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0542 - Luzifers Welt

0542 - Luzifers Welt

Titel: 0542 - Luzifers Welt
Autoren: Werner Kurt Giesa
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reagierte es auf seine Anweisung. Es gab zwar keinen seiner rätselhaften Kommentare von sich, aber Zamorra spürte, wie Energie freigesetzt wurde.
    Etwas, das er nie zuvor erlebt hatte, geschah.
    Irgendwie schien zwischen Merlins Stern und den Blumen eine Art von Kommunikation stattzufinden.
    Er fühlte allerdings auch, daß diese Form der Kommunikation nicht das war, was Menschen unter einer Unterhaltung verstehen würden, Es war völlig anders, fremdartig, unbekannt.
    Etwas Magisches führte einen Informationsaustausch mit etwas anderem Magischen.
    Es ließ sich kaum in Worte kleiden. Es gab keine exakte Beschreibung dafür.
    Plötzlich war es vorbei.
    Zamorra hatte in diesem Augenblick das Gefühl, etwas Einmaliges, etwas Unwiederbringliches verloren zu haben. Ihm wurde klar, daß er um ein Haar dem »Gespräch« zwischen den beiden magischen Entitäten verfallen wäre.
    Alles in ihm drängte danach, diesen Vorgang zu wiederholen, noch tiefer in sein Lauschen zu versinken, niemals mehr etwas anderes zu tun, alles andere zu vergessen, weil es unwichtig geworden war…
    Es war wie eine Droge gewesen!
    Er mußte sich zwingen, sich abzuschotten.
    Er entfernte sich langsam in die andere Richtung, fort von Travers und Tendyke. Er wußte nicht, ob die beiden immer noch diskutierten oder ob Travers ins Camp zurückgekehrt war. Er achtete einfach nicht darauf.
    Er wollte nur wissen, was das Amulett herausgefunden hatte. Und vielleicht ein wenig an dem einmaligen Kommunikations-Erlebnis teilhaben, wenn auch jetzt nur aus zweiter Hand.
    Und er wollte dabei allein sein…
    »Was hast du herausgefunden?« fragte er leise.
    Zunächst kam keine Antwort.
    Erst als er seine Frage zum dritten Mal, energischer und fast schon so laut stellte, daß jemand drüben auf der anderen Seite der Blumen seine Stimme hören und annehmen mußte, er führe Selbstgespräche, reagierte Merlins Stern.
    Nichts.
    Fast wäre Zamorra innerlich explodiert.
    »Nichts?« zischte er wütend.
    Er konnte sich gerade noch so weit beherrschen, nicht laut herauszuplatzen.
    »Nichts?« wiederholte er. »Und wegen nichts hast du dich so lange mit den Blumen unterhalten?«
    Es war keine Unterhaltung.
    »Was dann?«
    Etwas, das selbst Unsterbliche wie du niemals verstehen können. Dir fehlten bereits von Geburt an die Grundvoraussetzungen dafür.
    »Von Geburt an?« knurrte Zamorra verdrossen. »Was weißt du von Geburten und Voraussetzungen?«
    Das Amulett antwortete nicht.
    »Kommen wir zurück zum angeblichen Nichts, das du herausgefunden haben willst«, drängte Zamorra weiter. »Worin besteht es?«
    Es beantwortet nicht die Fragen, die dich bewegen.
    »Was dann?«
    Wieder kam keine Antwort.
    Zamorra seufzte.
    Bevor Merlins Stern sein künstliches Bewußtsein entwickelt hatte, war alles so viel einfacher gewesen! Man wußte, worauf man sich verlassen konnte. Und jetzt war er den Launen der Silberscheibe ausgeliefert.
    »Du weißt genau, was ich erfahren will. Ist es möglich?«
    Nicht, wie du es dir vorstellst. Du willst auf die andere Seite, willst die Vermißten finden. Ich kann dich dorthin führen.
    »Worauf wartest du dann eigentlich noch?«
    Narr! Ich würde dir damit keinen Gefallen tun! Verzichte darauf!
    »Ich glaub’s einfach nicht«, murmelte Zamorra. »Warum sollte ich verzichten? Es geht um zwei Menschenleben!«
    Um mehr als zwei.
    »Natürlich.«
    Zamorra verzog das Gesicht. Natürlich würde es dann auch um sein eigenes Leben gehen.
    Aber er hatte es oft genug riskiert, um sich für andere Menschen einzusetzen. Warum sollte er es diesmal nicht auch tun?
    Wenn es auch nur den Hauch einer Chance gab herauszufinden, wo sich die beiden Verschwundenen befanden, und sie zurückzuholen, dann konnte er nicht einfach hier stehen und sich von den Bemerkungen des Amulett-Bewußtseins einlullen lassen. Er mußte etwas tun. Ansonsten würde er sich selbst verraten, würde er sich selbst nicht mehr im Spiegel ansehen können.
    Tausenden von Vampiren ergeht es ähnlich; auch sie können sich nicht im Spiegel selbst ins Gesicht sehen…
    »Jetzt versucht diese Blechscheibe auch noch, so etwas wie Humor zu entwickeln«, seufzte er. »Du sollst meinen Anweisungen gehorchen. Dafür hat Merlin dich vor fast einem Jahrtausend aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffen und dich mir persönlich in die Hand gedrückt.«
    Wie du willst, kam die Antwort. Aber sage hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    »Ende der Debatte«,
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