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0527 - Der Tag der Kobra

0527 - Der Tag der Kobra

Titel: 0527 - Der Tag der Kobra
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Nicole stieß ihn an. »Was hast du?«
    »Ich bin sicher, daß ich sie von irgendwoher kenne«, sagte Zamorra. »Warte mal… es ist Jahre her. Ich bring’s nicht mehr hundertprozentig auf die Reihe. Eines unserer haarsträubenden Abenteuer endete in Indien, fernab der Zivilisation. Wir kämpften uns durch bis zur nächsten Ortschaft, die über ein Telefon verfügte…«
    »Und ihr habt mich angerufen«, sagte Ted. »Ich schickte euch Geld und sorgte für konsularische Hilfe.«
    Zamorra nickte. »Richtig. Und da habe ich diese Frau gesehen. Sie war damals natürlich sehr viel jünger, fast noch ein Mädchen, aber die Gesichtszüge stimmen überein. Wie kommt sie aus Indien hierher nach Australien?«
    »Vielleicht ist sie eingewandert«, sagte Shado. »Wie eine Touristin sah sie jedenfalls nicht aus. Die Gesetze sind, soweit ich weiß, inzwischen strenger als vor zehn oder fünfzehn Jahren; da konnte noch jeder kommen, der in der Lage war, sich selbst zu ernähren, und der ein Rückreiseticket in der Tasche hatte. Mittlerweile sucht man sich Spezialisten aus. Es kann nicht mehr jeder ins Land kommen, und das ist auch ganz gut so.«
    »Warum? Australien bietet noch Platz für viele Millionen Menschen.«
    »Sie müssen leben. Sie müssen sich autark ernähren können«, sagte Shado. »Und sie sollten sich nicht dort seßhaft niederlassen, wo andere wandern und Heilige Orte finden.«
    »Die Aborigines«, murmelte Ted. »Ihr wandert immer noch?«
    »Es gibt Clans, die noch wandern. Es gibt zu viele, die mittlerweile in festen Häusern wohnen und dort bleiben, weil sie vom Staat ihre tägliche Bier-Zuteilung bekommen. Der Alkohol läßt sie vergessen, daß sie nicht mehr träumen können.«
    »Aber du hast dich irgendwie arrangiert. Du lebst unter Weißen, bist nicht dem Alkoholteufel verfallen und kennst noch die alten Gebräuche…«
    »Ich lebe zwischen den Welten. Und ich bin in keiner wirklich zu Hause. Übrigens, die Frau, die eben ging und die Zamorra zu kennen glaubt.«
    »Was ist mit ihr?«
    »Sie ist nicht allein.«
    »Natürlich«, sagte Ted. »Sie war ja mit einem Begleiter hier.«
    »Ich meine es anders«, sagte Shado. Er warf Tendyke einen fragenden Blick zu. »Sie haben nichts gesehen?«
    Der Geisterseher schüttelte den Kopf. »Jemand, der kein Mensch ist, ist hinter dieser Frau«, sagte Shado.
    ***
    Rani Rajnee träumte. Sie war glücklich eingeschlafen, und Ben, der zwischendurch einmal aufwachte, sah sie im Schlaf lächeln. Nur einmal veränderte sich dieses Lächeln, nahm einen harten Zug an. Aber Ben sah das schon nicht mehr, schlief bereits wieder.
    Rani träumte von Mansur Panshurab. Sie sprach mit ihm. Sie zeigte ihm, wen sie an diesem Tag gesehen hatte. Das tat sie in jeder Nacht, ohne daß es ihr am Tag darauf bewußt wurde. Ebensowenig begriff sie, daß Mansur Panshurab ihr nicht in Gestalt eines Menschen gegenübersaß, wenn sie ihm in ihren Träumen Bericht erstattete.
    Starre Reptilaugen fixierten sie. Manchmal wurde seine Zunge sichtbar, die gespalten war.
    Diese also hast du gesehen, sagte er. Es ist der Augenblick gekommen, in dem du nicht mehr allein sein sollst. Du wirst sein wie Pandora.
    Die Traumbilder veränderten sich. Rani sah wieder Ben vor sich, fühlte seine Wärme, und sie lächelte froh.
    ***
    »Was soll das heißen? Hinter ihr her? Wer?« fragte Zamorra schnell.
    Shado hob abwehrend die Hand.
    »Nicht hinter ihr her. Hinter ihr, sagte ich. Es ist etwas, das im Hintergrund agiert. So… vielleicht so, wie Mister Tendyke hinter mir den Schatten des Regenbogenmanns sah. So sehe ich etwas, das kein Mensch ist, hinter dieser Frau.«
    Zamorra sah Nicole an. Aber die Telepathin schüttelte nur Schulterzuckend den Kopf. »Ich hatte keinen Grund, mich auf sie zu konzentrieren. Wie sollte ich da etwas Ungewöhnliches feststellen? Außerdem wißt ihr, daß ich nur die Gedanken einer Person ›lesen‹ kann, die ich auch sehe. Logischerweise fällt mir das bei unsichtbaren Wesen schwer… schau also lieber die anderen an.«
    »Ted? Dein Gespür?«
    »Du siehst Gespenster«, brummte der Reporter.
    »Fürs Gespenster-Sehen bin eigentlich ich zuständig«, sagte Tendyke. »Aber da war nichts. Shado, sind Sie sicher, daß Sie etwas bemerkt haben?«
    Der Aborigine nickte.
    »Aber was war es? Nichts Menschliches, sagten Sie«
    »Ich sagte: jemand, der kein Mensch ist«, berichtigte Shado. »Aber bevor ihr mich mit Fragen bombardiert: Ich kann’s nicht erklären. Überhaupt denke ich, daß ich
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