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054 - Gucumatz der Allmächtige

054 - Gucumatz der Allmächtige

Titel: 054 - Gucumatz der Allmächtige
Autoren: Edgar Wallace
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dauernd die Stellung. Er tat mir leid, denn er ist lungenkrank, aber er war mir wohl nicht amüsant genug. Auch der Philanthrop ist nicht ganz selbstlos. Er umgibt sich gern mit dem Glanz interessanter Menschen. Es ist doch viel befriedigender, seinen Platz in der Straßenbahn einem hübschen jungen Mädchen zu überlassen als einer zahnlosen alten Waschfrau.«
    Peter lachte.
    »Ich verlor ihn aus den Augen und vergaß ihn. Ich habe meine philanthropischen Neigungen offenbar abgelegt, deshalb war ich, als er gestern erschien, ziemlich... « - er machte eine Pause, um nach dem richtigen Wort zu suchen - »...aufgebracht. Es war, als wäre der Geist einer toten Torheit aus dem Grab gestiegen, um einen zu verspotten. ›Torheit‹ ist in diesem Zusammenhang ein ziemlich starkes Wort«, sagte er, »aber - ich habe den Bezug zu den Armen, ihren Bedürfnissen, ihren Sorgen und ihren Kümmernissen verloren. Es ist traurig, aber wahr.«
    »Wo ist Merstham jetzt?« fragte Peter.
    Beale schüttelte den Kopf. » Das weiß ich nicht. Ich könnte Ihnen seine Adresse geben. Ich hab sie irgendwo auf meinem Schreibtisch.« Er suchte zwischen Papieren. »Hier.« Er reichte Peter einen halben Bogen Papier, auf dem ein paar Zeilen standen. Aber Peter warf keinen Blick darauf.
    »Ich kenne seine Adresse. Ich war heute in aller Frühe bei ihm. Er ist gestern abend ausgezogen.«
    Beale schien darüber erheitert. »Sehr klug von ihm, wenn meine Erinnerungen an Poplar mich nicht trügen. Er sprach davon, daß er nach Südafrika wolle. Jedenfalls gewann ich diesen Eindruck während unseres kurzen Gesprächs.«
    Peter zog sich unaufgefordert einen Sessel heran und setzte sich Beale gegenüber vor den Schreibtisch. »Sie sprachen eben davon, daß Sie mich nicht schockieren wollten. Es würde mich interessieren, ob es Sie schockierte, wenn ich Ihnen sage, daß ich angesichts der Schandtaten, die Farmer und Crewe begangen haben, ein gewisses Verständnis dafür aufbringen könnte, daß man sie ermordet hat.«
    Beale zog die Brauen hoch. »Das überrascht mich. Ich dachte, Sie stünden auf der Seite von Gesetz und Ordnung. « Seine Augen blitzten, und die Lippen zuckten, als halte er mit Mühe ein Lächeln zurück.
    »Der Gedanke ging mir gestern abend durch den Kopf«, fuhr Peter fort, »als ich mit der Polizei den Garten durchsuchte. Als ich mir Ihre bemalte Tür ansah. «
    Beales Gesicht war ausdruckslos. »Meine bemalte Tür? Was hat das denn -?« Dann auflachend: »Ach so, ich verstehe. Miss Olroyd hat Ihnen von meinem kleinen Hobby erzählt. Sie ist eine sehr nette junge Frau. Ist das eine ernste Sache - äh...«
    Peter half ihm nicht.
    »Ist es ernst zwischen Ihnen und Miss Olroyd?«
    »Von meiner Seite aus sehr«, antwortete Peter, und Beale nickte.
    »Sie sehen müde aus, Mr. Dewin.« Beales Stimme war teilnahmsvoll. »Sie sollten nach Hause gehen und sich einen langen Schlaf gönnen.« Den letzten Satz sprach er mit besonderer Betonung, und Peter verstand.
    Dennoch erwartete er Daphne, als sie herunterkam, und sie frühstückten zusammen in dem länglichen Speisesaal des Hotels. Daphne war ein wenig beunruhigt. Sie hatte eine Nachricht von Beale erhalten, daß er sie die nächsten Tage nicht brauche und sie nicht kommen solle, bis, wie es in seinem Brief hieß, die Erinnerung an das Unglück aus dem Haus gewichen sei.
    »Sie haben überhaupt nicht geschlafen«, sagte sie anklagend. »Haben Sie Ihre Story?«
    »Noch nicht ganz«, antwortete er, während er die Serviette ausbreitete.
    Da neigte sie sich zu seiner Verblüffung plötzlich zu ihm und sagte: »Ich kenne das Geheimnis von Gucumatz. « »Sie kennen das Geheimnis von Gucumatz?« wiederholte er. »Ich weiß, was ›Gucumatz‹ bedeutet, und ich weiß, was der Schlüssel bedeutet«, fuhr sie fort, »aber ich verrate es Ihnen erst nach dem Frühstück, weil Sie sonst auf der Stelle aufspringen und mich hier schnöde sitzenlassen.«
    Er nahm sie nicht ernst und genoß das Frühstück in aller Ruhe. Er war gern mit ihr zusammen, das wurde ihm mit jedem Mal eindringlicher bewußt. Er wagte es deshalb, ihr von seinem Gespräch mit Beale zu berichten.
    »Er fragte mich, ob zwischen uns etwas Ernstes sei. Eigentlich nett von ihm, soviel Anteil zu nehmen, nicht?«
    Sie wechselte geschickt das Thema.
    »Und jetzt zu Ihrem Geheimnis«, sagte er, als er sich die zweite Tasse Kaffee eingeschenkt hatte.
    »Gucumatz ist ein Kennwort«, erklärte sie, und er stellte seine Tasse ab.
    »Wofür?«
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