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052 - Die Schlangengrube

052 - Die Schlangengrube

Titel: 052 - Die Schlangengrube
Autoren: Dämonenkiller
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warm zu machen.«
    Raffael schlug mit der Faust auf den Tisch. »Das schlägt dem Fass den Boden aus. Du faule Schlampe! Immer der gleiche Zirkus. Wenn nicht in zehn Minuten der Fraß auf dem Tisch ist, setzt es was.«
    »Du Taugenichts! So gehst du mit deinem angetrauten Weib um? Meine Mutter hat mich immer vor dir gewarnt, Raffael Amalfi. Ich hätte auf sie hören sollen. Mit dem erlebst du keine frohen Tage, hat sie gesagt. Ignaz, den Teppichhändler, hätte ich nehmen sollen. Dann könnte ich jetzt in Vaduz in einer feinen Villa leben.«
    »Dieser impotente Lump ist wegen seiner Habgier und seines Geizes sogar unter den Zigeunern verschrien. Seine älteste Tochter ist ins Wasser gegangen, nur weil er die Aussteuer nicht zahlen wollte und alle Bewerber weggeekelt hat. Und so einen ziehst du mir vor, mir, Raffael?«
    Louretta lachte. Es klang schrill und blechern. »Raffael Amalfi! Raffael Amalfi! Wenn ich das schon höre! Wer bist du denn schon groß? Ein Allesfresser und Feuerspucker mit einem drittklassigen Wanderzirkus. Ein vollgefressener Popanz!«
    Raffael wurde blass vor Wut. Louretta sah, dass sie zu weit gegangen war, und lenkte ein. Die anderen Sippenmitglieder, dergleichen Auftritte gewohnt, kümmerten sich nicht weiter darum.
    »In zehn Minuten will ich mein Essen, sonst tanzt hier der Teufel!«, schrie er.
    Louretta schaffte es in zwölf, dafür war das Kotelett auch angebrannt. Sie drehte die weniger verkohlte Seite nach oben, aber Raffael achtete gar nicht darauf. Er presste die Hand auf sein Herz.
    »Mein Herz! Mir ist so übel, Louretta! Die Aufregung!«
    »Huch!«, kreischte Louretta, stellte das Essen hin und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Mein geliebter Gatte ist schwer krank! Vielleicht muss er sogar sterben. Zarina muss herbei. Mütterchen, Mütterchen, wo bist du?«
    Sie stürzte hinaus. Wenig später kam sie mit der alten Zarina zurück. Die Alte trug Morgenmantel und Nachthaube. Die drei Amalfi-Söhne lugten zur Tür herein. Hinter ihnen drängten sich ein paar neugierige Kinder.
    Zarina untersuchte den ächzenden Raffael. Es dauerte eine Weile. Louretta verzehrte inzwischen das Kotelett.
    »Nichts Ernstes«, sagte die Alte schließlich. »Das Zwerchfell ist gebläht und drückt auf das Herz. Kein Wunder bei all dem Zeug, das er frisst. Gib ihm seine Herztropfen, Louretta, und mein Magenelixier! Dann wird es ihm bald wieder besser gehen.« Sie schlurfte hinaus.
    Raffael schluckte die Herztropfen und dann etwas Magenelixier.
    Zarina ging murmelnd zu ihrem Wohnwagen. Als sie ihn betreten wollte, hörte sie ein Weinen. Jetzt schlossen auch die letzten Buden. Der Rummelplatz war nebelverhangen; keine Besucher waren mehr zu sehen.
    Zarina folgte dem Weinen. Zwischen zwei Wohnwagen stand ein Junge von etwa sieben Jahren. Er schrie erschrocken auf, als Zarina ihn am Arm nahm, und wollte weglaufen. Doch die Alte hielt ihn fest. Sie hatte mehr Kraft, als man erwartet hätte.
    »Na, na, wer wird denn noch weinen, wenn er schon so groß ist? Was ist denn passiert, junger Mann? Kann ich dir helfen? Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich bin die gute alte Zarina und habe Kinder sehr gern. Erzähle mir, was geschehen ist!«
    Der Junge fasste tatsächlich etwas Zutrauen. Von Weinen und Geschniefe unterbrochen, erzählte er Zarina, dass er seine Eltern verloren hatte. Vorhin waren sie noch bei ihm gewesen, und plötzlich waren sie verschwunden.
    Zarina strich ihm über den Kopf. »Aber, aber! Das ist doch nicht so schlimm. Sieh mal, ich bin Hellseherin. Komm mit in meinen Wohnwagen. Dort werde ich aus der Kristallkugel lesen, wo deine Eltern sind. Und dann bringe ich dich gleich zu ihnen. Ich habe viele schöne Sachen in meinem Wohnwagen, und du bekommst auch ein Bonbon. Du magst doch Bonbons?«
    Welcher Junge hätte keine gemocht? Zarina redete noch eine Weile beruhigend auf den Jungen ein, dann zog sie ihn zum Wohnwagen. Gerade öffnete sie die Tür, als eine schlanke Gestalt vom Wohnwagen der Amalfis her über den Platz lief und sie am Arm fasste. Es war Lucia Amalfi. Sie trug eine Klapperschlange um den Hals, die Schlange zischte und züngelte, und Lucia funkelte die Alte wütend an. Das stumme Mädchen machte schnelle Zeichen.
    Ich werde nicht zulassen, dass dem Jungen ein Leid geschieht , übermittelte sie Zarina. Warum willst du ihn in deinen Wohnwagen verschleppen?
    Der Junge weinte aus Angst vor der Klapperschlange. Die Schwanzklapper rasselte.
    »Du glaubst doch nicht etwa,
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