Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0520 - Das blaue Einhorn

0520 - Das blaue Einhorn

Titel: 0520 - Das blaue Einhorn
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
in Filmmärchen »Legende« alles daran, die beiden letzten Einhörner der Welt töten zu lassen. Aber eine direkte Analogie zu der Traumsituation war auch in diesem Fall nicht gegeben.
    »Dann«, resignierte Zamorra schulterzuckend, »bleibt uns erst einmal nichts anderes übrig, als auf eine Wiederholung oder Weiterführung des Traums zu warten. Dadurch erfahren wir vielleicht mehr.«
    In dieser Nacht begehrte das Einhorn im Château Montagne Einlaß.
    ***
    In den Tiefen von Raum und Zeit war das WERDENDE aktiv geworden. Es war weiter erstarkt in den letzten Zeiteinheiten, denn zumindest der Besitzer des 3. Amuletts hatte seine zauberkräftige Silberscheibe häufig und intensiv benutzt. Das stärkte das WERDENDE. Die von den ersten fünf der sieben einstmals von Merlin geschaffenen Amulette freigesetzte Energie wurde zwar jeweils in voller Stärke wirksam, gleichzeitig aber auch gespiegelt, und diese gespiegelte Kraft floß dem WERDENDEN zu. ES war jetzt nicht mehr weit von der Vollendung entfernt, und ES war bereit wieder häufiger ins Weltgeschehen einzugreifen. ES hatte nie vor, so zurückhaltend zu agieren wie jene andere Entität, die sich parallel zu IHM entwickelte. ES beschränkte sich nicht auf die Rolle eines Orakels, sondern griff selbst ein.
    Bedauerlich war nur, daß diese Fortentwicklung so langsam voranschritt und zwischendurch sogar einmal fast bis auf den Punkt Null zurückgeworfen worden war. Ärgerlich war auch, daß das vierte Amulett vor geraumer Zeit vom Erzdämon Astardis in die Welt hinausgeschleudert, immer noch keinen neuen Besitzer gefunden hatte, der es benutzen und damit das WERDENDE stärken konnte; ärgerlich war auch, daß der Erzdämon Lucifuge Rofocale, im Besitz des 5. Amuletts, dasselbe so gut wie gar nicht mehr einsetzte; offenbar hatte er sich Merlins Warnung von einst doch zu Herzen genommen. Merlin! Dieser Mißgünstige, der nicht wollte, daß ES stark wurde! Aber auch Merlin würde schlußendlich nichts mehr verhindern oder auch nur aufhalten können. Der zögerliche Gebrauch der beiden ersten Amulette durch Sid Amos und die intensive Nutzung des 3. durch Eysenbeiß-Salem führte über kurz oder lang auch zum Ziel.
    Nicht mehr lange…
    Jetzt aber war das WERDENDE zwischendurch wieder einmal aktiv geworden. ES richtete seine Aufmerksamkeit auf ein Wesen, mit dem ES schon einige Male zu tun gehabt hatte.
    »Du wirst noch dein blaues Wunder erleben, mein Freund«, murmelte ein körperloses Wesen, dessen Stimme in den endlosen Weiten des Multiversums verklang.
    ***
    Hufschlag auf dem Asphalt der Straße, die in Serpentinen durch die Felder den Berghang hinauf zum Château Montagne führte. Hufschlag auf der hölzernen Zugbrücke, die sich über einen breiten, wasserlosen Graben spannte - der natürlich bei der Hanglage des Châteaus ziemlich witzlos war und eher nur dem optischen Gesamteindruck diente; Château Montagne war eine gelungene architektonische Mischung aus verspieltem Schloß und trutziger Burg.
    Das blaue Einhorn tänzelte unruhig durch das Tor in der Burgmauer in den gepflasterten Innenhof. Auf regennassen Pflastersteinen rutschte es, hätte fast sein Gleichgewicht verloren und bewegte sich am gemauerten Brunnen vorbei auf das Hauptgebäude zu.
    Es verharrte kurz und betrachtete die große Glastür, die sich in ihrer Form harmonisch in das Erscheinungsbild des Bauwerkes einfügte; obgleich der Erbauer des Gebäudes sicher nie geglaubt hatte, es könne einmal Glastüren geben, wirkte sie nicht wie ein Fremdkörper.
    Das Einhorn spannte die Muskeln. Dann setzte es mit einem wilden, kraftvollen Sprung über die Treppenstufen hinweg, den Kopf gesenkt und das lange Horn vorgestreckt, und jagte durch das zersplitternde Glas in die Eingangshalle.
    ***
    Nicole schreckte auf, als sie das Klirren und Poltern hörte, und federte aus dem Bett hoch. Ein knackendes Fingerschnipsen ließ das Licht anspringen. Zamorra fuhr ebenfalls hoch, nur mit ein paar Sekunden Verzögerung. »Was, zum Teufel…«
    Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, daß sie beide vielleicht eine halbe Stunde geschlafen hatten. Und jetzt dieses Rumpeln aus dem Parterre…
    »Das ist diesmal kein Traum!« entfuhr es Nicole, die bereits zur Tür spurtete und im Evaskostüm hinaus auf den Korridor trat. Zamorra fahndete nach Hose und Hemd, die irgendwo verteilt im Zimmer lagen, getreu dem Motto »wird sich schon wiederfinden, wenn’s benötigt wird.« Den Gürtel schließen und mit wehendem Hemd, eilte der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher