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051 - Die gelbe Schlange

051 - Die gelbe Schlange

Titel: 051 - Die gelbe Schlange
Autoren: Edgar Wallace
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bekleidet. Sie hätten im hohen Gras der Wiese gelegen, als zufällig Miss Letty an ihnen vorbeigekommen war. Da seien sie aufgesprungen und davongerannt.
    Letty, die an nervösen Anfällen litt, war dadurch erschreckt worden.
    Perkins schloß: »Miss Joan glaubt, daß die Leute zu einer Zirkustruppe gehören, die heute morgen durch Sunningdale gezogen ist.«
    Mr. Narth fand die Sache nicht so außergewöhnlich, daß man sie der Ortspolizei melden müßte, und vergaß sie gleich darauf.
    Nervös zerrte er den Inhalt aus dem Briefumschlag. Es war der erwartete Scheck darin und außerdem ein ungewöhnlich langer Brief. Joe Bray beschränkte sich im allgemeinen darauf, nur einen Gruß beizufügen. Neugierig begann Stephen Narth zu lesen, er war erstaunt, daß sein Vetter plötzlich so mitteilsam geworden war. Die kritzelige Handschrift Joe Brays war nur schwer zu entziffern.
    ›Lieber Mr. Narth (Joe nannte ihn niemals anders), ich glaube, Sie werden sich wundern, wenn ich Ihnen einen so langen Brief schreibe. Nun, ich muß Ihnen mitteilen, daß ich einen bösen Anfall hatte und mich nur ganz langsam davon erhole. Der Arzt weiß nicht, wie lange ich noch zu leben habe. Deshalb entschloß ich mich, mein Testament zu machen; der Rechtsanwalt Mr. Albert van Rys hat es aufgesetzt. Lieber Mr. Narth, ich habe, wie Sie wohl wissen, schon immer für Ihre Familie große Bewunderung gehegt, und ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich Ihnen helfen könnte. Ich bin zu folgendem Entschluß gekommen: ich möchte, daß mein Geschäftsführer, Clifford Lynne, jemand aus meiner Familie heiratet, um die Linie fortzuführen. Clifford Lynne lebt seit seiner frühesten Kindheit in meinem Hause und ist wirklich ein guter Junge. Zu meinem Geschäftsführer habe ich ihn gemacht, als ich diese Goldminen entdeckte. Soviel ich weiß, haben Sie drei Mädchen in Ihrer Familie, zwei Töchter und eine Nichte. Falls eines dieser Mädchen sich dazu entschließt, Clifford Lynne zu heiraten, werde ich Ihnen, Mr. Narth, zwei Drittel, und Clifford Lynne ein Drittel meines Anteils an der Goldmine vermachen. Andernfalls, das heißt, wenn keines der Mädchen mit der Heirat einverstanden ist, erhält Lynne mein gesamtes Vermögen und Sie gehen leer aus. Die Hochzeit muß aber vor dem 31. Dezember dieses Jahres stattgefunden haben. Clifford Lynne ist bereits unterwegs und wird in wenigen Tagen bei Ihnen sein. Bedenken Sie also, daß Sie im Falle meines Todes gar nichts erhalten werden, wenn Sie auf meinen Vorschlag nicht eingehen.‹
    Stephen Narth sperrte vor Staunen den Mund auf und in seinem Kopf drehte sich alles. Das war die Rettung, und sie kam aus einer Richtung, aus der er sie nicht erwartet hatte! In großer Eile läutete er seinem Sekretär und gab ihm einige Instruktionen. Dann rannte er die Treppe hinunter, sprang in seinen Wagen und sauste nach Sunningdale. Den ganzen Heimweg grübelte er über den ungewöhnlichen Vorschlag nach.
    Natürlich mußte Mabel diesen Clifford Lynne heiraten, schließlich war sie die Älteste! Oder auch Letty - jedenfalls hatte er das Geld schon so gut wie in der Tasche...
    Als sein Wagen die von blühenden Rhododendren gesäumte Einfahrt hinanfuhr, war Stephen bester Laune und sprang mit einem so strahlenden Lächeln aus dem Auto, daß Mabel, die auf ihn gewartet hatte, sofort erkannte, daß etwas Außergewöhnliches geschehen sein mußte. Sie lief auf ihn zu. und auch Letty trat in diesem Augenblick aus der Haustür. Es waren recht hübsche Mädchen, ihr Vater hätte sie sich nur ein wenig schlanker gewünscht. Außerdem war die älteste schon ein bißchen nörgelig in ihrer Lebensbetrachtung, und das war gelegentlich ziemlich unangenehm.
    »Hast du schon von den scheußlichen Chinesen gehört?« Mabel überfiel ihn förmlich, als Stephen aus dem Wagen kletterte. »Die arme Letty hätte fast einen Anfall vor Schreck bekommen!«
    An jedem anderen Tag hätte Narth ihr barsch befohlen, den Mund zu halten, denn er war ein Mann, der es haßte, mit alltäglichem Kleinkram belästigt zu werden. Es interessierte ihn überhaupt nicht, daß ein oder zwei gelbe Eindringlinge über seinen Rasen gegangen waren. Aber heute brachte er es fertig, nachsichtig zu lächeln.
    »Meine Liebe, darüber braucht man sich doch nicht aufzuregen. Perkins hat es mir erzählt. Wahrscheinlich waren die armen Burschen genauso erschrocken wie Letty. Aber jetzt kommt mit in die Bibliothek; ich habe etwas sehr Wichtiges mit euch zu besprechen!«
    Er
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