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050 - Die Blutsauger

050 - Die Blutsauger

Titel: 050 - Die Blutsauger
Autoren: Lee Barton
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sie ganz ruhig. Dann bewegte sie ihre Gliedmaßen und bemerkte zu ihrer großen Erleichterung, daß alles noch heil war. Zögernd erhob sie sich. Obwohl das Reisig den Aufprall gemildert hatte, fühlte sie das Brennen der Kratzer und Abschürfungen.
    Bei ihrem Fall hatte sie ihre kleine Taschenlampe verloren. Sie suchte vergeblich. Also ging sie ohne Licht weiter: Eine tapfere kleine Person in einem unheimlichen Verlies einer alten, normannischen Burg.
    Sie stolperte über einen runden Gegenstand und griff danach. In der Dunkelheit sah sie, daß es ein rundes, helles Ding war, aber als sie bemerkte, daß es ein Totenkopf war, ließ sie ihn mit einem kleinen erschreckten Schrei fallen.
    Der Totenschädel fiel zu Boden und rollte fort. Sie lief weiter. Ihr linker Schuh verfing sich in den Zweigen und Ästen, die rundum am Boden lagen, aber sie nahm sich nicht die Zeit, ihn zu suchen, sondern zog auch ihren anderen Schuh aus und setzte ihren Weg fort.
    Dann blieb sie atemlos stehen. Sie lehnte sich an eine Steinwand und holte tief Luft. Dann wanderte sie weiter kreuz und quer durch die Dunkelheit, aber ohne die geringste Spur von Leroy Thompson zu finden.
    Sie wußte, daß die kostbaren Nachmittagsstunden fast vorbei waren, und daß irgendwo in einer kleinen Zelle ganz in ihrer Nähe ihr Liebster auf Rettung wartete. Sie mußte sich beeilen, denn mit anbrechender Nacht würde die Kraft der Vampire wiederkehren.
    Und nun wurde ihr zum ersten mal die Gefährlichkeit der Situation, in der sie selbst sich befand, klar. Es gab keine Möglichkeit, aus diesen Verliesen ohne Hilfe hinauszukommen … und niemand wußte, wo sie war. Chalmers, Foster, Jenkins und die Polizei wußten zwar, daß sie nicht mit ihnen die Burg verlassen hatte. Und ihr Motorroller stand draußen vor dem Burgtor. Aber würde jemand nach ihr suchen?
    Sie hatte Angst und war ein wenig außer Fassung geraten, aber sie war entschlossen, weiter nach Leroy Thompson zu suchen, welche Schrecken auch immer sie erwarteten. Sie würde weitersuchen, solange Atemluft ihren Lungen und Blut in ihren Adern war.
    Sie verzog die Lippen zu einem bitteren kleinen Lächeln, als ihr der Gedanke kam. Denn wenn es wahr war, daß sich Vampire in diesen alten Mauern aufhielten, dann konnte es wohl sein, daß sich nicht mehr lange Blut in ihren Adern befand.
    So tastete sie sich weiter und fragte sich, wie weit der Nachmittag schon fortgeschritten war.
    Plötzlich hörte sie vor sich ein Geräusch, ein seltsames Geräusch, das irgendwie nicht in diese Umgebung paßte. Und dann kam die Erinnerung an ihren Traum zurück, und mit ihr das Entsetzen: es war ein Drehgeräusch, das sie hörte. Bald darauf ließ sie ein teuflisches Lachen erstarren.
     

     
    Dr. Chalmers ging in seinem Büro auf und ab. Er blickte auf seine Armbanduhr. Acht Uhr. Es war bereits dunkel.
    Was war wohl aus dem Mädchen geworden? Chalmers war altmodisch genug, um sich Sorgen zu machen, was aus einem Mädchen wurde, das verliebt war und sich in Gefahr begab, um den Geliebten zu retten.
    Er hinkte zu seinem Schreibtisch und nahm den Revolver wieder aus der Lade, in die er ihn gelegt hatte. Dann versuchte er noch einmal sein Gewissen zu beruhigen, indem er sich sagte, daß Polizei und Feuerwehr jeden Winkel der Burg durchsucht hatten, ohne Leroy Thompson zu finden. Aber dann fiel ihm der Traum wieder ein, von dem das Mädchen berichtet hatte, und es schien ihm, als müßte diesem Traum eine außerordentliche Bedeutung zukommen.
    Chalmers kontrollierte seine Silberkugeln und steckte den Revolver ein. Soviel er wußte, war Mabel Sinclair in der Burg zurückgeblieben. Wenn ihr nun etwas zustieß? Er breitete die Pläne der Burg vor sich aus. War es möglich, daß ihnen irgend etwas bei ihrer Suche entgangen war? Plötzlich wurde er auf eines aufmerksam: eine der eingezeichneten Mauern schien ungewöhnlich dick zu sein. Chalmers holte einen Maßstab, machte ein paar kurze Kalkulationen und fand heraus, daß in dieser Mauer sehr wohl Platz für einen schmalen Gang war.
    Und vielleicht kam diesem Gang - wenn es ihn gab - eine besondere Bedeutung zu?
    Wenn er etwas tun wollte, dann mußte er es allein tun, denn Foster war nach London zurückgekehrt, und Jenkins hatte frei. Er steckte den Revolver tief in seine Jackentasche, tat das Weihwasser in die andere und befestigte das Silberkreuz um seinen Hals.
    Er hinkte mühsam über die Wiesen, bis er die Burgmauer erreichte.
    Der Motorroller war noch da, und das Burgtor
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