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050 - Die Blutsauger

050 - Die Blutsauger

Titel: 050 - Die Blutsauger
Autoren: Lee Barton
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nicht, ich habe nur die Holzschnitzereien hier berührt!«
    Der Vikar sah ihn ungläubig an. »Hier?«
    Er legte seine eigene Hand auf die Schnitzereien.
    »Es war heiß«, sagte Leroy Thompson schwach.
    »Heiß?« wiederholte der Vikar verständnislos.
    »Ja. Ich habe mich verbrannt.«
    »Vielleicht haben Sie sich an einem Stück rauhem Holz verletzt?«
    »Nun, hier ist die Blase! Und vorher hatte ich sie nicht!« Er streckte einen Finger aus und berührte vorsichtig das Holz. Er berührte nicht das Kreuz, nur die Schnitzereien.
    »Seltsam«, sagte er. »Hier ist es normal.«
    »Wollen Sie die Inspektion heute fortsetzen, Mr. Thompson?«
    »Ich … ich muß wohl, nun da ich einmal hier bin!« entgegnete Thompson. »Ja, es bleibt mir nichts anderes übrig. Aber vielleicht gehe ich eine Weile nach draußen, frische Luft schöpfen.«
    »Natürlich«, sagte der Vikar eifrig. »Sie haben ganz recht.«
    Leroy ging hinaus und wanderte gedankenvoll durch den kleinen Park. Er fühlte sich mit jedem Schritt besser. Er blieb beim Wagen stehen und machte ein paar tiefe Atemzüge. Dann nahm er seine ganze Willenskraft zusammen und zwang sich, wieder in die Kirche zurückzugehen. Wieder hatte er das Gefühl, eine unsichtbare Barriere durchbrechen zu müssen.
    »Sie sehen besser aus«, sagte der Vikar erfreut.
    Leroy folgte dem Vikar durch die Kirche und versuchte, seinen Blick nicht auf das Kreuz zu richten, dessen Strahlen ihn immer wieder anzogen. Seine Augen brannten, während er vermaß und Notizen machte. Er war sehr dankbar und froh, als die Inspektion zu Ende war.
    Er folgte dem Vikar zum Pfarrhaus, und als sie draußen im Freien waren, begann Leroy sich wieder besser zu fühlen. Die Luft war kühl und klar, und seine kleinen Wunden schmerzten auch nicht mehr.
     

     

Er fuhr zurück in sein Büro und kam gerade in jenem Augenblick an, als seine Sekretärin die Post zum Unterschreiben auf seinen Schreibtisch legte und nach Hause gehen wollte.
    »Sie sehen nicht besonders gut aus, Chef«, sagte sie, als er eintrat.
    »Ist schon in Ordnung, Mabel. Ich glaube, ich habe ein paar Grippeviren erwischt, das ist alles.«
    »Was haben Sie an Ihrer Kehle?« fragte sie mißtrauisch. »Insektenstiche? Ich hole eine Salbe.«
    »Ach, das ist nichts. Ich habe schon etwas ´drauf getan.«
    »Ich hole die Salbe«, sagte Mabel energisch. Sie war eine sehr gute, nette Sekretärin, dachte er. Sie war ganz unzweifelhaft ein anständiges Mädchen. Er verglich Mabel mit der geheimnisvollen Lilette, die auf der alten Römerstraße im Mondlicht auf ihn gewartet hatte.
    Seine Gedanken wurden unterbrochen, als Mabel wieder eintrat.
    »Was war es denn?« fragte sie, während sie die Salbe auftrug. »Das sieht nicht aus wie ein Mückenstich!«
    »Ich weiß nicht, was es war«, log er.
    »Tut es weh?« Besorgnis lag in ihrer Stimme.
    »Ein bißchen.«
    »Sie sollten zum Arzt gehen, Chef.«
    »Vielleicht. Aber ich muß mich erst um die Arbeit kümmern. Es ist zu viel zu tun.«
    »Es sieht entzündet aus. Das kann gefährlich werden.«
    »Mabel!«
    »Verzeihung, Chef.« Sie schien verstimmt zu sein.
    »Lassen Sie uns mal die Korrespondenz durchgehen. War etwas Außergewöhnliches dabei?«
    Sie lächelte wieder. »Nein, Chef. Nichts Aufregendes.«
    »Gut.« Er unterschrieb die Briefe, einen nach dem anderen, ohne auch nur einen Blick auf deren Inhalt zu verschwenden. Auf Mabel war hundertprozentiger Verlaß.
    Sie nahm die Post und bereitete sie zum Versand vor.
    »Ich wollte, Sie würden die Bisse einem Arzt zeigen«, sagte sie eigensinnig.
    Bei dem Wort ‚Bisse’ spürte er, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg.
    Mabel ging mit den Postsachen.
    Er blieb und diktierte die Notizen, die er aus Sussex mitgebracht hatte, ins Diktaphon. Rückblickend konnte er nicht verstehen, weshalb er so aufgeregt gewesen war. Es war doch alles ganz normal verlaufen! Es mußte alles eine körperliche Ursache haben, sagte er sich. Vielleicht hatte er tatsächlich einen Grippevirus in sich!
    Er beschloß ins Restaurant zu gehen, bevor er nach Hause fuhr.
    Es war halb zehn, als er sein Essen beendet hatte. Er fuhr zu einer Tankstelle und tankte den Wagen voll, bevor er sich auf den Heimweg machte. Die vergangene Nacht war ihm zu gut in Erinnerung, als daß er ein zweites Mal Gefahr laufen wollte, sich die Nacht auf der Straße um die Ohren schlagen zu müssen.
    Er beschloß, die Römerstraße zu nehmen. Er wußte, Lilette würde auf ihn warten.
    Der Gedanke, ihren üppigen
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