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051 - Die gelbe Schlange

051 - Die gelbe Schlange

Titel: 051 - Die gelbe Schlange
Autoren: Edgar Wallace
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auch nur einen Cent mehr zu schicken. Er ist hart wie Eisen und sein Geschäftsführer ist noch härter.«
    Wieder ging ein Blick geheimen Einverständnisses zwischen Mr. Leggat und Major Spedwell hin und her. Dann standen beide wie auf ein verabredetes Zeichen auf.
    »Wir werden übermorgen wieder zusammenkommen«, erklärte Leggat. »Und Sie werden gut daran tun, in der Zwischenzeit nach China zu kabeln. Die einzige Möglichkeit, die dann noch bleibt, dürfte für Mr. Bray noch erheblich unangenehmer sein, als seinen Verwandten im Zuchthaus zu wissen.«
    »Was wollen Sie damit sagen?« fuhr Narth ihn an.
    »Ich meine damit«, sagte Mr. Leggat gedehnt und zündete sich umständlich eine Zigarre an, »ich meine damit die Hilfe eines gewissen Grahame St. Clay.«
    »Und wer zum Teufel ist dieser Grahame St. Clay?« fragte Narth verblüfft.
    Aber Mr. Leggat lächelte nur geheimnisvoll.

3
    Gewöhnlich verließ Stephen Narth sein Büro in der Old Broad Street um vier Uhr nachmittags. Um diese Zeit wartete seine Limousine, um ihn zu seiner schönen Villa in Sunningsdale zu bringen. Aber heute zögerte er mit dem Aufbruch - nicht, weil er noch zu arbeiten gehabt hätte oder weil er Zeit brauchte, um mit seiner unglückseligen Lage ins reine zu kommen, nein er wartete auf die Post. Heute war sein monatlicher Scheck aus China fällig.
    Mit Joe Bray verband ihn eine etwas weitläufige Verwandtschaft, sie waren Vettern zweiten Grades. Für lange Zeit hatte überhaupt kein Kontakt zwischen ihnen bestanden, denn als die Brays bettelarm waren und die Narths noch zu den königlichen Kaufleuten zählten, nahmen sie kaum Notiz von Joes Unternehmungen. Erst als Mr. Narth vor zehn Jahren einen Brief seines Vetters erhielt, in dem dieser die verwandtschaftlichen Beziehungen aufleben lassen wollte, erfuhr er von der Existenz Joe Brays. Damals war Mr. Stephen Narth nahe daran, den gekritzelten Brief zu zerreißen und in den Papierkorb zu werfen. Er hatte gerade genug mit sich allein zu tun und konnte sich nicht um das Geschick entfernter Verwandter kümmern. Doch kurz bevor er zu Ende 'gelesen hatte, entdeckte er, daß der Absender der berühmte Bray war, dessen Name an allen Börsen der Welt Klang und Geltung hatte - der weltbekannte Joe Bray von der Yünnan-Gesellschaft. So wurde Joe Bray äußerst wichtig für ihn.
    Sie hatten sich noch niemals gesehen; Stephen Narth besaß lediglich eine Fotografie des alten Mannes, auf der er aber so grimmig und hart dreinschaute, daß Stephen lieber gleich darauf verzichtet hatte, sich um weitere Hilfe an ihn zu wenden.
    Kurz nach fünf Uhr betrat Perkins, sein Sekretär,das Büro und überbrachte Narth den erwarteten Brief.
    »Miss Joan kam heute nachmittag hierher«, meldete er.
    »So«, murmelte Stephen Narth gleichgültig.
    Joan war eine Bray, eines der beiden Mitglieder des jüngeren Zweiges der Familie. Sie war eine entfernte Nichte und war in Stephens Haus aufgewachsen, wo man ihr die solide, aber keineswegs kostspielige Erziehung angedeihen ließ, wie sie armen Verwandten zukommt. Ihre Stellung in seinem Haushalt war schwer zu beschreiben. Joan war wirklich sehr brauchbar: Sie konnte dem Hauswesen vorstehen, wenn seine Töchter abwesend waren, sie konnte die Bücher führen und einen Hausverwalter ersetzen oder auch notfalls ein Dienstmädchen. Obwohl sie etwas jünger als Letty und sehr viel jünger als Mabel war, verstand sie es ausgezeichnet, für Stephens beide Töchter als Anstandsdame zu fungieren.
    Manchmal begleitete sie die beiden Mädchen ins Theater, und gelegentlich durfte sie auch an einem Tanzvergnügen teilnehmen, wenn gerade eine Dame fehlte. Aber für gewöhnlich blieb Joan im Hintergrund. Manchmal hielt man es sogar für überflüssig, sie bei Einladungen mit an der Tafel sitzen zu lassen; dann mußte sie die Mahlzeit in ihrer Dachstube einnehmen und in Wahrheit war sie gar nicht böse darüber.
    »Was wollte sie denn?« fragte Mr. Narth und schnitt den Umschlag des sehnlichst erwarteten Briefes auf.
    »Miss Joan wollte wissen, ob sie etwas nach Sunningdale mitnehmen sollte; sie war in die Stadt gekommen, um für Miss Letty einige Einkäufe zu machen«, berichtete der alte Schreiber und fuhr fort: »Außerdem fragte Miss Joan, ob schon eine der beiden jungen Damen wegen der Chinesen telefoniert habe.«
    »Wegen welcher Chinesen?«
    Perkins erklärte den Zusammenhang. Am Morgen waren in der Gegend von Sunny Lodge zwei gelbhäutige Burschen aufgetaucht, beide nur mangelhaft
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