Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
052 - Großfuß

052 - Großfuß

Titel: 052 - Großfuß
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
Detektiv würde nicht so töricht handeln. Der würde erst folgern, daß die Uhr im Kampf mit einer jungen, schönen Stenotypistin abgerissen wurde, die hinter einer geheimen Tapetentür verborgen sitzt, mit einem Knebel im Munde, vollständig gefesselt und soweit verpackt, daß sie von diesen verdammten Indern nach dem Lapislazulipalast gebracht werden kann. Der alte Cardew, das ist ein Detektiv! Das ist ein Mann, an dem Sie sich ein Beispiel nehmen müssen, Sergeant!«
    Super zeigte mit dem Ende seines Federhalters bedeutsam auf seinen Untergebenen.
    »Er kennt sich in der Psychologie aus, er versteht etwas von der Form der Ohren, er weiß, was ein vorstehendes Kinn und ein unsymmetrisches Gesicht bedeuten und wieviel ein Gehirn wiegen kann - und noch viel mehr so schöne Dinge. In Barley Stack hat er eine große Bibliothek, in der nur Bücher über Verbrechen stehen.«
    Wenn Super erst anfing, von dem ausgezeichneten Amateurdetektiv Gordon Cardew zu sprechen, dann war schwer etwas mit ihm anzufangen. Der Sergeant seufzte leise und respektvoll.
    »Wollen Sie Sullivan sprechen, Super? Er hat praktisch schon eingestanden, daß er nach Hill Brow kam, um einen Einbruch zu verüben.«
    Super schaute drohend um sich, dann nickte er plötzlich zum größten Erstaunen Lattimers.
    »Ich will ihn sehen, lassen Sie ihn hereinkommen.«
    Der Sergeant erhob sich schnell und verschwand in dem anstoßenden Raum. Einige Minuten später kehrte er mit einem großen, wenig appetitlichen Landstreicher zurück, der sehr verwirrt aussah.
    »Dies ist Sullivan«, meldete der Beamte.
    Super legte seine Feder hin, nahm seine Brille ab und schaute den Gefangenen an.
    »Was hast du da vorhin erzählt ..., daß dieser Strolch dich nicht nach Hill Brow hineinließ?« fragte er unerwartet. »Und wenn du lügen willst, Sullivan, dann lüge wenigstens so, daß es glaubwürdig erscheint.«
    »Es stimmt, Super«, sagte der Landstreicher heiser. »Und wenn ich in dieser Minute sterben soll - der schwachsinnige Kerl hat mich beinahe umgebracht, als ich das Fenster öffnen wollte. Und wir hatten doch vorher alles so genau ausgemacht - er sagte mir sogar die Stelle, wo der Amerikaner sein Geld aufbewahrt. Und wenn ich diesen Augenblick sterben soll...«
    »Das wirst du nicht tun - Landstreicher sterben überhaupt nicht«, bemerkte Super bissig. »Sullivan? Jetzt weiß ich Bescheid. Du bist doch damals wegen Raubes zu drei Jahren verurteilt worden ... Lukas Markus Sullivan - ich erinnere mich genau an deine Heiligen Namen!«
    Lukas Markus bewegte sich unruhig hin und her, aber bevor er widersprechen und seine Unschuld beteuern konnte, fuhr Super fort: »Was weißt du von diesem verrückten Landstreicher?«
    Sullivan wußte nur wenig. Er hatte ihn in Devonshire getroffen, hatte aber schon vorher durch andere ›Ritter‹ der Landstraße von ihm gehört.
    »Er ist nicht ganz richtig im Kopf, Super, das sagen alle. Er geht im Land umher und singt vor sich hin, er schließt sich keiner größeren Gesellschaft an und führt so merkwürdige Reden - so vornehmes Zeug - und dann spricht er immer in fremden Sprachen.«
    Super lehnte sich in seinen Stuhl zurück.
    »Das hast du nicht aus den Fingern gesogen, dazu hat dein Gehirn nicht das nötige Gewicht. Wo hat er denn seine Bleibe?«
    »Er kampiert überall. Aber ich glaube, daß er doch irgendwo eine feste Wohnung hat, wahrscheinlich in der Nähe des Meeres. Als ich die eine Woche mit ihm zusammen auf der Straße wanderte, fragte er mich öfters, ob ich Schiffe gern hätte, und dann erzählte er mir, daß er ihnen ganze Tage lang auf der See zuschaute und feststellte, welche nicht untergehen könnten. Er ist wirklich verrückt. Nachdem wir ausgemacht hatten, daß wir in das Haus einbrechen wollen - was meinen Sie, was er zu mir gesagt hat? Er hat mich angefahren, als ob er ein böser Hund wäre. ›Fort‹, sagte er - genauso, wie ich es jetzt sage, Super -, ›fort, deine Hände sind nicht rein genug, um ...‹, und dann kam noch etwas von Gerechtigkeit... der ist verrückt.«
    Der Oberinspektor sah den Mann lange Zeit an, ohne zu sprechen. Sullivan war es nicht wohl dabei.
    »Dir bleiben die Lügen ja im Hals stecken«, meinte Super schließlich. »Du kannst die Wahrheit gar nicht sagen, du hast so sonderbare Augen! Bringen Sie ihn wieder hinter Schloß und Riegel, Sergeant - wir werden ihn hängen!«
    Super schaute düster und bewegungslos auf das Tintenfaß und hielt den Federhalter in der Hand. Sullivan
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher