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050 - Die Blutsauger

050 - Die Blutsauger

Titel: 050 - Die Blutsauger
Autoren: Lee Barton
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sich lebhaft vorstellen, welche Art von Begrüßung er zu erwarten hatte, wenn er an eine Tür klopfte … Wofür würde man ihn zu dieser Stunde halten? Für einen Hühnerdieb? Einen Einbrecher? Er grinste, als er sich vorstellte, wie der Bauer ihn mit einer Ladung Schrot quer über den Hof begrüßte …
    Aber er mußte es wagen. Und wo war der nächste Bauernhof? Er kletterte auf das Dach der Limousine und blickte sich um. Das einzige Gebäude in Sicht war das seltsame Haus in der Ferne, das ihm das Mädchen bei ihrer ersten Begegnung gezeigt hatte. Sie hatte gesagt, sie lebte dort mit ihrem Vater. Hatte sich sein erster Verdacht doch bestätigt? War sie aus einem Irrenhaus ausgebrochen? War das große Gebäude dort drüben, dessen Silhouette sich so drohend gegen den hellen Mondhimmel erhob, ein Heim für Geisteskranke?
    Aber er hatte keine Wahl, es war das einzige Gebäude in der näheren Umgebung. Leroy Thompson schluckte seine Angst energisch hinunter, schob den Hut angriffslustig in den Nacken und machte sich auf den Weg zu dem dunklen Gebäude.
    Der Weg schien Stunden zu dauern. Der Mond wurde blasser und schwächer, als er zum Horizont hinunter sank. Leroy konnte die Umrisse des Gebäudes nun deutlich erkennen. Es stand auf einem Hügel, und als er näher kam, sah er die Überreste einer Mauer, die von Moos und Sträuchern überwachsen war.
    Er ging um die Mauer herum und betrachtete das Gebäude. Es schien verlassen zu sein. Er konnte die Atmosphäre der Einsamkeit, Verlassenheit und Öde spüren.
    Als er aus dem Gebüsch trat, stand das Hauptgebäude vor ihm: Es war eine Burg. Das letzte Bestehen Mondlicht schien auf die behäbigen Steinquader des normannischen Baues. Obwohl die Außenmauer verfallen war, schien das Hauptgebäude gut erhalten, so weit er es erkennen konnte.
    Er ging zum Haupteingang, den drei konzentrische Torbögen umgaben. Das Tor war aus massivem, schwarzem Eichenholz und mit Eisen beschlagen. Er donnerte mit seiner Faust auf das Holz, und er konnte drinnen das Echo hören. Thompson suchte eine Stelle zwischen den Eisenbalken und versuchte es erneut. Das Mondlicht schien schwach auf die Metallbeschläge, aber sonst gab es kein Licht. Offensichtlich war die Burg unbewohnt.
    Er trat einen Schritt zurück und blickte zum Turm hinauf. Still und schwarz ragte er in den Nachthimmel.
    Leroy Thompson stellte fest, daß er den langen Weg umsonst gemacht hatte. Er drehte sich um und trottete niedergeschlagen in die Richtung zurück, aus der er gekommen war. Als er die Burg hinter sich ließ, verschwand das bedrückende Gefühl, das er in ihrer Nähe deutlich gespürt hatte, wieder.
    Beim Weitergehen hatte er plötzlich den Eindruck, nicht allein zu sein. Er drehte sich um, aber niemand war da. Trotzdem hielt das Gefühl weiter an. Er warf einen Blick hinauf zu den weißen Wolkenfetzen, und es war ihm, als bewegte sich dort oben ein dunklerer Schatten. Hoch über seinem Kopf flatterte ein dunkles Etwas durch die Wolken.
    Er stand still und spähte hinauf; er erinnerte sich an den seltsamen Schatten, als Lilette ihn so unvermutet verlassen hatte. Konnte es eine Verbindung geben zwischen dem Mädchen und diesem geheimnisvollen dunklen Wesen, das hoch oben im Mondlicht durch die weißen Wolken flatterte? Es schien ihm unglaublich, phantastisch. Er verjagte den Gedanken, aber in irgendeinem Winkel seines Gehirns blieb der Zweifel.
    Er sah wieder hinauf, strengte seine Augen an, um etwas zu erkennen. Aber der Schatten war verschwunden. Er beobachtete die jagenden Wolken, und siehe da – hier waren sie wieder: aber diesmal jagten zwei Schatten dahin, nicht einer. Sie folgten einander durch die Lüfte, hoch hinauf, einer knapp hinter dem anderen, wie zwei Vögel, die ein Brotkrümel entdeckt hatten und es jeder für sich allein wollte. Aber es waren keine Vögel. Der seltsame Flug glich eher einem fledermausartigen Gleiten.
    Thompson überkam ein Gefühl der Gefahr, aber es verging. Er ging eilig zurück zu der Stelle, wo er sein Auto verlassen hatte. Dort angekommen, stieg er ein und dachte nach.
    Es gab nur zwei Möglichkeiten: Die eine war, zu warten, bis ein Bauer auf einem Traktor vorbeikam, der sich erbötig machte ihm zu helfen. Er ließ den tröstlichen Gedanken, daß während der Nacht ein weiterer Wagen hier durchkam, gar nicht erst aufkommen.
    Die zweite Möglichkeit war, die restlichen acht oder neun Meilen zu Fuß zu gehen, bis zu der Stelle, wo die Römerstraße wieder in die Hauptstraße
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