Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
053 - Der Gast aus dem Totenreich

053 - Der Gast aus dem Totenreich

Titel: 053 - Der Gast aus dem Totenreich
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
sie.
    »Nein!« Ihr Schrei gellte durch das Haus. »Nein, es darf nicht sein!«
    Höhnisches Gelächter hallte durch den Raum, wurde lauter. Bald schien es aus allen Ecken zu kommen.
    Claudia ergriff die Flucht. In panischem Entsetzen lief sie zurück in den Salon. Sie wusste nicht mehr, woher sie gekommen war, aber sie rannte und rannte.
    Durch Zufall geriet sie direkt ins Foyer der Villa. Hinter ihr war ein Geheul und Gelächter, als folgten ihr alle Teufel der Hölle.
    Sie erreichte die Tür. Mit zitternden Fingern riss sie sie auf, stürmte die marmorne Freitreppe herab und hastete durch den Park. Plötzlich glitt sie aus, fiel. Der helle Trenchcoat färbte sich dunkel, als sie sich auf der feuchten Erde wälzte. Wimmernd kam sie wieder hoch. Ihr rechtes Knie schmerzte. Sie humpelte weiter. Da war es hinter ihr. Es roch nach Moder und Schimmel. Sie schrie, aber etwas legte sich von hinten kalt um ihre Kehle.

    Maestro Marco Bertini spielte wie ein Teufel. Seine Haare flogen, aber er kümmerte sich nicht darum. Erst am Ende des Solos setzte er den Bogen ab, richtete sich auf und strich sich lächelnd über die Frisur. Rauschender Applaus folgte. Jemand rief: »Da Capo!«
    Trevor Sullivan betätigte einen Schalter, und das Wiedergabegerät stoppte. Das Bild auf dem Schirm des Fernsehapparates erlosch. Sullivan ließ das Videoband zurücklaufen. Es surrte leise.
    »Wollen Sie es noch einmal sehen, Dorian?«, erkundigte er sich.
    Der Dämonenkiller lehnte sich in seinem Sessel zurück. Seine Züge waren entspannt. »Nein, danke. Klären Sie mich lieber über die Fakten auf! Bertini ist mir gut bekannt, obwohl ich ihn nie persönlich gesehen habe. Ich habe seine Konzerte im Fernsehen verfolgt und besitze einige Aufnahmen von ihm. Sie wissen ja, dass ich mich für alte europäische Musik interessiere.«
    Sullivan lächelte ein bisschen, was wegen der unterschiedlichen Gesichtshälften ein wenig komisch aussah. »Besonders für die Orgelwerke von Händel und Bach, denen Sie die elementare Wucht zuschreiben, die Dämonen vernichten kann, nicht wahr?«
    »Auch Paganini ist in dieser Hinsicht nicht zu verachten. Und Bertini ist ja wohl der beste lebende Interpret. Oder muss ich war sagen?«
    Sullivan setzte sich. »So, wie die Dinge stehen, nicht. Aber sagen Sie mir lieber zuerst, was Ihnen über den Bertini-Skandal bekannt ist, damit ich vermeiden kann, mich unnötig zu wiederholen.«
    Dorian Hunter blickte zum Fenster hinaus. Sie saßen in der Jugendstilvilla, in der auch Sullivans Mystery Press untergebracht war, eine Presseagentur, die nach dem Untergang der Inquisitionsabteilung für den Dämonenkiller von relativ großer Bedeutung war. Was er nicht mehr durch den Secret Service erfuhr, teilte ihm jetzt Sullivan mit.
    Draußen fielen erste wässrige Schneeflocken. Es war kalt. In der Jugendstilvilla ließ es sich im Augenblick am besten aushalten.
    »Bertini ist nicht nur als Virtuose, sondern auch als Frauenheld berühmt geworden«, sagte Dorian. »Ich glaube, die Sensationsreporter haben an ihm gut verdient, denn er lieferte bis zu seinem spurlosen Verschwinden reichlich Stoff für die Skandalblättchen. Die Damen der Gesellschaft himmelten ihn genauso an wie seine Schülerinnen und jungen weiblichen Fans. Nun, der Maestro gab den jungen Dingern natürlich den Vorzug. Er war gewiss kein Kostverächter. Ein Mädchen nahm ein Intermezzo mit ihm zu ernst und nahm sich in seiner Villa das Leben. Mit Schlaftabletten. Ihr Name ging durch alle Zeitungen.«
    »Silvia Lualdi«, warf Sullivan ein.
    »Richtig. Ein hübsches Mädchen, hieß es.« Dorian stellte die Fingerspitzen gegeneinander. »Der ganze Fall blieb undurchsichtig. Jedenfalls wurde später berichtet, dass Bertini zum Zeitpunkt des Todes der Lualdi überhaupt nicht in der Villa, sondern mit seiner Frau auf Weltreise war. Fortan ließ der Maestro sich in der Öffentlichkeit nicht mehr blicken. Seine Frau kam nach einem Monat nach Rom zurück und verkündete, er habe sich für eine Weile zurückgezogen, um den Schock zu überwinden. Über die Sache wuchs Gras, obwohl die Gerüchte nie ganz verstummten. Hin und wieder liest man in der Regenbogenpresse, Bertini sei gesehen worden. Mal in New York, mal in Singapur. Ob was Wahres dran ist, kann man natürlich nicht kontrollieren.«
    »Ist das alles, was Sie wissen?«
    »Ja.«
    »Nun, dann bin ich dran. Erstens: In der Nähe der Bertini-Villa wurden die Leichen zweier Mädchen gefunden. Sie sollen früher ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher