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0524 - Er raubte die mordende Göttin

0524 - Er raubte die mordende Göttin

Titel: 0524 - Er raubte die mordende Göttin
Autoren: Jason Dark
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einer!
    Er dachte nicht näher darüber nach, denn dieses Phänomen nahm er gern hin.
    Die zweite Person bekam die Oberhand. Sie gab ihm die Befehle und Anweisungen, ohne daß er ihre Stimme direkt hörte, aber er wußte genau, wie er seine Schritte zu setzen hatte.
    Archäologen und deren Hilfskräfte hatten sehr gute Arbeit geleistet. Das Gräberfeld war von ihnen freigelegt worden. Nur hatte man die alten Grabstätten geschlossen gehalten und nicht nach irgendwelchen Toten oder Mumien gesucht.
    Gesehen wurde er von niemanden, als er die Totenstadt betrat.
    Nicht einmal Schakale hausten in der Nähe. Er bewegte sich völlig allein durch die freigelegten Gänge und vorbei an den Felswänden, die diese lange Zeit unter dem Wüstenstand begraben gewesen waren.
    Fremde Geräusche drangen nicht an seine Ohren. Das Singen des Nachtwindes, das Rieseln von Sand und Staub, alles Laute, an die er sich ebenfalls erinnerte, die ihm überhaupt nicht fremd waren.
    Wenn er ehrlich gegen sich selbst war, dann freute er sich sogar darauf, endlich das Ziel betreten zu können, nach dem es ihn gelüstete. Eine bisher nicht gekannte Sehnsucht hatte ihn an diesen Ort geführt, wo er diejenige Person finden würde, von der die Doppelexistenz in ihm stets berichtet hatte.
    Die Göttin!
    Plötzlich blieb er stehen. Er wußte genau, daß ein Weitergehen nicht mehr möglich war.
    Der Ägypter beugte sich nach vorn und schaute in die Tiefe. Er wußte, daß es eine Treppe geben mußte, nur konnte er sie nicht entdecken. Deshalb schaltete er seine Stableuchte an und strahlte nach rechts und links.
    Da sah er die Stufen.
    Sie waren in den Felsen geschlagen worden und sahen dabei noch so aus wie vor langer, langer Zeit.
    Alles stimmte.
    Im nachhinein war er den zahlreichen Helfern dankbar, daß sie ihm die mühevolle Arbeit der Wiederentdeckung abgenommen hatten.
    Ramir Ghur stieg die Stufen hinab.
    Sehr vorsichtig, weil sie steil und stellenweise mit rutschigem Sand bedeckt waren.
    Ein Geländer existierte nicht. Wer diesen Weg in die Tiefe schritt, tat besser daran, die Arme auszustrecken, um so die Balance zu halten. Der einsame Mann kam sich vor, als würde er in den Schlund eines Vulkans hinabgehen. Es gab kein Licht, nicht ein Schimmer begleitete ihn auf seinem Weg, und selbst die Gestirne hielten sich verborgen.
    In manchen Nächten erstrahlte die Wüste regelrecht im kalten Silberlicht des Mondes. In dieser Nacht jedoch war sie blauschwarz – ein gewaltiges Versteck.
    Und wieder lauschte Ramir Ghur seiner inneren Stimme, die ihm den genauen Weg angab. Er gehorchte ihr, ließ die Treppe hinter sich und stand vor dem großen Grabmal.
    Das war nicht zu fassen. Er lachte leise, schaltete seine Lampe ein.
    Der breite Strahl wirkte ungewöhnlich bleich, als er die Finsternis aufriß und auch ein Ziel fand.
    Der runde Kegel blieb am Eingang des Grabes kleben. Genau hier wollte Ramir hin.
    Und er lachte abermals, als er sich auf den Weg machte, um das Grab zu betreten.
    Natürlich war es verschlossen. Aber Ramir wußte auch, daß es eine Möglichkeit gab, es zu öffnen.
    Er kannte sie.
    Andere hätten tagelang gesucht, doch Ramir Ghur wußte, daß der Mechanismus auch noch nach Jahrtausenden funktionierte. Was seine Vorfahren gebaut und errichtet hatten, das war für die Ewigkeit gedacht.
    So trat er an den schweren Eingang heran, blieb noch für einen Moment stehen, um dann die Lampe zu senken, weil er den Boden vor dem Grab ausleuchten wollte.
    Staub und Sand hatte der Wind mitgebracht. Mit beiden Händen wühlte Ramir ihn zur Seite.
    Er wurde fündig.
    Ein Grinsen glitt über die Lippen des Mannes, als er den kleinen Hebel ertastete.
    Er wußte ebenfalls, daß er ihn nur zu sich heranzuziehen brauchte, um das Grab zu öffnen, obwohl es bei seinem ersten Besuch offen gewesen war.
    Der erste Besuch!
    Bei Anubis, wie lange lag das zurück! Er hatte das Gefühl, schon ewig zu leben und mit dem endgültigen Tod zu kokettieren.
    Er hatte den Hebel bewegen können, richtete sich wieder auf und wartete ab.
    Abermals dachte der einsame Mann daran, daß er nicht zum erstenmal vor dieser Grabstätte stand. Er war schon einmal hier gewesen, nur nicht als Ramir Ghur, sondern als eine andere Person.
    Vielleicht ein reicher Ägypter, ein Krieger, ein Mutiger! Nachts hatte er die Eingebung gehabt, da hatte sich der andere bei ihm gemeldet, oder es war seinem Geist gelungen, zurück in die tiefe Vergangenheit zu fliehen.
    Unheimlich klingende Geräusche
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