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0527 - Der Tag der Kobra

0527 - Der Tag der Kobra

Titel: 0527 - Der Tag der Kobra
Autoren: Werner Kurt Giesa
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küßte sie.
    »Nicht schon wieder«, bat sie. »Du hast uns ja schon kaum Zeit zum Frühstücken gelassen… du verrückter Kerl!«
    Sie folgte ihm in den kleinen Wohnraum, sah zum Sideboard und stutzte. Da standen zwei Schlangen. Sie wußte aber ganz genau, daß Sahib Mansur Panshurab ihr nur ein Exemplar geschenkt hatte. Woher, bei Ssacah, kam die zweite Figur?
    Woher, bei Shiva? korrigierte sie sich. Ssacah? Wieso Ssacah?
    Sie nahm die zweite Figur vom Bord. »Nimm sie mit«, sagte sie. »Sie soll dir Glück bringen, Ben, so wie sie mir Glück gebracht hat.«
    Er bedankte sich und ging. Draußen fand er ein Taxi, das ihn direkt zum Flughafen brachte. Es wurde Zeit; fast wäre er doch noch zu spät gekommen.
    Rani sah ihm vom Fenster her nach. Dann sah sie wieder das Sideboard an.
    Wieso hatte sie plötzlich zwei Messing-Kobras besessen?
    Sie träumte doch nicht!
    ***
    Nicole verabschiedete sich nach dem Hotelfrühstück von Zamorra. Gemeinsam mit Ted Ewigk ließ sie sich per Taxi zur Wohnung des Aborigines bringen. »Ich weiß nicht, wie lange wir mit Shado im Outback sein werden«, warnte sie vor. »Aber ich werde mich auf jeden Fall regelmäßig melden. Und ich werde versuchen, Shado zu überreden, daß er in seiner Wohnung eine Regenbogenblume anpflanzt. Sobald die anderen Blumen wieder Ableger bekommen…«
    »Gute Idee«, stimmte Zamorra zu. Jene Blumen, deren immerblühende Kelche je nach Lichteinfall in allen Farben des Regenbogenspektrums schillerten, besaßen die fantastische Eigenschaft, Menschen von einem Ort zum anderen zu transportieren - unter den Voraussetzungen, daß die Personen erstens eine konkrete Vorstellung von ihrem Ziel oder der unmittelbaren Umgebung besaßen und zweitens dort ebenfalls Regenbogenblumen wuchsen. Durch diese Blumen schrumpften Entfernungen auf Schrittweite zusammen -und sparten sowohl immense Reisekosten also auch jede Menge Zeit.
    Bald darauf tauchte Rob Tendyke auf. »Ich wußte es doch, daß ich dich hier finde«, begrüßte er Zamorra, als er den Frühstücksraum betrat. »Du bist wie ein Vampir und scheust das Tageslicht. Dafür wirst du nachts um so aktiver.«
    »Man paßt sich eben seinen Feinden an«, erwiderte Zamorra. »Du hast natürlich schon gefrühstückt…«
    »Ich frühstücke jetzt ein zweites Mal«, erklärte der Abenteurer und setzte sich zu Zamorra an den Tisch. Er reichte dem Professor eine Zeitung. »Schon gelesen? Gestern wurde ein UFO über Sidney gesichtet. Das war diesem Revolverblatt glatt eine dicke Meldung wert, Fortsetzung folgt in der morgigen Ausgabe, mit allen Details wie Flugdaten, Radarbildern und so weiter. Fehlt bloß, daß sie noch ein Interview mit dem Kommandanten bringen.«
    Zamorra lächelte. Natürlich - es mußte die INFERIOR gewesen sein. »Ich fürchte nur, der Kommandant ist recht publikumsscheu«, murmelte er.
    Tendyke nickte. »Das war der Alte schon immer. Verdammt, da geht der Bursche hin und klaut den Ewigen ihr modernstes, dank Riker mit T.I.-Technik hochgerüstetes Raumschiff vor der Nase weg… so wenig ich ihn mag, meinen alten Herrn, wünsche ich mir manchmal doch, er würde mal in der Firma auftauchen und den eisernen Besen schwingen. Die Parascience-Sekte, weißt du… Die unterwandert mittlerweile übrigens nicht nur die T.I., sondern auch den Möbius-Konzern. Aber damit sage ich dir vermutlich nichts Neues.«
    Zamorra nickte. Wenn du wüßtest, dachte er. Er war ein wenig froh, daß Tendyke sich kaum einmal wirklich um interne Belange seines Multi-Konzerns kümmerte. So ahnte er nicht, daß Asmodis-Sid Amos-Issomad längst unter dem Namen Sam Dios bei Tendyke Industries tätig war - eben, um die Anhänger der gefährlichen Psycho-Sekte langsam, aber sicher zu vergraulen. Daß Tendyke jetzt einen solchen Wunsch artikulierte, überraschte Zamorra. Es war ein offenes Geheimnis, daß Tendyke seinen Erzeuger ablehnte; als Sam Dios sich Zamorra gegenüber zu erkennen gab, hatte er sich ausbedungen, daß der Professor kein Wort darüber verlauten ließ. Unter normalen Umständen hätte Zamorra sich dagegen gesperrt; es war nicht seine Art, Freunde hinters Licht zu führen. Aber Sam Dios’ Aktivitäten galten einem positiven Zweck. Also hatte er mit einem recht unbehaglichen Gefühl geschwiegen. Sam Dios, die Einstellung seines Sohnes ihm gegenüber nur zu gut kennend, fürchtete, Tendyke werde ihm die Hörner geradebiegen, wenn er von dieser Einmischung in Tendykes interne Belange erführe…
    Rhet Riker, der Sam Dios
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