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052 - Großfuß

052 - Großfuß

Titel: 052 - Großfuß
Autoren: Edgar Wallace
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herum und stiehlt Enten.«
    »Enten? Ich dachte, es war ein Einbruch?« Sie war erstaunt.
    »Ich habe dafür plädiert, daß die Strafverfolgung ausgesetzt wird. Ich bin ein ruinierter Mann, Miss Leigh, ich habe den Verstand eines Erzverbrechers, verbunden mit dem hohen moralischen Gewissen eines frommen Bußpredigers. Von jetzt ab werde ich wieder ein namenloser Beamter bei der Staatsanwaltschaft sein.«
    Sie lachte leise bei dieser feierlichen Erklärung. In diesem Augenblick hörten sie einen festen Schritt auf der Treppe, und als Jim hinunterschaute, sah er den tadellosen Zylinder von Mr. Cardew. Ein ernstes, vornehm geschnittenes Gesicht und freundliche Augen unter buschigen Brauen zeichneten Mr. Gordon Cardew aus. Er war von einer peinlichen Eleganz in seiner Kleidung und äußerst korrekt in seiner Sprechweise.
    Ein sorgfältig zusammengerollter Regenschirm hing über seinem Arm. Als er die Treppe heraufkam, war sein Gesicht von Sorgen umwölkt.
    »Hallo, Ferraby«, sagte er, als er den jungen Mann sah, »wie ich höre, ist Ihr Mann freigekommen?«
    »Böse Nachrichten verbreiten sich schnell«, sagte Jim düster. »Mein Vorgesetzter ist wütend darüber!«
    »Das glaube ich wohl.« Ein feines Lächeln huschte über Cardews Gesicht. »Ich traf eben Jebbings, den Geheimrat aus dem Finanzministerium. Er sagte ... Ach, es ist ja gleich, was er sagte ..., ich will keinen Streit zwischen Beamten verursachen. Guten Morgen, Miss Leigh! Liegt etwas Dringendes vor? Nein? Mr. Ferraby, darf ich Sie bitten, näher zu treten?«
    Jim folgte dem Anwalt in das vornehm eingerichtete Büro. Cardew schloß die Tür hinter ihm, öffnete eine Zigarrenkiste und reichte sie seinem jungen Kollegen.
    »Zur Überführung von Verbrechern haben Sie wenig Talent«, sagte er mit einem etwas spöttischen Lächeln. »Und aus gesellschaftlichen und finanziellen Gründen brauchen Sie ja keinen Beruf auszuüben. Ich würde mir an Ihrer Stelle keine Sorgen über den Mißerfolg machen. Ich interessiere mich natürlich für den Fall, weil Mr. Stephen Elson mein Nachbar ist - ein etwas hochfahrender Amerikaner, dem es an Manieren fehlt. Aber im Grunde genommen hat er ein gutes Herz, wie man mir sagt. Er wird natürlich ärgerlich sein.«
    Jim schüttelte hilflos den Kopf.
    »Bei mir muß doch irgendwo eine Schraube los sein«, erklärte er verzweifelt. »Wenn ich in meinem Büro sitze, sind meine Sympathien stets auf Seiten des Gesetzes und der Ordnung, und ich freue mich über jeden Verbrecher, der durch meine Beweisführung gehängt wird. Aber wenn ich vor Gericht auftrete, arbeitet mein Verstand mit doppelter Anstrengung, um Entschuldigungsgründe für den Verbrecher zu finden - Entschuldigungsgründe, die ich selbst für mich vorbringen würde, wenn ich in der Lage des Angeklagten wäre.«
    Mr. Cardew sah ihn mißbilligend an.
    »Wenn aber ein Staatsanwalt vor Gericht sich erhebt und die Unfehlbarkeit des Fingerabdrucksystems bezweifelt -«
    »Habe ich das getan?« fragte Jim und errötete schuldbewußt. »Großer Gott, ich scheine die Sache vollständig verfahren zu haben!«
    »Das ist auch meine Ansicht. Trinken Sie so früh am Morgen Portwein?« Als Jim ablehnte, öffnete Cardew eine Schranktür, nahm daraus eine dunkle, staubige Flasche, stellte vorsichtig ein Glas auf den Tisch und füllte es mit einem prachtvoll rubinroten Wein.
    »Ich habe noch ein anderes Interesse an Sullivan«, fuhr Cardew fort. »Wie Sie vielleicht wissen, beschäftige ich mich mit Anthropologie. Ich schmeichle mir, daß ein ausgezeichneter Detektiv an mir verlorengegangen ist. Wenn man die Männer sieht, die in hervorragenden Stellen im Polizeipräsidium sitzen, möchte man das ganze System reorganisieren, damit einmal Leute von reicher Erfahrung und Bildung ihr Talent zeigen könnten. In meinem Bezirk ist zum Beispiel ein Beamter, der einfach ... «
    Die Worte fehlten ihm. Er zuckte nur die Schultern. Jim, der den Oberinspektor Minter kannte, unterdrückte ein Lächeln. Es war allgemein bekannt, daß Super die gebildeten und theoretisch arbeitenden Amateurdetektive vom Grund seiner Seele aus verachtete, Seine Einstellung war ungefähr die eines guten Handwerkers einem Künstler gegenüber. Bei einer Gelegenheit, bei der es sich um Anthropologie handelte, war er sogar sehr ausfallend geworden. Mr. Cardew nannte sein Benehmen tölpelhaft und bäurisch.
    »Herr, Sie sind kindisch!« hatte Super ihn damals angefahren, als er leise andeutete, daß eine gebrochene Stimme
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