Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
050 - Die Blutsauger

050 - Die Blutsauger

Titel: 050 - Die Blutsauger
Autoren: Lee Barton
Vom Netzwerk:
eine Woche nach dieser Begegnung, als er auf der Heimfahrt bemerkte, daß der Treibstoffanzeiger des Wagens fast auf »Leer« stand. Die Abkürzung über das Moor? Das könnte ermöglichen, daß er mit den letzten Tropfen Benzin bis nach Hause kam. Er war nicht besonders begeistert von der bevorstehenden unheimlichen Fahrt, aber was blieb ihm anderes übrig?
    Die niederen Hecken an der einen Seite der alten Straße badeten im Mondlicht, das geisterhafter und heller war als eine Woche vorher, denn nun war beinahe Vollmond, und die Nacht war klar. Leroy Thompson hatte seltsame Vorahnungen. Er versuchte sie abzuschütteln, aber es gelang ihm nicht. Er fragte sich, ob die Straße breit genug war, um umzudrehen, aber sie war es nicht. Außerdem hatte er bereits den halben Weg zurückgelegt, und der Rückweg würde den Rest Benzin aufbrauchen. Schon jetzt stand die Nadel fast auf »Leer«. Der Gedanke an einen unfreiwilligen Aufenthalt ohne die Möglichkeit weiterzufahren beunruhigte ihn über alle Maßen; eine unbestimmte Angst überkam ihn.
    Plötzlich gewahrte er sie wieder; sie stand reglos an der Hecke. Ihr blasses, liebliches Gesicht sah geradewegs in seine Richtung. Das Mondlicht schien auf ihr schwarzglänzendes Haar.
    Leroy bremste und stellte den Motor ab. Irgend etwas an der Situation war nicht in Ordnung. Er starrte einige Augenblicke lang hinaus auf das Stück Straße, das von den Scheinwerfern beleuchtet wurde. Dann dämmerte ihm die Erkenntnis, was ihn an der dunklen Gestalt und der mondbeschienenen, scheinwerferbestrahlten Szene da draußen so seltsam störte: direkt neben Lilette stand ein Baumstrunk, der einen mächtigen Schatten warf. Aber das Mädchen warf keinen Schatten. Er sah angestrengt auf die Stelle, an der sie stand, aber er hatte sich nicht getäuscht. Er war verwirrt. Dafür mußte es doch eine Erklärung geben!
    Da erfaßte ihn die Angst wie eine heiße Welle. Mit größter Willensanstrengung zwang er sich zur Ruhe und Kaltblütigkeit. Langsam lehnte er sich hinüber und öffnete die Tür.
    Mit fest aufeinander gepressten Lippen, aber dennoch lächelnd kletterte sie auf den Beifahrersitz. Ihr Parfüm war intensiver als beim erstenmal und Übelkeit erregend. Es berauschte und stieß ab.
    »Wo warst du, Leroy?« flüsterte sie. »Ich habe auf dich gewartet.«
    »Ich bin über die andere Straße gefahren«, gestand er.
    »Weshalb?«
    »Ich glaube, ich hatte Angst.«
    »Angst?«
    »Vor dir«, sagte er leise.
    »So jage ich dir also Angst ein? Ich bin doch nur ein Mädchen. Du bist ein großer, kräftiger Mann …«
    »Keine normale Angst«, sagte Leroy zögernd. »Nicht physische Angst meine ich.«
    »Was sonst?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Leroy, Liebling, wir vergeuden die Zeit mit Reden. Komm, küß mich …«
    Gebannt legte Leroy seine Arme um ihren verführerischen Körper. Seine Sinne waren aufgewühlt. Er hatte schon viele Frauen in seinen Armen gehalten, er liebte das Leben und die Liebe. Er hatte seinen Spaß, so oft es ging, und er ließ keine Gelegenheit, die sich ihm anbot, ungenutzt Vorbeigehen. Aber Lilette war anders als die anderen. Sie zog ihn mit einer geradezu verzehrenden Leidenschaft und heißen Ungeduld an sich, als wollte sie ihn verschlingen. Ihre Arme waren weich, aber unglaublich stark. Er fand keinen Atem, denn ihre Küsse wanderten von seinem Mund über seine Kehle. Er fühlte einen kleinen Stich, als ihre Zähne sich einen Augenblick lang in seinen Hals gruben. Es störte ihn nicht. Die Umarmung schien ewig zu dauern, und er genoß jede Sekunde. Dann ließ sie ihn los.
    Er sah sie an. Sie lächelte, ohne die Lippen zu öffnen.
    Irgend etwas hoch über ihnen warf einen Schatten, und für einen Sekundenbruchteil verschwand der Mond.
    »Ich muß gehen«, sagte sie hastig. »Komm bald wieder, Leroy, ich brauche dich!«
    »Morgen«, versprach er.
    Sie sprang aus dem Wagen und warf die Tür hinter sich zu.
    Gedankenverloren fuhr Leroy Thompson weiter in die Nacht. Aber eine halbe Meile später begann der Motor zu spucken und starb ab. Leroy versuchte zu starten, aber erfolglos. Er stieg aus und fluchte wild. Ein Blick auf das Armaturenbrett bestätigte ihm, daß seine ärgsten Befürchtungen wahr geworden waren: er hatte kein Benzin mehr.
    Er sah die einsame Straße auf und ab, aber es gab nicht das geringste Anzeichen dafür, daß die Gegend bewohnt war. Vielleicht waren Bauernhöfe in der Nähe, von wo aus er telefonieren konnte? Gegen ein Uhr dreißig morgens konnte er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher