel gebracht, das er längst nicht durchschaut. Noch läuft er wie ein Trottel nebenher.«
    Kyra starrte die Gestalt vor ihr an. »Du… du willst ihn töten?«
    Merete nickte. »Ja, töten, vernichten, ausschalten. Was immer du willst. Meine Macht wird ihn zermalmen.«
    »Wieso? Was ist deine Macht?«
    »Die Macht der Steine. Die Kraft der mittleren Periode, die Atlantis damals erlebte und zu einer Hochblüte trieb. Ich war diejenige, die gewaltige Gebäude und Städte entwarf. In mir vereinigten sich Magie, Kreativität und künstlerisches Schaffen. Ich stellte zu meiner Zeit einen Machtfaktor der denn ich kam vom Planet der Magie und hinterließ auf dem Kontinent meine Zeichen, bis er versank.«
    »Du bist nicht gestorben?«
    »Wie konnte ich? Es gab viele Atlanter, die überlebten. Ich gehörte eben zu ihnen.«
    »Kennt man dich nur als Architektin?« Kyra hob die Schultern.
    »Du bist einmal ein Mann, der aussieht wie ein Engel, so wunderschön, aber du bist auch eine Frau, die sehr grausam sein kann.«
    »In meiner Existenz wohnen zwei Seelen. Damit mußt du dich abfinden, Kyra. Dein Mann hatte sich damit abgefunden. Er verehrte mich.«
    »Wie kannte er dich?«
    Da lachte sie. »Nur als Merete. Ihn habe ich nicht zu täuschen brauchen. Im Gegensatz zu Sinclair. Noch läuft er einer falschen Spur nach. Doch es wird die Zeit kommen, wo sich die falsche und die richtige Spur vereinen werden.«
    Kyra glaubte ihr aufs Wort. Dennoch fragte sie: »Was habe ich denn damit zu tun?«
    »Wollte er sich nicht mit dir in Verbindung setzen? Hast du nicht auf ihn gewartet?«
    »Das stimmt.«
    »Also wird er bald zu dir kommen, falls er es noch schafft. Du kannst ihm sagen, daß du mich gefunden hast und daß seine Uhr allmählich abläuft. Wir beide werden noch miteinander in Kontakt treten. Ich habe beschlossen, dich trotz allem an die Stelle deines Mannes zu setzen. Erinnere dich. Luke liebte mich als Frau, du aber kannst mich auch als Mann lieben, Kyra. Ich weiß, daß in dir ein Vulkan schlummert.« Sie streckte ihre Hand aus und berührte Kyras Wange.
    Die Frau schrak zusammen. Vielleicht lag es an den Fingerspitzen, die ihr so kalt wie kleine Eisstücke vorkamen.
    Merete stand auf. Kyra blieb sitzen und hob nur ihren Blick. Mit den Augen verfolgte sie den Weg der Frau, die sich umdrehte und plötzlich verschwunden war. Aufgelöst zwischen den Passanten auf dem Gehsteig oder den auf der Straße fahrenden Wagen.
    Unbeweglich blieb sie sitzen und schreckte erst zusammen, als der Kellner sie ansprach.
    »Zahlen Sie für den Herrn mit?«
    »Herrn?« murmelte sie fragend.
    »Ja, er hat
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