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0533 - Die Drachen-Lady

0533 - Die Drachen-Lady

Titel: 0533 - Die Drachen-Lady
Autoren: Jason Dark
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nicht das Wahre.
    Er kroch in ein Gebüsch, richtete sich halb auf und konnte sehen, wie der Drache tobte.
    Er durchpflügte den Wald. Wahrscheinlich befand er sich auf der Suche. Mit dem langen, eisenharten Schnabel hackte er immer wieder in die Tiefe, um dort sein Ziel zu finden.
    Bill konnte sich vorstellen, daß er dabei nach der Wölfin suchte, um sie zu verschlingen.
    Das Geäst der Bäume war in wilde Bewegungen geraten, als würde der Sturm daran rütteln. Immer wieder brachen Äste und Zweige knackten ab, fielen zu Boden und kennzeichneten den Weg des vorsintflutlichen Tieres. Der Schnabel hieb eine regelrechte Schneise in den Wald, dann aber stieg das Tier in die Höhe.
    Mit zwei Schwingenschlägen schaffte der Flugdrache es, Distanz zwischen sich und dem Erdboden zu bringen. Er schwebte über den Bäumen, Bill sah auch das Mädchen, das sich jetzt nur mehr mit einer Hand festhielt, den anderen Arm erhoben hatte und ins Dunkel mit der Faust drohte.
    Der Drache aber flog weiter.
    Er drehte auch nicht. Sein Kurs führte ihn weg vom Meer, dem Landesinneren entgegen, wo in den kleinen Orten und Dörfern mehr Menschen lebten, als an diesem einsamen Küstenstrich…
    ***
    Johnny lag bäuchlings auf dem Boden. Er hatte seinen Mund nicht geschlossen und schmeckte die Erde sowie das Gras zwischen seinen Zähnen. Er spürte auch den Druck des Körpers, der ihn schützte. Sheila hatte sich über ihren Sohn geworfen.
    Auch sie wollte nicht sehen, was geschah. Die Augen hatte sie fest zusammengepreßt, um sie herum krachte und splitterte es. Auch der Boden vibrierte, und sie hörte trotz dieser Geräusche das aufgeregte Klopfen ihres Herzens.
    In diesen langen Schrecksekunden – oder waren es Minuten – empfand sie beinahe schon eine tödliche Angst. Sie dachte an ihre Familie, malte sich schlimme Szenen und Bilder aus und schrak zusammen, als dicht neben ihr etwas zu Boden schlug und einen Moment später gegen ihre Waden hämmerte.
    Es kam ihr vor, als hätte sie einen Schlag mit der Peitsche erhalten. Sie mußte sich zwingen, liegenzubleiben. Unter ihr bewegte sich Johnny und drehte seinen Kopf zur Seite, weil er den Mund aufreißen wollte, um Luft zu holen.
    Wieder zitterte ganz in ihrer Nähe der Boden. Sheila hatte den Eindruck, als würde ein Riese durch den Wald stampfen und alles zerbrechen, was sich ihm in den Weg stellte.
    Wie lange würde das Chaos noch dauern?
    Zeit war unbedeutend für sie geworden. Sheila konnte nur hoffen, daß der Kelch an ihnen allen vorbeilief.
    Dann peitschte Wind heran. So hart und gewaltig, als wollte er die beiden vom Boden in die Höhe schleudern. Sie wußte nicht, daß der Drache seine Schwingen bewegt hatte, konnte aber aufatmen, als es still um sie herum wurde.
    Dennoch blieb sie liegen, um sicherzugehen, daß die Gefahr auch vorbei war.
    Erst als sie Schritte vernahm, richtete sie sich vorsichtig auf und zog auch Johnny mit hoch.
    Bill lief auf sie zu. Selbst in der Dunkelheit war sein verstörtes Gesicht zu erkennen. Er kam gerade zurecht, um sehen zu können, wie sich Sheila aufrichtete. Johnny stand zitternd neben ihr und hielt die Hand seiner Mutter umklammert.
    »Ist euch was passiert?« Bill umfaßte beide, er hatte sich dabei halb gebückt.
    »Nein, uns geht es gut. Und dir?«
    »Ich bin auch okay.« Er richtete sich wieder auf. »Na, glaubst du mir jetzt?«
    Sheila nickte. Ansonsten blieb sie stumm. Sie wollte über etwas nachdenken, kam nicht dazu, weil sie innerlich zu aufgewühlt war.
    Der Platz, auf dem sie die Nachtruhe verbringen wollten, hatte sich verändert. Dieser Flugdrache war rücksichtslos vorgegangen und hatte ihn in ein wahres Chaos verwandelt.
    Das Zelt stand nicht mehr. Es lag als Plane auf dem Boden.
    Zerhackt von den Schnabelhieben, die auch den Schlafsack des Jungen zerfetzt hatten.
    Die Feuerstelle glühte wie ein totes Auge, das sich in der Umgebung verteilt hatte. Zum Glück war nichts in Brand geraten, weil der Boden noch zuviel Feuchtigkeit in sich barg.
    Glück im Unglück hatten die Conollys ebenfalls gehabt, denn kein Schnabelhieb hatte ihren Wagen getroffen. Wie ein ruhender Pol stand er inmitten dieser chaotischen Umgebung.
    Dafür sah ein Teil des Waldes so aus, als hätte jemand mit einem breiten Schwert eine Schneise gezogen. Fast schnurgerade waren die Bäume geknickt und gespalten worden.
    Bill, Sheila und Johnny schauten sich die Verwüstung aus großen Augen an, schüttelten die Köpfe und konnten sich noch immer nicht so recht
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