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051 - Die gelbe Schlange

051 - Die gelbe Schlange

Titel: 051 - Die gelbe Schlange
Autoren: Edgar Wallace
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Liao-Tal Gold gefunden haben -«
    »Das haben wir gefunden«, unterbrach ihn Joe selbstzufrieden. »Diese Lolos konnten doch gar nichts finden -«
    »Aber das ist doch totes Kapital für Sie«, erklärte Fing Su.
    »Durchaus kein totes Kapital! Bringt viereinhalb Prozent«, brummte Joe vor sich hin.
    Fing Su lächelte.
    »Viereinhalb Prozent! Und Sie könnten hundert Prozent daraus machen. Oben in Shansi liegen Millionenwerte an Kohlen. Daß Sie selbst nichts unternehmen können, weiß ich. Dazu brauchte man einen starken Mann in der ›Verbotenen Stadt‹, der die notwendigen Befehle geben müßte - und der sich auch durchsetzen könnte. Aber auch der starke Mann kann ohne eine hervorragende Armee nichts tun. Hierfür sollten Sie Ihr Geld anlegen.«
    »Ich weiß nicht recht!« Joe Bray sah sich unruhig um. Der dicke Mann verabscheute politische Intrigen und wußte, daß ›er‹ sie ausgesprochen haßte.
    »Fing Su«, begann er verlegen, »der amerikanische Konsul mit dem langen Gesicht hat gestern bei mir gespeist. Er war sehr aufgebracht über Ihren Klub der ›Freudigen Hände‹, der sich anscheinend schon überall breitmacht. Die Zentralregierung hat bereits eine Untersuchung eingeleitet. Letzte Woche war Ho Sing bei mir und wollte wissen, wann Sie wieder nach London zurückkehren.«
    Die dünnen Lippen des Chinesen verzogen sich zu einem schmalen Lächeln.
    »Man legt meinem kleinen Klub zuviel Gewicht bei«, erklärte er kühl. »Wir betreiben keine Politik, die ›Freudigen Hände‹ sind eine rein gesellschaftliche Organisation... Aber noch einmal zu Ihrer Yünnan-Gesellschaft: Meinen Sie nicht, daß es eine ausgezeichnete Idee wäre, die Reserven dieser Gesellschaft zum Aufbau der Armee zu verwenden?«
    Joe Bray winkte heftig ab. »Ganz und gar nicht. Die Reserven kann ich sowieso nicht angreifen. Aber was die Aktien betrifft, Fing Su...«
    »Die liegen bei meinem Bankier in Shanghai, Sie sollen sie zurückbekommen«, versprach er geschmeidig. »Ich möchte nur, daß mir das Wohlwollen meines Freundes erhalten bleibt, für den ich nur Respekt und Bewunderung empfinde... ›Gelbe Schlange‹! Wie unfreundlich!«
    Die Sänfte Fing Sus hatte gewartet, um ihn nach Hause zu tragen, und Joe Bray sah den trabenden Kulis so lange nach, bis eine Wegbiegung sie seinen Blicken entzog.
    Vor der Tür von Fing Sus kleinem Haus hockten drei Männer. Der Chinese entließ seine Träger und winkte die Leute in den dunklen Raum, der ihm als Arbeitszimmer diente.
    »Zwei Stunden nach Sonnenuntergang wird Clifford Lynne«, - jetzt nannte er ihn mit seinem wirklichen Namen - »durch das Tor des Wohltätigen Reises kommen. Tötet ihn und bringt mir alle Papiere, die er bei sich trägt.«
    Clifford Lynne war pünktlich auf die Minute, doch er kam durch das Mandarin-Tor, und die Meuchelmörder verfehlten ihn. Sie berichteten, es ihrem Herrn, doch der wußte bereits, daß Lynne zurückgekehrt war und auf welchem Weg.
    »Es gibt viele Möglichkeiten, einen Plan durchzuführen«, murmelte Fing Su, Bachelor of Arts. »Und vielleicht ist es gut, daß es nicht jetzt geschehen ist, während ich in der Stadt war. Morgen reise ich nach England - aber ich komme zurück, mit großer Macht werde ich zurückkehren!«

2
    Genau sechs Monate nach Fing Sus Abreise nach Europa tagten die Teilhaber der Firma Narth Brothers hinter verschlossenen Türen in ihrem Konferenzraum. Den Vorsitz hatte Stephen Narth; sein schwammiges, weißes Gesicht mit den tief eingegrabenen Falten ließ erkennen, daß er sehr beunruhigt war.
    Zu seiner Rechten saß Major Gregory Spedwell, gelb und leichenhaft, mit schwarzem, krausem Haar und nikotingebräunten Fingern. Er hatte eine nicht rein militärische Vergangenheit.
    Ihm gegenüber hatte Ferdinand Leggat Platz genommen, ein wahrer John-Bull-Typ mit gesundem, frischem Gesicht und einem Backenbart; in Wirklichkeit entsprach aber die Solidität seiner Erscheinung durchaus nicht seinem Charakter, denn ›John Bull Leggat‹ hatte Höhen und Tiefen des Lebens durchmessen, die ihm selbst fast unglaublich vorkamen - bevor er seinen Anker in dem verhältnismäßig respektablen Hafen der Firma Narth Brothers Ltd. festmachte.
    Es hatte einmal eine Zeit gegeben, in der der Name der Firma Narth Brothers in der City von London so über allen Zweifel erhaben war, daß man bei ihm schwören konnte. Thomas Ammot Narth, der Vater des jetzigen Firmenchefs, hatte nur ganz, einwandfreie, wenn auch begrenzte Geschäfte an der Börse
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