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053 - Schrei, wenn dich der Hexentöter würgt

053 - Schrei, wenn dich der Hexentöter würgt

Titel: 053 - Schrei, wenn dich der Hexentöter würgt
Autoren: Larry Brent
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hatte.
    Ihre Finger öffneten sich. Scheppernd fiel die
Spraydose auf den gepflasterten Untergrund vor dem Haus.
    „Der Hexentöter“, murmelte sie wie im Fieber, ohne daß
es ihr bewußt wurde. „Er ist hinter mir her. Ich bin... in... Gefahr... Polizei...“
    Die Tür öffnete sich. Ein Mann stand auf der Schwelle.
Es war der Vater von Petra Zeller, die vor einer Stunde nur knapp einen
Kilometer von hier entfernt einen qualvollen Feuertod erlitten hatte.
    Sie merkte, daß man ihr etwas einflößte und ein kalter
Lappen auf ihrer Stirn lag. Dann vernahm Angelika Foller eine Stimme. Wieder
verging geraume Zeit, ehe sie wußte, worum es ging.
    „Hatten Sie einen Anfall? So sprechen Sie doch! Können
Sie mich verstehen?“ Die Stimme klang ruhig und fest und erweckte Vertrauen.
Jetzt erst fand das Mädchen die Kraft, die Augen zu öffnen.
    „... Wo bin ich?“ kam es wie ein Hauch über ihre
Lippen. Sie hatte etwas anderes fragen wollen, aber nur diese drei Worte
brachte sie heraus.
    „In Sicherheit. Sie können beruhigt sein. Wir konnten
keine Verletzung bei Ihnen feststellen. Sie wurden in dem Augenblick
ohnmächtig, als ich die Tür öffnete.“ Angelika nickte. Dann begann sie zu erzählen.
Sie merkte, wie wichtig es war, daß die Leute, die sie aufgenommen hatten, über
die Vorfälle unterrichtet wurden. „... Sie waren über eine Stunde
besinnungslos“, bekam sie zu hören, als sie eine Pause einlegte.
    „Erschöpfung“, antwortete sie. Ihre eigene Stimme kam
ihr fremd vor. „Ich bin vor ihm geflohen... es war schrecklich...“
    „Sie müssen der Reihe nach erzählen, langsam und mit
Bedacht...!“ Angelika setzte sich aufrecht und blickte sich um. Sie befand sich
in einem großen, gemütlich eingerichteten Wohnzimmer. Die Möbel waren alt. An
der hölzernen Decke hing eine schwere, schmiedeeiserne Lampe.
    „Ich werde mir Mühe geben“, sagte die Studentin. Sie
wählte ihre Worte jetzt sehr genau und bemühte sich, knapp und präzise zu
sprechen. Als sie geendet hatte, schüttelte der aufmerksam zuhörende Mann den
Kopf. Unwillkürlich wandte er den Blick und schaute seine Frau an, die einen
einfachen, schmucklosen Morgenmantel trug. Die Frau, einige Jahre älter, mit
ernstem, grobem Gesicht, hatte bisher noch kein Wort gesagt.
    „Unmöglich“, war die Reaktion Karl Zellers. Er fuhr
sich mit einer fahrigen Bewegung durch das dichte Haar.
    „Ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt! Weshalb
renne ich sonst durch die Nacht – so wie ich bin, so wie sich aussehe?“
    Man glaubte ihr nicht. Angelika Foller war
verzweifelt. Ihre Geschichte hörte sich auch reichlich seltsam an. Sie griff
nach dem Wasserglas, das man für sie auf das Tischchen neben der altmodischen
Couch gestellt hatte, und trank in hastigen, kleinen Zügen. Der Mann erhob
sich. Sein Gesicht war ernst. „Sie sollten die Polizei verständigen. Ich kann
meine Aussage beweisen“, fügte Angelika mit ruhiger Stimme hinzu. „ Telefonieren
Sie ! Je früher die Polizei unterrichtet ist, desto besser...“
    „Es gibt kein Telefon im Haus.“
    Der Mann biß sich auf die Lippen. Er konnte nur schwer
verbergen, was er in diesem Augenblick wirklich empfand und dachte. Angelika
Foller spürte das. Man hielt sie für nicht ganz richtig im Kopf... Die Frau
näherte sich dem Mann und zog ihn ein wenig auf die Seite. „Geh und sag der Polizei
Bescheid!“ Die Frau sagte es halblaut. „Schaff mir diese Person so schnell wie möglich
aus dem Haus! Ich möchte sie nicht länger hier haben. Sie ist wahnsinnig. Sie
muß in ärztliche Behandlung. Und laß mich auf keinen Fall allein mit ihr. Ruf
Petra herunter...!“ Der Mann nickte. Dann wandte er sich wieder an das Mädchen,
das auf der Couch saß. Bleich und schwach.
    „Legen Sie sich hin und ruhen Sie sich aus! Ich fahre
nach Filsum, das ist nur sieben Kilometer von hier. In
einer Viertelstunde bin ich wieder zurück. Ich werde meine Tochter holen, sie
schläft oben. Sie kann sich besser um Sie kümmern, wenn Sie etwas brauchen. Meine
Frau ist nicht mehr ganz gesund. Der Arzt hat gesagt, ich soll ihr jede
unnötige Aufregung und Arbeit ersparen.“
    Angelika Foller lächelte müde. „Aber der ganze Aufwand
ist nicht nötig. Ich bleibe hier liegen, ich brauche niemand. Es ist nett, daß
Sie sich so rührend um mich bemühen, aber es ist nicht nötig. Wirklich nicht...“
    Sie erwiderte den Blick der dunklen Augen des Mannes
und wußte, was in Karl Zeller vorging. Man mißtraute ihr, man fürchtete
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