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0534 - Die Hexen des Spuks

0534 - Die Hexen des Spuks

Titel: 0534 - Die Hexen des Spuks
Autoren: Jason Dark
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Menschen. Im Gegenteil, die mußten Angst vor ihr haben.
    Noch immer ungelenk verließ sie die alte, nicht zerstörte Totenkiste. Auf nackten Füßen stapfte sie durch weiche Graberde, wobei sie bei jedem Schritt einsackte.
    Sie trug ein nur kurzes Totenhemd. Es reichte gerade bis über die Oberschenkel. An einigen Stellen war es zerrissen. Hinter den Löchern schimmerte die gelbliche, schon etwas aufgedunsene Haut, aber die würde sich regenerieren, wenn erst einmal das schwarze Feuer der Liebe entfacht worden war.
    Claras braunschwarze Haare waren halblang und verdeckten die Ohren. Schlank war die Frau nicht gerade, eher kräftig. Als sie die ersten Schritte vom Sarg wegging, schaukelten ihre schweren Brüste. Die wulstigen Lippen hatten sich zu einem festgefrorenen Grinsen verzogen. Diese lebende Tote wußte genau, was sie wollte.
    Clara war auch klar, daß sie den Friedhof nicht verlassen konnte, ohne aufzufallen. Deshalb mußte es einfach auf diesem Gelände passieren, und ihre Gedanken beschäftigten sich mit dem Versprechen des großen Herrn und Meisters.
    Noch fühlte sie nichts. Weder in ihrem Innern tat sich etwas, noch strömte von außen her die Kraft auf sie ein.
    Doch sie vertraute ihm. Bisher hatte er seine Versprechungen eingelöst, das würde auch so bleiben.
    Clara ging weiter.
    An dieser Stelle war der Friedhof ziemlich frei. Ungehindert glitt ihr Blick über die Gräber, die Grabsteine und die Wege.
    Alles wirkte stumm, verlassen und trotz des hellen Aprilsonnenscheins irgendwie düster.
    Wo verbargen sich die vier Männer?
    Viel Deckung gab es nicht. Der Bagger war ein guter Platz, ebenso die Hecken in der Ferne.
    Sie hatten den Bagger als Versteck genommen, und sie hatten ihren Mut wiedergefunden.
    Plötzlich waren sie da. Sie hatten sich mit ihren Werkzeugen bewaffnet, um auf sie einzuschlagen. Ihre Gesichter zeigten eine finstere Entschlossenheit.
    Es hatte Karl Lange einige Überredungskünste gekostet, um seine Leute auf die richtige Spur zu bringen. Jetzt aber waren sie davon überzeugt, das Richtige zu tun.
    Sie kreisten Clara Glesius ein!
    Die »Tote« war stehengeblieben. Sehr langsam bewegte sie den Kopf. Sie wußte, daß man sie erschlagen sollte. Auf den blanken Stellen in den oberen Hälften der Schaufelblätter und Spaten spiegelte sich das Sonnenlicht und warf breite Reflexe, die auch über die Gestalt der Frau strichen.
    Die Mimik der Männer zeigte Angst und gleichzeitig auch Entschlossenheit. Wenn sie zwei Schritte vorgingen, wirkte es bei ihnen so, als würden sie überlegen, ob sie nicht lieber wieder einen Schritt zurücklaufen sollten.
    Clara erwartete sie. Sie hielt die Arme etwas vorgestreckt und bewegte winkend die Hände, als wollte sie die vier Männer zu sich heranlocken, um mit ihnen abzurechnen.
    Noch hielten sich diese zurück. Sie warteten auf den Einsatzbefehl ihres Vorarbeiters.
    Karl Lange zögerte noch. Über sein Gesicht rann der Schweiß. Es lag nicht allein an der Hitze, er konnte sich einfach nicht entscheiden, was er tun sollte.
    Vielleicht sollte er mit einem guten Beispiel vorangehen. Noch einmal atmete er tief ein, dann sprang er vor und schwang gleichzeitig seinen Spaten.
    Er wollte kurzen Prozeß machen. Das Blatt hatte er schräg gelegt, er betete innerlich, daß man ihn vergeben würde. Noch nie hatte er Ähnliches getan.
    Es kam alles anders.
    Plötzlich war das Feuer da!
    Genau dort, wo die Frau stand, öffnete sich der Boden, Hohe, pechschwarze Flammen schossen in die Höhe und umgaben einen Lidschlag später die Gestalt wie ein tanzender Vorhang. Die Flammen waren so dicht, daß die vier Männer die Person nicht mehr sahen, so stark wurde sie eingehüllt.
    Karl Lange befand sich schon auf dem Weg, er wollte auch den Spaten nach unten rasen lassen. Im letzten Augenblick warf er sich zurück, während seine Kollegen aufschrien und sich zurückhielten, denn die schwarzen Flammen waren ihnen nicht geheuer. Wo gab es schon schwarzes Feuer?
    Das dachte auch der Mann mit der Schaufel. Karl Lange war stehengeblieben, ohne sich zu rühren. Er wirkte in seiner Haltung wie erstarrt und hörte, wie auch seine Kollegen, aus dem pechschwarzen tanzenden Feuer das rauhe Lachen.
    Kein Rauch begleitete die Flammen, Es war eben nicht nur wegen seiner Farbe etwas Besonderes.
    In Sekundenschnelle fielen sie zusammen!
    Nichts war mehr da, keine Flamme und auch keine lebende Tote.
    Der Boden sah völlig normal aus. Das Feuer schien es nie gegeben zu haben, ein Spuk,
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