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0535 - Shironas Nebelgeister

0535 - Shironas Nebelgeister

Titel: 0535 - Shironas Nebelgeister
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schien tatsächlich begrenzt zu sein. Also blieb Zamorra nichts anderes übrig, als weiter zu warten. Er rief im Château Montagne an. Dort meldete sich nur der Anrufbeantworter. Nicole schien noch nicht aus Rom zurück zu sein, und Raffael Bois, mit dessen Gesprächsannahme Zamorra fast gerechnet hatte, obgleich es in Frankreich jetzt etwa 2 Uhr nachts sein mußte, schien zu schlafen.
    Früher wäre er dienstbereit gewesen; selbst zu den unmöglichsten Zeiten konnte man sicher sein, daß der alte, zuverlässige Diener in Erscheinung trat. Schlaf schien er nie in seinem Leben gebraucht zu haben. Aber jetzt machte sich das hohe Alter doch langsam bemerkbar.
    Zamorra sprach den Grund für sein längeres Ausbleiben auf Band und kündigte an, in ein paar Stunden noch einmal einen weiteren Versuch machen, und wenn der nicht funktionierte, am kommenden Nachmittag nach Ortszeit. Später saßen sie am Kamin zusammen, kosteten ein paar Tropfen einer erlesenen Whiskeymarke und plauderten. Tendyke kam gegen seine ursprüngliche Absicht gegen Ende des Tages doch noch einmal aufs Geschäft zu sprechen. Es begann damit, daß das Gespräch irgendwie auf den dämonischen Ssacah-Kult kam, der Tendyke vor einiger Zeit in Australien zu schaffen gemacht hatte, und von dem Kobra-Dämon auf Psycho-Sekten und deren kriminelle Machenschaften zu kommen, war kein weiter Schritt. Schon waren sie bei der Parascience-Society und damit auch bei der T.I.- Zentrale in El Paso. »Mit Parascience scheinen wir zumindest in unseren USNiederlassungen keine Probleme mehr zu haben«, stellte Tendyke fest, »was dich vermutlich sehr freuen wird. Mir unbegreiflich, wie ein einzelner Mann das allein durch Überredungskunst geschafft haben soll. Sam Dios nennt sich der Wunderknabe, den Riker als ›Sektenbeauftragten‹ eingestellt hat. Vielleicht solltest du ihn mal kennenlernen. Ihr hättet euch sicher eine Menge zu erzählen.«
    Unwillkürlich zuckte Zamorra zusammen und biß sich auf die Lippen.
    Tendyke entging diese Reaktion nicht.
    »Was hast du? Kennst du ihn etwa?«
    »Ja, wir kennen uns«, brummte Zamorra mißmutig. Ausgerechnet dieses Thema hatte ihm noch gefehlt! Natürlich kannte er Sam Dios. Der war kein anderer als der Ex-Fürst der Finsternis Asmodis in einer seiner Tarnexistenzen, der vor einigen Jahren die Hölle verlassen und die Seiten gewechselt hatte – zumindest gab er sich diesen Anschein. Viele, die ihn kannten, wollten ihm nicht glauben, daß er es wirklich ernst meinte.
    Rob Tendyke war, wie Zamorra mittlerweile wußte, der Sohn des Asmodis und damals wohl sehr aus der Art geschlagen. Jedenfalls war Tendyke auf seinen alten Herrn einst wie jetzt gar nicht gut zu sprechen, wich aber Erklärungen dazu stets aus. Wenn Tendyke erfuhr, daß ausgerechnet sein Erzeuger in seiner Firma wirkte und aufräumte, war garantiert der Teufel los – in jeder Bedeutung des Begriffs.
    Als Zamorra erfuhr, wer Sam Dios war, hatte er dem alten Ex-Teufel zwar nicht ausdrücklich versprochen, Stillschweigen über seine Tarnexistenz zu wahren, doch Sam Dios ging stillschweigend davon aus, daß Zamorra den Mund hielt. Schließlich kannten sie sich seit bald zwanzig Jahren, und selbst in jener Zeit, als sie noch erklärte Gegner waren, hatte es zwischen ihnen zwar immer wieder Kampf bis aufs Blut, aber auch eine gewisse Fairneß gegeben. So seltsam es auch für einen Teufel, für einen Höllenfürsten war – es hatte zwar Trickspiele zwischen ihnen gegeben, aber keine hinterhältigen, und Asmodis hatte Zamorra nie belogen. Ihre Auseinandersetzungen war von tödlicher Heftigkeit, jedoch auch Ehrlichkeit gezeichnet gewesen. Und jetzt, da sie offenbar am gleichen Strang zogen, hatten sie sich schon gegenseitig einige Male das Leben gerettet.
    Zamorra sah sich in einer Zwickmühle. Wen sollte er belügen? Seinen Freund Rob Tendyke, um Sam Dios zu schützen, oder Sam Dios verraten, um ehrlich zu Rob zu sein?
    »Woher?« drängte dieser weiter. »Ich habe heute versucht, ihn kennenzulernen, aber er war nicht in seinem Büro.«
    Dem Himmel sei Dank! dachte Zamorra. »Ich möchte nicht darüber reden«, wehrte er Tendykes Neugierde ab.
    »Ein so unangenehmer Zeitgenosse?« Der Abenteurer und T.I.- Boss hob erstaunt die Brauen.
    »Du würdest ihn wohl so sehen«, murmelte Zamorra unbehaglich. »Ich an deiner Stelle würde auf eine Begegnung verzichten. Er wird ohnehin nicht lange in der Firma bleiben. Seit wann interessierst du dich für
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