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0509 - Ein Gehängter kehrt zurück

0509 - Ein Gehängter kehrt zurück

Titel: 0509 - Ein Gehängter kehrt zurück
Autoren: Jason Dark
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»Toll, daß du gekommen bist.«
    »Hatte ich doch versprochen!« Johnny mußte den Kopf etwas senken, um seinem neuen Freund ins Gesicht schauen zu können, weil dieser kleiner war als er.
    »Sollen wir sofort gehen?«
    »Klar doch.«
    »Ist es weit?«
    Benny winkte ab. »Auf dieser Insel ist nichts weit. Zwanzig Minuten vielleicht, mehr nicht.«
    »Wann sind wir denn wieder zurück?«
    Benny schaute etwas lauernd. »Angst?«
    »Nein.«
    »Kann ich dir nicht sagen. Ehrlich nicht. Ich weiß nicht, was noch passiert.«
    »Wieso?«
    Der Junge aus Tresco fuhr durch sein »Drahthaar«. »Wenn ich recht habe, könnte es spannend werden und auch länger dauern. Wie ist das denn mit deiner Mutter? Schaut die noch mal ins Zimmer, bevor sie ins Bett geht?«
    »Ich glaube ja.«
    Benny bewegte unruhig den Kopf. »Das ist nicht gut. Dann mußt du dir eben eine Ausrede einfallen lassen.«
    »Klar, mache ich.«
    Benny drehte sich und ging vor. Johnny hielt sich stets dicht hinter dem neuen Freund. Es war eine mondhelle Nacht, aber zwischen den Bäumen steckte die Finsternis wie ein dichter Schatten. Man konnte kaum etwas erkennen.
    Benny Burton lief mit der Sicherheit eines hier Aufgewachsenen.
    Sehr rasch hatten sie den Garten hinter sich gelassen und gelangten auf die kleine Straße. Sie führte in einer geraden Strecke direkt an die Westküste.
    Häuser standen hier keine mehr. Die Leere einer einsamen Landschaft nahm die Jungen auf.
    Über ihnen stand der Mond. Nicht ganz voll, dennoch sehr hell.
    Sein Licht hinterließ auf der Insel einen grünlichen Schein. Es umwob die zahlreichen Felsen wie ein Tuch aus feinen Spinnweben.
    Benny Burton ging sehr schnell. Er hatte einen schaukelnden Gang. Zu vergleichen mit dem eines Seemanns, der an Deck die Balance halten will. Johnny mußte stark ausschreiten, um mithalten zu können. Sie gingen nicht bis zur Steilküste. Als das Rauschen der Brandungswellen schon lauter wurde, bogen sie nach links ab, wo der Pfad allmählich Gefälle bekam und sie ein Gebiet anvisierten, das dichter bewachsen war als der überwiegende Teil der Insel.
    Allmählich nahm die Dunkelheit zu. Die hohen Felsen deckten das Mondlicht ab, es erreichte die beiden Jungen kaum noch. Johnny kam der Untergrund vor wie eine schwarze Teerlandschaft. Büsche erschienen zu beiden Seiten wie gespenstisch anmutende Beobachter.
    »Hast du eine Taschenlampe, Benny?«
    Der Junge drehte kurz den Kopf. »Ja, aber die brauchen wir noch nicht. Wenn du dich fürchtest, halte dich an meiner Schulter fest.«
    »Angst habe ich nicht. Ich kenne die Gegend nur nicht.«
    »Gleich kommt der Wald.«
    »Ist er Sehr dicht?«
    »Es geht. Aber wichtig ist der Teich.«
    »Da liegt es?« Johnny hatte Benny jetzt erreicht. Auf gleicher Höhe schritt er neben ihm her.
    Über den Himmel segelten Wolken. Dunkle, breite Gebilde, die sich öfter vor den Mond schoben und sein Gesicht verdeckten, so daß die Schatten zunahmen.
    Plötzlich blieb Benny stehen. Fast wäre Johnny noch auf ihn gelaufen. An seiner Schulter fand er Halt.
    »Was ist denn?«
    Benny deutete nach vorn. »Da, was siehst du?«
    »Nicht viel.«
    »Das ist der Wald. Und dort steht auch das alte Kloster.«
    »Und der Teich?«
    Benny lachte leise. »Der ist am wichtigsten. Ich habe ihn genau untersucht.«
    »Wann denn zuletzt?«
    »Heute morgen noch.«
    »Ist es denn noch da?« fragte Johnny.
    Benny lachte leise. »Du wirst dich wundern. Aber jetzt komm mit.« Er lief so rasch los, daß Johnny Mühe hatte, ihm zu folgen.
    Wenn er ehrlich gegen sich selbst war, so fühlte er sich nicht wohl.
    Es war keine direkte Angst, die der Junge verspürte, er dachte nur an seine Mutter. Irgendwie hatte er ihr Vertrauen mißbraucht. So etwas wie in dieser Nacht tat Johnny sonst nie. Zudem hatte er trotz seiner jungen Jahre schon mehr erlebt als andere Kinder in seinem Alter.
    Er wußte auch, daß es schreckliche Mächte gab, die darauf aus waren, Menschen zu terrorisieren. Johnny hatte da so ganz noch nicht durchgeblickt, seine Eltern schützten ihn so gut wie möglich, und auch Nadine, die Wölfin mit der Seele eines Menschen, war für Johnny wie ein Schutzengel.
    Aber Nadine war in London zurückgeblieben. Bill Conolly, Johnnys Vater, würde sich um sie kümmern.
    Davon wußte Benny Burton nichts. Er sah die Dinge viel lockerer.
    Am Strand hatten sich die beiden Jungen kennengelernt. Benny hatte von geheimnisvollen Dingen gesprochen, die es auf der Insel Tresco gab. Auch von alten Geschichten und
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