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0509 - Ein Gehängter kehrt zurück

0509 - Ein Gehängter kehrt zurück

Titel: 0509 - Ein Gehängter kehrt zurück
Autoren: Jason Dark
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Geschichten erzählt, in denen der Humor Trumpf gewesen war.
    Entspannung total, hieß es für Sheila. Die Beine streckte sie gegen den Kamin, während sie zuschaute, wie der Widerschein der Flammenzungen gegen das Glas tanzte.
    Die Zeit war auf einmal so unwichtig geworden, bis zu dem Punkt, als das harte Schrillen des Telefons Sheila wie aus einem tiefen Traum in die Realität riß.
    Christiane stellte das Weinglas zur Seite und wuchtete sich aus dem Sessel.
    »Das wird mein Mann sein«, sagte sie. Chrissy mußte sich an den willkürlich aufgestellten Möbelstücken vorbeizwängen, bis sie den altmodischen, schwarzen Apparat erreicht hatte und den Hörer von der Gabel nahm.
    Obwohl Sheila nicht auf die Worte der Wirtin lauschte, war das Schrillen des Telefons eine Störung gewesen. Es hatte ihre entspannte Stimmung zerstört.
    Sie setzte sich aufrecht hin und sah in die Flammen. Der Kamin war alt. An der Außenseite klebten dunkelgrüne Kacheln. Einige waren schon abgeblättert. Auf der oberen Fläche des vorgebauten Kamins standen kleine Mitbringsel, zumeist Werke einer naiven Kunst. Bildhauerische Versuche, sehr originell, weil eben noch unfertig.
    Sie hörte die Schritte ihrer Wirtin und drehte sich im Sitzen um.
    »Es war tatsächlich mein Mann. Er wird wohl noch einige Tage bleiben müssen, weil die Maschine überholt werden muß.«
    »Das ärgert Sie?«
    Chrissy lachte. »Ach wo, so etwas bin ich gewohnt. Ich fühle mich auch allein sehr wohl.« Sie ließ sich wieder in den Sessel fallen und legte ihre Arme auf die Lehnen. »Eigentlich ist der Abend noch früh. Möchten Sie etwas Käsegebäck zum Wein?«
    »Nein, danke.« Sheila winkte ab. »Meine Figur, wissen Sie…«
    Jetzt mußte Chrissy lachen. »Mich stört es nicht, daß ich mächtig viel Übergewicht habe. Lieber rund und gesund als mager und krank.«
    »So schlimm ist es bei mir auch nicht.« Die blonde Sheila lächelte.
    »Ich werde nur mal nach meinem Sohn schauen, ob er schon schläft.«
    »Tun Sie das. Kommen Sie dann wieder?«
    »Für eine halbe Stunde. Ich bin doch ziemlich müde.«
    »Das macht unsere gute Inselluft.«
    »Und der Wein.«
    »Der auch«, lachte die Wirtin.
    Sheila durchquerte den großen Raum. Die Wärme des Feuers ließ allmählich nach. Als sie die alte Tür geöffnet hatte und im Flur stand, spürte sie die Kühle der alten Mauern.
    Vor den Wänden standen hohe Schränke oder Sideboards. Hin und wieder verkaufte Chrissy Miller die alten Möbelstücke, die sie irgendwo zusammengesucht hatte.
    Holzstufen bogen sich unter Sheilas Gewicht. Manchmal stöhnten sie, als würden die Schritte schmerzen. Sheila mußte sich am Geländer festhalten. Der Genuß des Weines ging doch nicht ohne eine gewisse Reue ab.
    Ihre Zimmer lagen in der ersten Etage. Das gemeinsame Bad befand sich zwischen den beiden Räumen. So leise wie möglich näherte sich Sheila der Zimmertür ihres Sohnes. Das Deckenlicht gab einen gemütlichen Schein ab. Auf einer Vitrine stand eine breite Schale mit Kastanien.
    Vor der alten dunklen Tür blieb Sheila stehen. Sie lauschte, schaute vor ihre Füße und wunderte sich über den etwas helleren Streifen, der durch die Türritze fiel.
    Wieso brannte Licht? War Johnny noch wach? Oder hatte er einfach vergessen, das Licht auszuschalten?
    Sheila zeigte sich nicht beunruhigt. Dieses Gefühl überkam sie erst, als sie die Tür aufdrückte und in das Zimmer trat, den kühlen Luftzug spürte, der durch das offenstehende Fenster in den Raum strich und auch ihr Gesicht traf.
    Die Lampe brannte neben dem Bett. Ihr Schein fiel auf eine leere Liegestatt. Von Johnny fehlte jede Spur.
    Der Sachverhalt lag auf der Hand.
    Hier das leere Bett, dort das offene Fenster.
    Sheila war bleich geworden. Ohne daß sie es wollte, rief sie den Namen ihres Sohnes, lief zum Fenster und beugte sich hinaus. Auf der Toilette nachzuschauen, diesen Gedanken verwarf sie wieder.
    Für sie stand fest, daß Johnny den Raum durch das Fenster verlassen hatte. Sie glaubte auch, dicht an der Hauswand und halb versteckt im hohen Gras, das Aluminium einer Leiter schimmern zu sehen.
    Wer hatte die Leiter dort hingestellt? Johnny mußte einen Helfer gefunden haben.
    Tief atmete Sheila durch. Dieser Bengel, dachte sie. Dieser Flegel.
    Sie überlegte und erinnerte sich daran, daß Johnny und Benny Burton stets zusammengesteckt und Pläne ausgeklügelt hatten. Sicherlich waren sie auch jetzt zusammen.
    Nur war es nicht hell wie am Tage. Draußen lag dick und
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