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052 - Die Schlangengrube

052 - Die Schlangengrube

Titel: 052 - Die Schlangengrube
Autoren: Dämonenkiller
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Umständen, nachdem sie die Monstrositätenschau der Amalfis besichtigt hatte. Man hörte ihre Schreie, aber als beherzte Männer hinzueilten, fanden sie nur ein wenig Blut abseits vom Weg. Die Amalfis bestritten, dass sie etwas von dieser Frau wüssten, die im Übrigen nie mehr auftauchte. In Nantes verschwanden zwei Geschwister, ein Junge und ein Mädchen, dreizehn und vierzehn Jahre alt. Sie hatten von ihrem älteren Bruder das Geld erbettelt, um die Amalfi-Schau besuchen zu dürfen. Sie betraten sie am hellen Nachmittag und wurden nie mehr gesehen. Es gab damals einen ziemlichen Auflauf, doch den Amalfis war nichts nachzuweisen, obwohl ihre Wagen und alles durchsucht wurden. Sie hatten es daraufhin ziemlich eilig, Frankreich zu verlassen.«
    Sullivan sah Dorian an, doch der sagte noch nichts.
    »In München verschwand eine gewisse Gigi Mertzbach vom Oktoberfest. Sie hatte eine Wahrsagerin besucht, die zu den Amalfis gehört. Ihre Freunde sagten, sie sei hinterher völlig verstört gewesen. Wieder spurloses Verschwinden und keine Anhaltspunkte.«
    »War die Wahrsagerin Madame Zarina?«
    Trevor Sullivan schlug nach. »Ja. Nun weiter im Text! In Calais ging eine vierköpfige Familie auf die Fähre und kam nie in England an. Der Wagen blieb auf der Fähre zurück. Ein Zeuge meldete sich, der einen Streit zwischen der Familie und den Amalfis beobachtet haben wollte. Einer der Zigeuner hatte mit dem Wohnwagen eine Delle in den Wagen der Familie gefahren. Ein anderer Zeuge behauptete, gesehen zu haben, dass der kleine Sohn der Familie kurz vor dem Anlegen in Dover mit einer von den Schlangen Lucia Amalfis gespielt hatte. Dieser Zeuge ist aber nicht sehr glaubwürdig. Er war nämlich stockbetrunken und redete krauses Zeug. Die Schlange sei gewachsen und geschrumpft, habe sogar einmal ein Pferdegebiß gefletscht. Die Polizei meinte, der Zeuge sei nicht nur betrunken, sondern auch seekrank gewesen.«
    »Die Polizei hat meistens solche Erklärungen, wenn übernatürliche Dinge im Spiel sind«, sagte Dorian. »Das klingt ganz nach dem Wirken von Dämonen. Die Amalfis sollten wir uns näher ansehen.«
    Er trat zu der Weltkarte, nahm eine rote Stecknadel aus einem Kasten und steckte sie in Hampstead ein. Rot – das bedeutete Vorfälle, die ziemlich sicher mit Dämonen zu tun hatten.
    »Heute ist es zu spät«, sagte Dorian, »aber morgen werde ich mich bei den Amalfis umtun.«

    Die Amalfis hausten in zwei Wohnwagen und einem umgebauten Bus. In einem vierten Wagen wurden das Zelt und die Gerätschaften mitgeführt.
    Die alte Zarina bewohnte den kleinsten Wohnwagen allein; im anderen und im Bus drängten sich siebenundzwanzig Personen, Erwachsene und Kinder, ferner zwei Ziegen, drei Hammel und vier Hunde, wenn es draußen zu kalt war oder während der Fahrt. Ständig herrschte Lärm und Trubel; Kinder schrien, und Erwachsene redeten durcheinander. Von einigen Mitgliedern der Monstrositätenschau abgesehen, standen alle in irgendeinem verwandtschaftlichen Verhältnis zum Sippenführer Raffael.
    An diesem Donnerstag war am Abend auf dem Rummelplatz nicht viel los. Die Amalfi-Sideshow schloss früh. Raffael Amalfi schlurfte in den abgeteilten Raum des Wohnwagens, den er mit seiner Frau Louretta zusammen bewohnte. Sie hatte das Radio überlaut aufgedreht und stopfte Pralinen in sich hinein. Zudem lief noch ein tragbarer Fernseher.
    Amalfi schaltete das Licht ein. Anklagend deutete er auf seine rote Jacke und das weiße Hemd.
    »Du hast den verdammten Knopf schon wieder nicht angenäht, Louretta«, legte er los. »Und das Hemd ist auch nicht gewaschen. Seit drei Wochen fehlt der Knopf an der Jacke. Ein Dutzend Mal habe ich es dir jeden Tag gesagt. Das Hemd hat Flecken und ist am Kragen und den Manschetten so dreckig, dass es einem Schwein grausen könnte.«
    »Heilige Mutter!«, keifte Louretta in schrillem Diskant. »Machst du schon wieder Theater wegen dieser Kleinigkeiten? Als ob wir keine anderen Sorgen hätten!«
    »Was treibst du denn eigentlich den ganzen Tag? In der Schau trittst du nicht auf, nicht einmal an der Kasse sitzt du, und selbst das bisschen, was hier im Wohnwagen zu tun ist, scheint dir noch zu viel. Wo ist mein Essen, verdammt noch eins?«
    »Du hast doch heute Abend vor der Vorstellung schon gegessen.«
    »Du weißt genau, dass ich vorher nicht viel zu mir nehmen kann und hinterher wieder Hunger habe. Also, wo ist es?«
    »Wo soll es schon sein? In der Dose im Kühlschrank natürlich. Du brauchst es dir nur
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