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0509 - Ein Gehängter kehrt zurück

0509 - Ein Gehängter kehrt zurück

Titel: 0509 - Ein Gehängter kehrt zurück
Autoren: Jason Dark
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den Teich vor der Sicht der Menschen schützen.
    Johnny schaute nach rechts, weil Benny sich bewegt hatte. Sein neuer Freund hakte die Taschenlampe vom Hosengürtel los. Er schaltete sie noch nicht ein, deutete jedoch in eine bestimmte Richtung. »Und jetzt laß mal auf«, sagte er.
    »Wieso?«
    Benny legte einen Finger gegen die Lippen. Dann schaltete er die Lampe ein.
    Ein starker Lichtarm zerschnitt die dunkelgrüne Düsternis. Er wanderte, als Benny den Arm bewegte und den hellen Balken so kreisen ließ, daß er über die Wasserfläche wanderte.
    Sie besaß eine dunkle Farbe. Nicht direkt schwarz, mehr grün, von Algen durchzogen. Auf dem Wasser schwammen Blätter wie winzige Schiffe. Die leichten, kräuselnden Wellen liefen an den Ufern aus.
    Leicht zitternd wanderte der Lichtfinger über die nahe Uferregion. Gras, Schilf, zitternde Wellen, auch Schlamm, das alles konnte Johnny erkennen.
    Und er sah noch mehr.
    Etwas Bleiches. Es lag dort, wo der Schilfgürtel eine Unterbrechung zeigte. Dieser Gegenstand lag nicht allein im Wasser. Zur Hälfte hatte er seinen Platz auf dem Trockenen gefunden. Es war der Kopf, die Schulter und auch noch ein Teil der Arme.
    »Na?« fragte Benny wispernd, »was sagst du jetzt?«
    Johnny schluckte, bevor er in der Lage war, eine Antwort zu geben. »Das ist ja ein Skelett…«
    ***
    »Richtig.«
    Johnny wunderte sich über die knappe Antwort seines neuen Freundes. Er war schließlich nicht zum erstenmal hier, Johnny aber war blaß geworden. Er hatte das Gefühl, einen Schlag gegen den Magen erhalten zu haben.
    Die Knochen leuchteten noch nach, obwohl Benny den Lichtkegel jetzt auf die Wasserfläche gerichtet hatte.
    Selbst in die leeren Augenhöhlen fiel das Licht. Johnny konnte es genau erkennen, da der blanke Schädel etwas erhöht lag.
    Er hatte die Hände zu Fäusten geballt. Auf seinem Gesicht lag die gleiche Gänsehaut wie auf dem Körper.
    »So etwas hast du noch nicht gesehen, wie?« Als Johnny keine Antwort gab, stieß Benny ihn an. »Rede doch.«
    »Nein!«
    »Aber ich kenne es.«
    »Wie kommt es hierher?«
    »Keine Ahnung. Es muß aus dem Teich gekrochen sein. Verstehst du?«
    Johnny bekam den zweiten Schreck. »Gekrochen?« Er zitterte, die Zähne klapperten aufeinander. »Das würde ja bedeuten, daß es gar nicht tot ist und lebt.«
    »Ja, kann sein.«
    »Du willst mir…?«
    »Es ist der letzte Gehenkte, glaube ich.«
    »Wieso?«
    Benny winkte ab, als hätte er bereits zu viel gesagt. »Laß mal gut sein. Ich wollte es dir nur zeigen.«
    »Wer weiß noch davon?«
    »Viele kennen die Geschichte.«
    »Und wissen die auch, daß hier das Skelett liegt?«
    Johnny bekam keine Antwort. Dafür ließ sein neuer Freund den Lampenstrahl wieder zu dem Skelett wandern.
    Im grellen Licht sah es noch schauriger aus. Aber das war es nicht, was die beiden Jungen so erschreckte.
    Sie standen stumm vor Grauen, als sie sahen, wie der Knöcherne seinen kahlen Schädel anhob.
    Das Skelett lebte!
    ***
    Sheila Conolly lächelte sanft und lehnte sich zurück. Das Zimmer war gemütlich, im Kamin tanzten die Flammen und verbreiteten eine natürliche Wärme. Auch die alten Möbel paßten in die gesamte Stimmung hinein. Selbst die zahlreichen Figuren, wie kleine Gartenzwerge, Enten, Katzen und anderes Getier empfand Sheila in diesem großen Zimmer nicht als störend. Auch nicht die kleinen, gestickten Decken, die zahlreichen Bilder, die so dicht an den Wänden nebeneinander hingen, daß kaum etwas von einer Tapete zu sehen war.
    Deckenleuchten waren nicht vorhanden. Dafür stützten dicke Balken die schiefe Decke. An manchen von ihnen klebten die Spinnweben wie graue Haare.
    Auf dem Boden lagen oft mehrere Teppiche übereinander. Weiter hinten, in dem großen Raum, standen Schränke mit alten Büchern.
    Manchmal, wenn Holz nachgelegt wurde und die Flammen frische Nahrung bekamen, reichte ihr Widerstand bis dort.
    Für neues Holz im Kamin sorgte die Wirtin. Sie hieß Christiana Miller und paßte in dieses Haus wie die berühmte Faust aufs Auge.
    Mrs. Miller gehörte zu den Menschen, die alles locker sahen und nicht zu ernst nahmen. Ihr war es egal, was die Leute über sie redeten. Hauptsache, sie fühlte sich wohl.
    Wegen ihrer Figur trug sie nur langer Flatterkleider. Im Sommer aus dünnem Stoff, jetzt, wo der Herbst Einzug gehalten hatte, war das Material dicker und wärmender geworden. Sie hatte noch zwei Scheite nachgelegt. Die Flammen griffen gierig danach und tauchten ihr Gesicht in eine
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