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051 - Die gelbe Schlange

051 - Die gelbe Schlange

Titel: 051 - Die gelbe Schlange
Autoren: Edgar Wallace
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gemacht, und die Firma galt für ihre Klienten als eines der vornehmsten Häuser Englands.
    Sein Sohn hatte zwar den Geschäftssinn, nicht aber die Urteilskraft seines Vaters geerbt. Das führte dazu, daß er zwar den Kundenkreis vergrößerte, daß aber die Moral dieser neuen Kunden nicht den strengen Maßstäben seiner alten Geschäftsfreunde entsprach. Als Stephen Narth sich schließlich wiederholt vor Gericht für die Praktiken seiner neuen Kunden verantworten mußte, zogen sich die alten Freunde seines Hauses zurück und es kam so weit, daß er schließlich nur noch einen Angestellten und einen Börsenagenten beschäftigen konnte. So erzielte er zwar hin und wieder noch einträgliche Gewinne, aber das beständige, sichere Einkommen, die solide Grundlage des Geschäfts war dahin.
    In schlechten Zeiten hatte Stephen Narth sich damit durchgeschlagen, daß er allerlei Gesellschaften gründete. Die meisten gerieten nach kurzer Zeit in Liquidation.
    Diese Abenteuer hatten Stephen Narth mit Mr. Leggat, einem galizischen ölspekulanten, zusammengebracht, der außerdem noch eine Theateragentur sowie ein Kreditinstitut betrieb und an mancherlei fragwürdigen Unternehmen beteiligt war.
    Die Angelegenheit aber, die die drei Teilhaber der Firma um neun Uhr morgens in ihrem Büro im Manchester House zusammenführte, hatte nichts mit den gewöhnlichen Geschäften der Firma zu tun. Mr. Leggat polterte:
    »Wir wollen doch die Sache beim richtigen Namen nennen. Unser Geschäft ist bankrott. Bei der Abwicklung des Konkursverfahrens werden Dinge zur Sprache kommen, die weder Spedwell noch mich, sondern lediglich Narth etwas angehen. Ich habe mit dem Geld der Firma nicht spekuliert, ebensowenig Spedwell.«
    »Sie haben gewußt -« begann Narth erregt.
    »Gar nichts habe ich gewußt«, brachte Leggat ihn zum Schweigen. »Die Bücherrevisoren stellten fest, daß für eine Summe von fünfzigtausend Pfund keine Belege vorhanden sind. Jemand hat eben an der Börse gespielt, aber das war weder ich noch Spedwell.«
    »Aber Sie selbst hatten mir doch das geraten -«
    Mr. Leggat hob schon wieder abwehrend die Hand.
    »Wir wollen keine Zeit verschwenden mit Vorwürfen. Kurz und gut, es fehlen fünfzigtausend Pfund. Wo und wie können wir das Geld auftreiben?«
    Er warf einen Blick zu Spedwell, der mit einem sarkastischen Zwinkern antwortete.
    »Sie haben leicht reden«, ereiferte sich Narth. Er wischte sich mit dem Taschentuch über die Stirn. »Vergessen Sie nicht, daß Sie beide an der Petroleumspekulation beteiligt waren - Sie alle beide!«
    Mr. Leggat verzog seinen Mund und zuckte mit den Schultern, zog es aber vor, zu schweigen.
    »Fünfzigtausend Pfund sind eine Menge Geld.« Spedwell ergriff zum erstenmal das Wort.
    »Sehr viel Geld«, stimmte sein Freund zu und wartete darauf, daß Mr. Narth etwas sagen sollte.
    »Wir sind heute nicht zusammengekommen, um längst bekannte Tatsachen zu erörtern«, rief Narth ungeduldig, »sondern um einen Ausweg zu finden. Wie können wir die Sache in Ordnung bringen, das ist hier die Frage.«
    »Die Antwort ist ganz einfach«, erklärte Mr. Leggat ruhig. »Ich für meine Person habe keine Lust, ins Gefängnis zu wandern, und man sagt, Wormwood Scrubbs ist ein miserabler Ort. Wir müssen - richtiger Sie, Narth, müssen das Geld auftreiben. Es bleibt nur eine Möglichkeit«, fuhr er langsam fort und sah Stephen Narth scharf an. »Sie wissen, an welche ich denke. Sie sind der Neffe oder Vetter von Joseph Bray, einem der reichsten Männer der Welt - und ganz sicher der reichste Mann in China. Soviel ich gehört habe, bekommen Sie und Ihre Familie eine jährliche Rente von diesem Gentleman -«
    »Zweitausend im Jahr«, unterbrach Narth ihn barsch. »Aber das hat gar nichts mit unserem Geschäft zu tun!«
    Mr. Leggat wechselte einen Blick mit dem Major und grinste.
    »Der Mann, der Ihnen jährlich zweitausend Pfund gibt, muß doch für Sie erreichbar sein. Für Joseph Bray bedeuten fünfzigtausend Pfund nur so viel!« Dabei schnippte er mit den Fingern. »Mein lieber Narth, verkennen Sie Ihre Situation nicht: In vier Monaten oder schon eher wird man Ihnen in Old Bailey den Prozeß machen, wenn Sie das Geld nicht beschaffen können. Die Bluthunde werden bald auf Ihrer Spur sein.«
    »Auf der Spur von uns allen dreien«, gab Narth boshaft zurück. »Vergessen Sie nicht, daß ich nicht allein verurteilt werde! Aber schlagen Sie sich nur den Gedanken aus dem Kopf, daß ich Joe Bray dazu überreden könnte, mir
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