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050 - Die Blutsauger

050 - Die Blutsauger

Titel: 050 - Die Blutsauger
Autoren: Lee Barton
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mündete. Und dann zu hoffen, daß ihn jemand bis zur nächsten Tankstelle mitnahm.
    Er stieg wieder aus und verfluchte sich herzhaft wegen der vergeudeten Zeit, die er aufgewendet hatte, um die Burg zu erreichen. Weshalb hatte Lilette bloß gesagt, sie lebte dort mit ihrem Vater? Weshalb bloß? Es war doch ganz offensichtlich, daß niemand dort lebte. Vielleicht hatte sie sein Klopfen nicht gehört? Aber er hatte laut genug gegen das Tor getrommelt.
    In Gedanken versunken, trottete er die Straße entlang, bis er endlich die Hauptstraße erreichte. Im Westen zeigten sich die ersten, flüchtigen Streifen Licht.
    Leroy Thompson war dem Schönen zugewandt und besaß genug Sinn, um die Ästhetik eines Sonnenaufganges richtig genießen zu können. Aber an diesem Morgen ließ ihn die Szene völlig kalt.
    Die Sonne stieg höher.
    Er sah auf die Uhr. Es war halb sieben.
    Um sieben Uhr früh blieb ein mitleidiger Lastwagenfahrer stehen und nahm ihn mit. Er fuhr bis zur nächsten Tankstelle, und ein freundlicher Tankwart fuhr ihn mit seinem Privatwagen zurück zu seinem Auto. Er füllte die fünf Liter Benzin ein und gab dem Helfer ein gutes Trinkgeld.
    Dann fuhr er in die nächste Stadt, wo er den Tank auffüllen ließ. Müde und erschöpft setzte er seine Heimfahrt fort.
    Er hatte bis zum Nachmittag keine Verabredungen, und seine Sekretärin war sehr wohl imstande, die anfallenden Routinearbeiten selbst zu erledigen.
    Während er in die Straße einbog, die zu seinem ’eleganten Appartement führte, spürte er einen seltsamen Schmerz unter seinem linken Ohr. Aber dann, als er todmüde in sein Schlafzimmer wankte, die Schuhe abstreifte und das Sakko auf einen Sessel warf, vergaß er völlig darauf. Er fiel ins Bett und schaffte es gerade noch, den Wecker einzustellen, bevor er einschlief.
    Das nächste, was er wahrnahm, war ein durchdringendes Schrillen. Er schrak auf und griff wütend nach dem Wecker, drückte den Alarmmechanismus mit unnötiger Heftigkeit, und das Geräusch verstummte. Leroy schlug die Decke zurück, setzte sich auf und betrachtete eine Weile schlaftrunken seine langen Beine, während er mit den Füßen nach seinen Pantoffeln angelte.
    Er ging ins Badezimmer, wo er bei seiner raschen Morgentoilette die beiden kleinen, roten Male an der Kehle bemerkte. Sie schmerzten. Er legte den Kopf in den Nacken, um sie besser betrachten zu können. Sie sahen wie zwei winzige Stiche aus …
    Er dachte an das Mädchen Lilette und grinste. Die kleine Hexe mußte ihn gebissen haben! Er holte eine Tube Penicillinsalbe und tat etwas davon auf die kleinen Wunden.
    Dann zog er sich fertig an, lief zu seinem Wagen hinunter und dachte nicht mehr an die kleinen Stiche.
     

     
    Die Verabredung am Nachmittag war nichts Außergewöhnliches. Als Juniorchef einer großen Architektur- und Vermessungsfirma gehörte es zu Leroy Thompsons Aufgaben, sich ganz besonders um Kunden zu kümmern, die aus dem Kreis kirchlicher Würdenträger stammten, denn Leroys Firma gehörte zu den führenden Spezialisten auf dem Gebiet der Kirchenarchitektur. Leroys Firma war stolz auf ihren guten Ruf als Berater bei Renovierungs- und Reparaturarbeiten. Und normalerweise machte diese Arbeit Leroy großen Spaß.
    Trotz seines eher grobknochigen Äußeren, einer scharfen Zunge und der verletzenden Launenhaftigkeit war Leroy Thompson ein Mensch, der das Beschauliche und Künstlerische liebte. Üblicherweise genoß er die Stille und Kühle einer großen Landkirche und die halblauten Gespräche mit dem Vikar, der um die Schönheit seines Gotteshauses bangte.
    Heute jedoch schreckte ihn der Gedanke, in eine Kirche gehen zu müssen. Er hatte nicht die geringste Ahnung, weshalb das so war, aber die Tatsache ließ sich nicht leugnen.
    Immer langsamer fuhr er durch die schöne Sussexer Landschaft, bis ihm ein Blick auf die Armbanduhr sagte, daß er nun seinen Fuß fest auf dem Gaspedal halten mußte, wenn er nicht zu spät zu seiner Verabredung mit dem Vikar kommen wollte. Und wenn Leroy Thompson eines haßte, dann war es Unpünktlichkeit.
    Die Straßen in Sussex gehören nicht zu den besten, aber Leroy war an solche Straßen gewöhnt. Er fuhr so schnell durch Sompting, daß er nicht einmal Zeit hatte, den alten Turm mit seinem originalsächsischen Dach zu bewundern, was er nie versäumte, wenn er in der Gegend war.
    Er fuhr durch den nächsten Ort und ließ den übernächsten hinter sich. Und dann kam der Ort, wo der Vikar bereits auf ihn wartete.
    Seine Furcht war
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