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0512 - Hard-Rock-Zombie

0512 - Hard-Rock-Zombie

Titel: 0512 - Hard-Rock-Zombie
Autoren: Jason Dark
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hingewiesen hätte. Keine verbrannte Erde, keinen angesengten Stein, einfach nichts.
    Und doch war er hier gewesen. Schon jetzt stand fest, daß ich ihn jagen würde und auch mußte.
    Im nachhinein war ich froh, Kitty getroffen zu haben. Womöglich wäre ich nie auf die Spur des Hard-Rock-Zombies gelangt.
    Mit Kitty war ich verabredet. Jetzt konnte ich nur hoffen, daß sie sich an den Termin erinnerte und nicht etwa kalte Füße bekommen hatte. Ich stieg den Trümmerhügel wieder hinab, mußte achtgeben, weil Steine eckig und kantig vorstanden und unter meinem Gewicht leicht aus dem Gefüge gelöst werden konnten.
    Der Weg bis zur Fassade war nicht weit. Genau dort, sogar noch dicht neben der Tür, durch die ich gekommen war, bewegte sich ein Schatten.
    Dort stand jemand, der mich ebenfalls gesehen hatte und auf mich zukam.
    Es war ein Mann. Breitschultrig. Er trug eine dunkle Jacke und eine ebenfalls dunkle Baskenmütze auf dem Kopf, die an der rechten Seite das Ohr berührte. Sein Gesicht unter der Mütze wirkte unnatürlich grau. Er streckte den Arm aus.
    Eine Geste, die ich verstand und deshalb stehenblieb.
    »Wo ist er?« fragte er mich.
    »Wer?«
    »Tiger Diabolo!«
    »Verschwunden.« Ich registrierte den Zweitnamen sehr wohl. Er paßte zu ihm.
    »Weshalb?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sie haben ihn vertrieben!« fuhr er mich an. Aus seinem Mund strömte der Geruch von Knoblauch.
    »Wie kommen Sie darauf, Mister…?«
    »Es gibt keine andere Möglichkeit. Sie haben ihn vertrieben. Das hätten Sie nicht tun sollen!«
    »Gut, okay, vielleicht habe ich ihn vertrieben. Darf ich fragen, was Sie von ihm wollten und wer Sie sind?«
    »Nein, das dürfen Sie nicht.« Er schaute mich an und hob den Finger der Rechten zu einer Drohgebärde. »Laufen Sie mir nicht noch einmal in die Quere. Ich warne Sie. Verstanden?«
    »Sie haben laut genug gesprochen.«
    »Dann richten Sie sich danach!« zischte und hauchte er mich an.
    Bevor ich eine weitere Frage stellen konnte, machte er kehrt und verschwand durch das Türloch.
    Ich folgte ihm, hörte auch seine Schritte, dann waren sie nicht mehr zu vernehmen, denn das Dröhnen bestimmter Motoren übertönte alle anderen Geräusche.
    Schwere Maschinen wurden in die Straße gelenkt. Auf ihnen hockten in Lederzeug gekleidete Gestalten. Augen lagen hinter Sichtvisieren. Die verfolgten die breiten, hellen Bänder der Scheinwerfer, die lautlos über das holprige Pflaster der Straßen glitten.
    Ich sah zu, daß ich wegkam, denn mit der Horde wollte ich keinen Krach haben.
    Da die schweren Feuerstühle relativ langsam fuhren, kam ich gut weg und drückte mich ungefähr zwanzig Schritte weiter in eine leere Haustürnische.
    Sechs Motorräder zählte ich. Ihre Motoren knatterten sehr verhalten. Die Fahrer rollten langsam heran und drehten nach links, um die angestützte Hausfassade anzustrahlen.
    Allmählich zeigte sich, weshalb sie in diese stille Straße gefahren waren.
    Sie hatten Tiger Diabolos Musik gehört und waren gekommen, um ihn zu sehen.
    Nun würden sie Pech haben.
    Trotzdem stiegen sie von ihren Feuerstühlen und bockten sie auf.
    Sichtvisiere klappten hoch, Helme verschwanden von den Köpfen.
    Manche Schädel waren kahl rasiert, andere wiederum besaßen nur noch einen dünnen Haarstreifen.
    Skinheads, wahrscheinlich. Auch das noch.
    Glatzköpfe nannten sie sich. Für mich waren es Hohlköpfe, die ewig gestrigen, die allerdings nicht unterschätzt werden durften. Ich stand in guter Deckung und hörte ihre harten Stimmen über die Straße schallen. Sie redeten mit meist knappen Sätzen, als würde ihr Vokabular zu nichts anderem reichen.
    »Verdammt, er ist weg!«
    »Wieso?«
    »Ja, er ist weg!«
    »Warum?«
    »Hört ihr denn was?«
    »Los, wir schauen nach!«
    Sie stürmten durch die offenen Löcher der Fassade. Ich hörte ihr wütendes Heulen und auch die weiteren Bemerkungen, wenn auch jetzt etwas leiser.
    »Das ist noch nie passiert!«
    »Jemand muß ihn vertrieben haben!« schrie eine helle Stimme.
    Ein Skinhead lachte. »Wer kann Tiger Diabolo denn vertreiben? Das gibt es doch nicht!«
    »Jedenfalls ist er weg!«
    »Was machen wir? Warten?«
    »Nein, wir fahren. Vielleicht hören wir ihn noch mal.«
    »Bestimmt hören wir ihn. Diese Nacht gehört ihm, dem Teufel und auch uns.« Den Satz hatte wieder der Stimmbruchaspirant gebrüllt.
    Ich zeigte mich natürlich nicht und wartete, daß die Horde wieder zum Vorschein kam.
    Die Kerle verließen das Grundstück relativ gesittet.
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